1:2 - Freiburg bestraft Aussetzer

Hannover 96 muss gegen den SC Freiburg eine bittere, aber verdiente 1:2 (1:1)-Niederlage hinnehmen.

Jonathan Schmid (11.) und Jan Rosenthal (56.) trafen für die Breisgauer, den zwischenzeitlichen Ausgleich markierte "Moa" Abdellaoue per Handelfmeter (33.).

Veränderungen in beiden Startformationen
Drei Veränderungen nahm 96-Trainer Mirko Slomka in seiner Startelf am 12. Spieltag vor: Jan Schlaudraff, "Moa" Abdellaoue und Hiroko Sakai ersetzten Manuel Schmiedebach, Didier Ya Konan und den angeschlagenen Steven Cherundolo stand erst gar nicht im Kader. Bei den Freiburgern nahm Coach Christian Streich indes zwei Wechsel vor. Sebastian Freis musste dem widergenesenen Jan Rosenthal weichen, Pavel Krmas spielte für den verletzten Matthias Ginter.

Statistik lässt die Freiburger kalt
Noch nie hatte der SC Freiburg in Hannover gewonnen, seit acht Spielen (vier Siege, vier Remis) sind die Roten gegen die Breisgauer ungeschlagen – eine durchaus angenehme Bilanz für das hannoversche Team. Mit dieser Serie im Hinterkopf starteten die 96er nach Anpfiff zunächst durchaus offensiv. Die von Slomka gewählte Systemvariante der Raute mit dem als "Zehner" spielenden Schlaudraff hatte sich im vergangenen Spiel gegen die Schwaben bewährt, doch sollte diese taktische Anordnung auch gegen den SC Freiburg von Erfolg gekrönt sein? Gegen die Erwartung der 96-Fans waren es jedoch die Gäste, die das Heft in die Hand nahmen und eh sich die Roten versahen, klingelte es bereits im Kasten von Torhüter Ron-Robert Zieler. Seine Vorderleute waren in diesem Moment alles andere als sattelfest, die Reihe der unglücklichen Verkettungen nahm seinen Lauf: Daniel Caligiuri spielte zunächst Lars Stindl auf links schwindelig, der anschließende Querpass suchte sich den Weg durch die Beine von Karim Haggui und Konstantin Rauschs und landete schließlich beim Torschützen Jonathan Schmid, der nur noch einzuschieben brauchte – 0:1 (11.). Auch im Anschluss zeigte sich die Streich-Elf unbeeindruckt von der bisherigen Statistik, ließ den Ball lieber munter durch die Reihen laufen – die Roten trugen das ein ums andere Mal dazu bei. Ungenauigkeiten im Passspiel und die auffallend fehlende Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen taten ihr Übriges, begründet durch individuelle Formschwächen bei einigen 96-Akteuren. Die Chance zum Ausgleich blieb dem Gastgeber aber nicht verwehrt. Mame Diouf bekam seinen Kopf nach Ecke Szabolcs Hustzis allerdings nicht rechtzeitig hinter den Ball (19.).Die Freiburger versuchten es indes aus der Distanz, zunächst Oliver Sorg aus rund 25 Metern, anschließend sein Mitspieler Mensur Mujdza, doch Zieler vereitelte die Schüsse (21.). Die Slomka-Elf zeigte sich stets bemüht, fand aber in den ersten 30 Minuten nicht den Schlüssel für die Ausgleichstür. Bis zur 31. Minute: Stindl hatt mit voller Wucht aus kurzer Distanz abgezogen, Caligiuris Hand verhinderte den direkten Weg des Balls aufs Tor. Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied sofort auf Strafstoß. "Moa" Abdellaoue fackelte nicht lange und versenkte den fälligen Elfmeter in Oliver Baumanns Maschen - 1:1-Ausgleich (33.). Die dicke Möglichkeit zur erneuten Gäste-Führung vergab Julian Schuster, zunächst aus 11 Metern, den abgewehrten Versuch setze er per Kopf über die Latte (39.). Nach einer mäßigen ersten Hälfte ging es für beide Teams in die Kabinen.


Viel Arbeit für die 96-Defensivabteilung. Mario Eggimann ist hier den entscheiden- den Schritt schneller als sein Freiburger Gegenspieler Dembele.

