Fußballfans halten die Polizei in Atem
16.02.2012 22:51 Uhr

Vor dem Europa-League-Spiel in der AWD-Arena zwischen Hannover 96 und Brügge hat die Polizei alle Hände voll zu tun, gewaltbereits Fans auseinander zu halten. Am frühen Abend versuchten deutsche und belgische Hooligans mehrfach, eine Auseinandersetzung in der Altstadt anzuzetteln. Die Polizei will Wasserfwerfer positionieren.

Hannover. Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei sind am Donnerstag mehrere Hundert belgische Fußballfans durch die Innenstadt gezogen. Die Anhänger des FC Brügge waren bereits am Mittag in Bussen angereist, um sich auf das Europokalspiel gegen Hannover 96 am Abend einzustimmen. Entgegen den Befürchtungen von Polizei und Geschäftsleuten kam es jedoch nicht zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der beiden Vereine. Weil sich unter den rund 3000 angereisten Belgiern auch 700 als gewaltbereit bekannte Fans befanden, sicherte die Polizei die Innenstadt mit mehreren Hundertschaften.

Zu vereinzelten Auseinandersetzungen mit der Polizei kam es gegen Abend, als sich eine Gruppe belgischer Fans auf den Weg von der „Sansibar“ zum Stadion machte. Gegen 19 Uhr flogen den Polizisten Flaschen entgegen, die Beamten setzten Reizgas und Schlagstöcke ein. Anschließend geleiteten sie die Gruppe bis zum Gästeeingang am Stadion.

Unterdessen hatten sich in der Kramerstraße, die unter hannoverschen Fans ein beliebter Treffpunkt ist, Hunderte 96-Anhänger versammelt. Auch hier flogen Flaschen auf die Beamten, die die Gruppe zum Stadion begleiteten. Ein Randalierer wurde in Gewahrsam genommen. „Auf dem Weg zum Stadion versuchten beide Gruppen vergeblich, aus dem Spalier der Polizisten auszubrechen“, berichtete Polizeisprecher Stefan Wittke am Abend. Offenbar wollten sich die gewaltbereiten Fans doch noch, wie verabredet, zu einer Prügelei treffen.

Zuvor war der Durchzug belgischer Fangruppen durch die Innenstadt überwiegend friedlich geblieben. Bereits gegen 13 Uhr waren etwa tausend belgische Fans in Bussen an der AWD-Arena eingetroffen. Von dort zogen die Mitglieder der „Blue Army“, wie sich die Anhänger des FC Brügge nennen, in großen Scharen in die City. Ihr erster Anlaufpunkt war das „Dublin Inn“ an der Marktkirche. Der Irish Pub ist für Anhänger von Gastmannschaften ein beliebter Treffpunkt vor dem Spiel. Innerhalb von Minuten war die Kneipe überfüllt, und in der Menschentraube vor dem Eingang flogen die ersten Knallkörper und Flaschen auf die Straße. Die Polizei bildete mehrere Ketten zwischen dem „Dublin Inn“ und dem Eingang der Kramerstraße. Denn dort sammelten sich zur gleichen Zeit einige Ultras­ von Hannover 96. Unbeteiligte konnten die Kontrollen problemlos durchqueren. Nur die zum großen Teil angetrunkenen Fans wurden von den Beamten abgehalten.

Am späten Nachmittag strömten immer mehr belgische Fans grölend in Richtung Innenstadt. Etwa zweihundert von ihnen machten für mehrere Stunden am Platz der Weltausstellung halt. In wenigen Minuten war das „Café Extrablatt“ voll mit zumeist angetrunkenen Brügge-Fans, von denen einige vor dem Café sogar begannen, Fußball zu spielen. Vereinzelt wurden vor dem Café Knallkörper gezündet. Da sich die Fans ansonsten friedlich verhielten, ließen sich die Passanten von dem Treiben aber kaum stören. „Da keine Personen gefährdet sind, greifen wir nicht ein. Sonst könnte die Situation aus dem Ruder laufen“, sagte einer der Konfliktmanager der Polizei.

Lediglich vor dem Klub „Sansibar“ am Steintor drohte die Situation kurzzeitig zu eskalieren. Dort hatten sich am späten Nachmittag etwa 70 als gewaltbereit bekannte Anhänger des FC Brügge versammelt. Es habe Hinweise gegeben, dass sich Fußballrowdys beider Klubs im Steintorviertel zu einer Prügelei verabredet hatten, berichtete der Einsatzleiter Guido von Cyrson. Als sich die belgischen Hooligans gegen 16 Uhr an der „Sansibar“ versammelten, verlegte die Polizei rund ein Dutzend Einsatzwagen, später auch einen Wasserwerfer dorthin. Da sich jedoch keine 96-Fans dem Steintor näherten, blieben die befürchteten Krawalle aus. Dennoch blieb die Anspannung hoch, denn bis zum Abend herrschte Unklarheit, wo sich die Gruppen mit gewaltbereiten 96-Ultras aufhielten.

Wie die Polizei mitteilte, waren Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann und Hannovers Polizeipräsident Axel Brockmann zeitweise vor Ort, um den Einsatz zu begutachten. Unterdessen aktualisierte die Polizei laufend ihre Facebook-Seite und informierte über die aktuelle Lage in der City – sowohl auf Deutsch als auch auf Flämisch.

Tobias Morchner und Michael Soboll