2:2 - Später Elfmeter kostet Punkte

Schlimme dreißig Minuten, Rückstand, Spiel gedreht - und am Ende doch nicht belohnt: Die Partie der Roten nahm einen kuriosen Verlauf und endete schließlich 2:2.

Nachdem die Gäste durch Bellinghausen in Führung gegangen waren (12.), sorgten Karim Haggui (33.) und Mame Diouf (68.) für das zwischenzeitliche 2:1, bevor Callsen-Bracker dem FCA per Foulelfmeter einen Punkt rettete (89./FEM).

Haggui für Eggimann
Während Gästecoach Joy Luhukay keinen Grund hatte, gegenüber dem 3:0-Erfolg gegen Hertha BSC Änderungen vorzunehmen, war 96-Cheftrainer Mirko Slomka gezwungen umzustellen. Für den verletzten Schmiedebach (Muskelfaserriss Hüfte) rückte der nach Infekt wieder hergestellte Pander in die Startelf. Zudem erhielt Haggui in der Innenverteidigung gegenüber dem 1:3 in Dortmund den Vorzug vor Eggimann.

Sturm und Drang des FCA
Der Aufsteiger zeigte von Beginn an ein couragiertes Spiel und wenig Respekt vor den in der Liga zuhause noch ungeschlagenen Roten. Die Hausherren dagegen schienen in der ersten halben Stunde gar nicht auf dem Rasen zu stehen, präsentierten sich zweikampfschwach und ließen so die Fuggerstädter zahlreiche Großchancen kreieren. Die erste davon konnte der FCA sogleich zur Führung nutzen: Oehrl legte von der Strafraumgrenze auf Axel Bellinghausen zurück, der das Spielgerät aus 20 Metern mit viel Übersicht unhaltbar in die linke Ecke schlenzte (12.). Im Anschluss an diesen Schock hatte die Slomka-Elf viel Glück, nicht schnell uneinholbar in Rückstand zu geraten, der Defensivverbund erinnerte zeitweilig an einen Hühnerhaufen. So konnte FCA-Außenverteidiger Verhaegh ungestört zu einem Solo ansetzen, an dessen Ende er auch noch Ziele rumkurvte, dann aber in Rückenlage am leeren Tor vorbeischoss (18.). Nach einem Ausrutscher von Pogatetz konnte Cherundolo gerade noch gegen den einschussbereiten, aber zögerlichen Bellinghausen klären (22.), kurz darauf landete ein Lupfer Oehrls auf den Tornetz (23.). Wie der FCA-Stürmer stand wenig später auch Ostrzolek mutterseelenallein vor Zieler, schob die Kugel aber am langen Eck vorbei (26.). Ein Volleyschuss Baiers im Anschluss an eine Ecke (28.) beendete dann die Sturm-und Drangphase der Gäste. Mit der Einwechslung Rauschs für den angeschlagenen Pogatetz (Knieprobleme) schien ein Ruck durch die Roten zu gehen, der neue Mann leitete sofort die erste große 96-Gelegenheit ein. Rausch setzte sich stark gegen Verhaegh durch, doch Diouf und Abdellaoue verpassten sie scharfe Hereingabe von links haarscharf (29.). In der 33. Minute sorgte einmal mehr ein Standard für den schmeichelhaften 96-Ausgleich: Pander servierte eine Ecke von rechts und Karim Haggui beförderte das Spielgerät per Kopf in die Maschen! Fast hätte Pinto den bisherigen Spielverlauf nach einem schönen Doppelpass mit Stindl sogar noch auf den Kopf gestellt, doch der Sechser scheiterte am ausgefahrenen Fuß von FCA-Keeper Jentzsch (40.).


Alle Hände voll zu tun: Lars Stindl im Duell mit dem Augsburger Baier

Diouf dreht Partie – bis zum Strafstoßpfiff
Zur zweiten Hälfte kamen die Roten mit Ya Konan für den wirkungslosen Abdellaoue aus der Kabine. Und endlich wirkten die Gastgeber griffiger und drängten verstärkt auf die eigene Führung. Fast hätte Ostrzolek seinen eigenen Schlussmann nach Hereingabe des starken Rausch bezwungen, doch Jentzsch verhinderte den Einschlag (50.). Nach einer Stunde musste der Augsburger Keeper gegen einen 25-Meter-Flatterball Pintos erneut seine Fäuste ausfahren (61.). Für ihre Bemühungen belohnt wurde die Slomka-Elf schließlich in der 68. Minute: Nach einer Faustabwehr Jentzschs brachte Pinto aus vollem Lauf von links eine starke Flanke an den langen Pfosten, wo Diouf artistisch gegen den noch nicht optimal postierten Jentzsch einköpfen konnte – Hannover hatte die Partie gedreht! Fast hätten die Roten den Sack kurz darauf zugemacht, doch Verhaegh konnte Pintos Versuch gerade noch von der Ecke kratzen (71.). Nach dieser Szene jedoch überließen die Gastgeber dem Aufsteiger die Schlussphase, der in der 83. Minute so plötzlich durch Oehrl zu einer Doppelchance kam. Zuerst rettete Zieler stark gegen den Gästestürmer, wenige Sekunden später landete dessen Kopfball neben dem linken Pfosten. So passierte tatsächlich doch noch das Befürchtete: Schiedsrichter Schmidt zeigte in der Schlussminute der regulären Spielzeit auf den Elfmeterpunkt, nachdem Ndjeng im Zweikampf mit Schulz abgehoben hatte – eine diskussionswürdige Entscheidung, die 96 zwei Punkte kosten sollte. Denn Jan-Ingwer Callsen-Bracker ließ sich diese Chance nicht entgehen und verwandelte sicher zum späten 2:2-Ausgleich.


Spiel gedreht, leider nicht lange: Mame Diouf bejubelte seinen
Treffer artistisch

Schulz gesperrt beim direkten Kontrahenten Bremen
Wenn auch bitter für die Roten, hat sich der Gast aus Augsburg den Punkt bei den Niedersachsen aufgrund der ersten Halbzeit verdient. Durch die späten Punktverluste verpassen es die Roten, in der Tabelle am Konkurrenten Bremen vorbeizuziehen und bleiben vor dem direkten Duell am kommenden Wochenende im Weserstadion Tabellensiebter. Dort fehlen wird Christian Schulz, der seine fünfte Gelbe Karte kassierte. Zuvor tritt die Slomka-Elf aber noch zum Achtelfinal-Hinspiel der Europa League in Lüttich an.
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Statistik:

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz (26. Rausch), Schulz - Stindl, Pinto, Schlaudraff (87. Sobiech), Pander - Abdellaoue (46. Ya Konan), Diouf

FC Augsburg: Jentzsch – Verhaeg, Sankoh (67. Mölders), Langkamp, Ostrzolek – Callsen-Bracker, Hosogai, Bellinghausen (74. Hain) – Koo (74. Ndjeng), Baier - Oehrl

Tore: 0:1 Bellinghausen (12., Oehrl), 1:1 Haggui (33., Pander), 2:1 Diouf (69., Pinto), 2:2 Callsen-Bracker (89., FEM, Ndjeng)

Gelbe Karten: Schulz (gesperrt) / Sankoh

Schiedsrichter: Matthias Schmidt (Stuttgart)

Zuschauer: 42.300

hannover96.de