Paolo Guerrero will nicht als Stürmer Nummer drei eingestuft werden
HSV: "Olic und Petric sind nicht besser als ich"

Hamburg -

Er kennt das Gefühl. "Ich habe wirklich nichts Böses gemacht und wurde für sechs Spiele gesperrt", klagt Paolo Guerrero, der genau genommen noch bis April pausieren muss. Zum Glück des HSV gilt diese Sperre jedoch nur für die peruanische Nationalmannschaft. "Sonst hätten wir ja gar keinen Angreifer mehr für Sonntag.", sagt der Peruaner, dessen Sturmkollege Mladen Petric sich heute Abend in Frankfurt am Main vor dem DFB-Sportgericht für seine Rote Karte aus der Partie beim Karlsruher SC verantworten muss. "Ein Witz. Er wurde zu Unrecht bestraft. Mladens Aktion war niemals ein Platzverweis", sagt Guerrero und lächelt belustigt, "ich hoffe nur, das Gericht sieht es auch so."

Nicht ganz so lustig empfindet Guerrero indes seine persönliche Situation in Hamburg. "Ich sehe mein Kind regelmäßig (der vier Jahre alte Sohn Diego lebt in München bei der Mutter, d. Red.). Privat ist alles super", sagt der Sammler von Baseball-Mützen, "und sportlich hoffentlich auch." Hintergrund: Als Joker im Sommer 2006 vom FC Bayern zum HSV gekommen, wollte der Fan nobler Autos gerade dieses Image in Hamburg ablegen - und schaffte dies spätestens 2006/2007, als er mit wichtigen Treffern maßgeblich zum Klassenerhalt des Bundesliga-Urgesteins beisteuerte und zum Stammspieler aufstieg. "Paolo ist inzwischen weit mehr als ein Joker", hatte Sportchef Dietmar Beiersdorfer zu Saisonbeginn 2008/2009 wiederholt gelobt, "er gehört für mich in Topform sogar zu den besten Angreifern Europas."

Dennoch, und genau das stört dann auch den nach eigener Aussage "sehr, sehr glücklichen" peruanischen Nationalspieler, beim HSV ringen mit Olic und Petric offenbar noch zwei weitere europäische Topstürmer um die zwei Positionen im HSV-Sturm - und beide scheinen momentan höher eingestuft zu werden als er selbst. "Sie sind beide sehr gut, gar keine Frage", sagt Guerrero, der sich mit der Situation allerdings nicht abfinden will, "aber sie sind ja nicht besser als ich. Ich glaube, dass ich schon der sein muss, der von Beginn an spielt."

Zumindest am Sonntag wird es trotz der Rückkehr von Ivica Olic nach dessen Sperre wohl wieder so sein - eine Streichung der Petric-Strafe gilt als höchst unwahrscheinlich. "Wichtig für mich wird am Ende die Situation, wenn der Trainer das erste Mal wieder alle drei von uns einsetzen kann. Dann sehe ich, wie er sich entscheidet und aufstellt. Dann weiß ich, was er von mir hält."

Egal wie, bis auf weiteres kommt es auf Guerrero an. Und das weiß der "Krieger", wie der Nachname des 25-Jährigen übersetzt wird, auch. "Ich bin fit, verstehe mich mit egal wem vorne. Und ich treffe." Bislang zwar erst vier Mal in dieser Bundesligasaison - allerdings wurde der technisch versierte Rechtsfuß in seinen 17 Saisonspielen auch vier Mal ein- und sieben Mal ausgewechselt. Zudem bekleidet Guerrero nicht selten eine für ihn neue Position. "Ich spiele inzwischen ja sehr oft hinter den Spitzen", so Guerrero, "und das bedeutet viel Arbeit - nach vorn wie auch nach hinten." Ein Fakt, der seine Torquote verschlechtern würde - ihn aber nicht stört. "Ich habe lange Zeit nicht richtig im Sturmzentrum auf der Neun gespielt - sondern eher wie Rafael van der Vaart letztes Jahr etwas dahinter. Der Trainer will mich da auch einsetzen", so Guerrero, der in der ungewohnten Position auch eine Chance sieht. Als neuer Rafael van der Vaart? "Nein", lacht Guerrero und scherzt, "wenn schon, dann bin ich der bessere van der Vaart. Aber mal ehrlich, so könnten wir alle drei, Mladen, Ivi und ich, spielen. Und das hat in der Hinrunde doch immer gut geklappt."

Insbesondere ihre unterschiedlichen Spielweisen könnten ein großes Plus darstellen. "Ich war immer eher der Typ, der den besser postierten Mitspieler anspielt, während andere Stürmer voll auf Tore gehen." Das habe ihn auch beim HSV ins Hintertreffen gebracht. "Mladen und Ivica sind halt Vollblutstürmer, deren erster und zweiter Gedanke sind eigene Tore. Ich bin deutlich weniger egoistisch als die beiden, ohne das böse zu meinen - schließlich funktioniert es so sehr gut."
sm

erschienen am 12. Februar 2009

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