Moral und Kampfgeist 1, Tore 0
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten brachte Slomka Sergio da Silva Pinto für Christian Schulz, die taktische Ausrichtung blieb. Dank einer grandiosen Glanzparade hielt Zieler nur wenige Minuten später sein Team im Spiel. Nachdem dem heute auffallend spielenden Caligiuri der Ball im Fünfmeterraum vor die Füsse gefallen war, brauchte dieser eigentlich nur noch das Spielgerät im 96-Tor unterzubringen. Doch die Rechnung hatte der Freiburger ohne den hannoverschen Nationalkeeper gemacht, der dank seiner glänzenden Reflexe einen Einschlag verhinderte (49.). Doch das Unentschieden sollte nicht lange Bestand haben. Nur sechs Minuten später war es ausgerechnet Jan Rosenthal, der seinen ehemaligen Teamkollegen einen Treffer einschenkte und seine Farben mit 2:1 in Front brachte (55.) – nicht ohne sich bei Haggui zu bedanken, der den Ball zuvor im Zweikampf hergeschenkt hatte. Das Gegentor mobilisierte noch einmal Kräfte bei den Roten, spielerisch blieben die 96er aber weiterhin unter ihrem möglichen Niveau. Schmid prüfte Zieler (61.), der sich über Arbeit an diesem Tag nicht beklagen konnte. Hätten die Breisgauer in der Halbzeitpause statt Tee Zielwasser getrunken, wäre die Chancenausbeute durchaus höher gewesen. Doch auch im gegnerischen Sechzehner tat sich etwas. Die 96-Tugenden Kampfgeist und Moral kamen zum Vorschein, zahlten sich jedoch nicht in Form eines Torerfolgs aus. Wie sich die 96er auch mühten – an diesem Tag war Effektitivät ein Fremdwort. Eggimann nickte den Ball über die Querlatte (66.), Ya Konan scheitere im letzten Moment an Baumann (76.). Das Wort Kopfsache sollte in den heutigen 90 Minuten seinen zwei Bedeutungen nachkommen.


Kein Durchkommen: Auch Artur Sobiech konnte nach seiner Einwechslung nicht den entscheidenden Punch setzen

Kein Heimdreier - trotzdem Platz sechs
Nicht nur psychisch mit einem Knoten im Kopf, sondern auch physisch den selbigen in den Beinen machte dieser den Roten das Fußballeben schwer. Den Ausgleich hatte Huszti mit der Stirn parat, der Ball strich jedoch wie so oft in dieser Hälfte am Toreck vorbei (78.). Die 96er warfen in der letzten Viertelstunde noch einmal alles in die Waagschale, mühten sich um den Gewinn zumindest eines Punktes. Freiburg hingegen lauerte auf Konterchancen, die sich das ein oder andere Mal aufgrund der komplett aufgerückten Leinestädter ergaben. Die Begegnung endete, wie sollte es anders sein, mit einer vergebenen Möglichkeit in der Schlussminute durch Diouf per Kopf - symptomatisch für das heutige Spiel.

Die Gemeinsamkeit des heutigen 12. Spieltages: Kalt erwischt hat es nicht nur die 43 800 Zuschauer in der AWD-Arena, sondern auch Slomkas Team, das unter seinen Möglichkeiten blieb und dafür eine 1:2-Niederlage einstecken musste. Trotzalledem rangieren die 96er auf dem zwischenzeitlichen sechsten Tabellenplatz und sorgen somit zumindest für eine herzerwärmende Platzierung für alle Fans der Roten.
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Statistik:

Hannover 96: Zieler - H. Sakai (62. Ya Konan), Eggimann, Haggui, Rausch - C. Schulz (46. da Silva Pinto) - Stindl, Huszti, Schlaudraff - M. Diouf , Abdellaoue (59. Sobiech)

SC Freiburg: Baumann - Mujdza (86. Hedenstad), Krmas, Diagne, Sorg - Makiadi (76. Guedé), Schuster - Schmid, D. Caligiuri - Rosenthal (84. Dembelé), M. Kruse

Tore: 0:1 Schmid (11.), 1:1 Abdellaoue (33./FE), 1:2 Rosenthal (56.)

Gelbe Karten: Huszti, Sobiech / Mujdza

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)

Zuschauer: 43 800

Fotos: deisterpics
hannover96.de