Hannover 96: Millionengewinn dank Europa League

Die Europa League tut Hannover 96 gut. Die Roten erwirtschaften erstmals einen Gewinn von mehr als drei Millionen Euro. Clubchef Martin Kind ist glücklich. Als Hauptgesellschafter musste er früher dazuzahlen.

Von Peter Hübner

Martin Kind strahlte. Der Vorstandschef, Hauptgesellschafter und große Zahlmeister bei Hannover 96 muss erstmals kein Geld zuschießen. "Wir haben durch die Europa-League-Spiele einen Umsatz von 80 bis 85 Millionen Euro erwirtschaftet. Davon wird ein Gewinn von drei bis fünf Millionen Euro übrig bleiben", sagte Kind auf der Jahreshauptversammlung des Vereins am Montagabend. "Das ist nicht viel, aber ich bin zufrieden."

Oft genug musste der Unternehmer in den vergangenen 13 Jahren ein Minus aus eigener Tasche ausgleichen. "In einer normalen Bundesliga-Saison kommen wir auf einen Umsatz von 55 bis 60 Millionen. Das reicht nicht für einen Gewinn", stellte Kind fest. Erst bei einer Summe von 80 Millionen plus X könne ein Club wie Hannover 96 einen Gewinn erzielen. Doch dafür sei die Wirtschaftskraft in der Region Hannover zu gering: "Wir müssen regelmäßig international spielen, um 80 Millionen Umsatz zu schaffen."

Drei Spieltage vor Saisonende kann das Team von Trainer Mirko Slomka die Europa League zum zweiten Mal nacheinander erreichen. "Ich wünsche mir von Herzen, dass wir uns noch einmal qualifizieren", sagte Kind. Damit sprach er den 250 anwesenden Mitgliedern aus der Seele. Die Profis fehlten, doch das nahm ihnen keiner krumm. Sie sollten nach der 0:1-Pleite in Hamburg, wo sie ausgebrannt wirkten, an zwei freien Tagen die Akkus aufladen. "Mitleid brauchen die Kerle natürlich nicht", sagte Kind in der für ihn typischen Art.

Der gut gelaunte Clubchef freute sich über den Zuwachs von fast 5000 neuen Mitgliedern auf nun 16 820. Erstmals konnte auch der Gesamtverein e.V. mit seinen Abteilungen von Badminton bis Schach einen Gewinn erwirtschaften. "96 ist nicht nur Fußball, sondern auch Breitensport. Dieses Bewusstsein muss man noch stärker verbreiten", forderte Kind. Fast euphorisch feierte der unumstrittene Vereinschef - von einer Opposition und den legendären Grabenkämpfen vergangener Jahrzehnte ist nichts zu spüren - die Leichtathletin Maren Schwerdtner. Kind verglich die Trainingsleistungen der deutschen Hallenmeisterin im Mehrkampf mit denen der gut bezahlten Fußballprofis, bat dann aber die Journalisten: "Schreiben Sie bloß nicht, was ich sage."

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