1:2 - Noch ist alles möglich!

Ein Gegentor in letzter Minute - und dennoch ist alles möglich! Hannover 96 unterlag im Viertelfinalhinspiel der Europa League bei Atlético Madrid mit 1:2 (1:1). Die Chance, im Rückspiel den Spieß umzudrehen, bietet sich aber allemal!

Schlaudraff für Abdellaoue
Hannovers Coach Mirko Slomka stellte seine Mannschaft im Vergleich zum Auswärtsspiel beim FC Bayern München auf einer Position um. Für Abdellaoue übernahm Jan Schlaudraff den Part des zweiten Angreifers. Atlético-Trainer Daniele Simeono setzte auf die zuletzt in der Europa League gegen Besiktas Istanbul erfolgreiche Elf. Im Vergleich zur 0:1-Niederlage in der Primera Division gegen Real Saragossa, bei der einige Stammkräfte nicht im Team standen, wurde allerdings kräftig rotiert. Zunächst auf der Ersatzbank musste der aus der Bundesliga bestens bekannte Diego Platz nehmen, für den nach seiner Verletzungspause ein Starteinsatz zu früh gewesen wäre.

Frühe Führung für Madrid
Die Gastgeber hatten im Achtelfinale gegen Istanbul bereits im Hinspiel mit einer fulminanten ersten Halbzeit und einer 3:0-Führung praktisch alles klar gemacht. Genau daran wollten die "Rojiblancos" auch gegen 96 anknüpfen. So tauchte Madrids Stürmerstar Falcao bereits in der dritten Minute das erste Mal vor Hannovers Schlussmann Ron-Robert Zieler auf, der aber klären konnte. Die Hausherren hielten den Druck auch in der Folge hoch und wurden nach neun Minuten mit dem Tor belohnt. Mario Suarez zog einen Freistoß aus halblinker Position mit viel Zug zum Tor, Falcao köpfte von der Abwehr alleine gelassen ein.

Weitere Chancen für Madrid
Die Roten brauchten rund eine Viertelstunde, um ihre ersten eigenen Vorstöße zu wagen. Die führten zwar zu keinen großen Chance - einzig bei einem von Christian Pander in die Mauer gesetzten Freistoß kam Gefahr auf - provozierten aber immerhin eine gelbe Karte auf Seiten der Madrilenen. Juanfran wurde nach einem Foul an Mame Diouf verwarnt und fehlt somit im Rückspiel. Die Torgelegenheiten hatten dagegen weiter die Spanier. So hatte Adrián an der rechten Strafraumkante viel Platz, setze seinen Schuss zum Glück aber am langen Pfosten vorbei (24.). Auch bei Falcaos unbedrängtem Kopfball aus vier Metern nach Flanke von Arda Turan fehlte die Genauigkeit, der Ball ging knapp über das Gehäuse (27.). Kurz darauf hieß es wieder Atem anhalten: Im Sechzehner baten erst Adrian und dann Falcao die 96-Defensive zum Tänzchen, vergaßen darüber allerdings den Abschluss.

Diouf macht das 1:1!
Dann aber zeigte sich die große Stärke der Slomka-Elf! Die Effektivität, die in der vergangenen Spielzeit den Weg nach Europa ebnete, sollte sich nun auch in Madrid bezahlt machen. Mit einem langen Ball setzte Steven Cherundolo auf der rechten Seite Lars Stindl ein, der scharf in die Mitte flankte. Dort stahl sich Diouf im Rücken von Miranda davon und schob aus sieben Metern in die rechte Ecke ein! Aus dem Nichts hatte 96 in der 38. Minute ausgeglichen und das wichtige Auswärtstor erzielt! Unglaublicher Jubel bei den über 3.000 mitgereisten Fans, während die Gastgeber einige Momente an dem Gegentreffer zu knabbern hatten. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff kamen sie nochmals gefährlich vor das Tor der Roten. Bei einer flachen Hereingabe Adriáns war Zieler jedoch hellwach und begrub die Kugel unter sich. So ging es mit einem auf Grund der Chancenverteilung glücklichen 1:1 in die Kabine, aber welcher 96-Fan störte sich da schon dran?

Madrid erneut mit Tempo
Zu Beginn der zweiten Hälfte startete Madrid wieder mit viel Tempo, und wieder war es Falcao, dem sich die erste Abschlussmöglichkeit bot. Aus 16 Metern verfehlte sein Versuch den Kasten von Zieler um einen halben Meter (47.). Die Slomka-Elf fand zwar deutlich besser in die Partie, der nächste Hochkaräter gehörte dennoch den Gastgebern. Nach einer Ecke kam Adrián am Fünfmeterraum völlig frei zum Kopfball, konnte das Leder aber nicht entscheidend drücken (51.). Eine Schrecksekunde hatten die Roten zwei Minuten später zu überstehen. Nach einer Freistoßflanke klärte Zieler mit beiden Fäusten, stieß dabei jedoch hart mit Mitspieler Diouf zusammen. Der Senegalese wirkte sichtlich angeschlagen, nach einer Behandlungspause ging es für den Stürmer zum Glück weiter.

Chancen auf beiden Seiten
In der 62. Minute hatte der kurz zuvor noch ausgeknockte Angreifer dann sogar das zweite Tor auf dem Schlappen. Der eingewechselte "Didi" Ya Konan flankte von der rechten Seite, in der Mitte entwischte Diouf wieder seinem Verteidiger, diesmal konnte Madrids Keeper Thibaut Courtois mit einem starken Reflex klären. Nur noch einmal sollten die 96er danach dem Atlético-Tor nah kommen. Stindl hatte auf der rechten Seite Platz und gab den Ball mit Tempo in die Mitte, hier rutschte "Kocka" Rausch leider um Zentimeter an der Kugel vorbei. Ansonsten hatten die "Rojiblancos" ein klares Übergewicht, konnten aber oft mit ihrem Ballbesitz nichts anfangen. So verpasste Falcao nach einem Freistoß am langen Pfosten (61.), ein Schuss von Turan ging links am Tor vorbei (64.). Danach verteidigte 96 mit viel Kampf und Herzblut, rettete das Unentschieden auch bei einer akrobatischen Einlage Falcaos in der 79. Minute.

Gegentor kurz vor Schluss
Bis zur 89. Minute hielt die Abwehr der 96er dem Druck der Gastgeber stand, ehe es doch noch zum späten zweiten Gegentor kam. Einen langen Ball an den Strafraum konnte die Defensive noch per Kopf klären. Den Abpraller nahm Salvio auf, behauptete sich gegen vier Leute und schlenzte das Leder unhaltbar aus 20 Metern in den rechten oberen Winkel. In der Nachspielzeit bot sich Atlético sogar noch die Chance zum dritten Treffer. Diego, in der 61. Minute eingewechselt und danach mit etlichen guten Szenen, setzte aus elf Metern zum Fallrückzieher an. Zieler tauchte blitzschnell ab und parierte stark.

Alles ist möglich!
So blieb es beim knappen Erfolg der Madrilenen, der auf Grund der Chancen- und Spielanteile zwar durchaus verdient war, letztlich dank des späten Tors von Salvio aber auch glücklich zustande kam. Im Rückspiel gilt es für die Roten nun, den Rückstand aufzuholen. Die Chancen zum Weiterkommen sind gegeben, ein 1:0-Erfolg würde bereits reichen. Möglicherweise kann es dann auch zum Vorteil der Slomka-Elf werden, dass der Gegner mit Juanfran, Gabi und Turan gleich auf drei gelbgesperrte Spieler verzichten muss, während bei Hannover keine Sperre bedacht werden muss. Alles ist möglich im Rückspiel, so lautet das Fazit nach einer hart umkämpften Europapokal-Nacht in Madrid.
rk

Statistik:

Atlético Madrid: Courtois – Juanfran, Godín, Miranda, Filipe – Turan, Gabi, Suárez, Koké (61. Diego) - Adrián (70. Salvio), Falcao

Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Eggimann, Pogatetz, Pander (70. Schulz) – Stindl, Schmiedebach (56. Ya Konan), Pinto, Rausch – Schlaudraff, Diouf (82. Abdellaoue)

Tore: 1:0 Falcao (9., Suarez), 1:1 Diouf (38., Stindl), 2:1 Salvio (89.)

Gelbe Karten: Juanfran (gesperrt), Gabi (gesperrt), Godin, Diego, Turan (gesperrt) / Pinto, Schlaudraff

Zuschauer: 29.000

Schiedsrichter: Lannoy (Frankreich)

hannover96.de