Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder zu erschreckend brutalen Polizeieinsätzen bei HSV Spielen gekommen ist, wurde eine Faninitiative gegründet: HSV Fans beobachten Polizei.

Hierbei werden nach kritischen Polizeieinsätzen Berichte verfasst und diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht um zu zeigen mit welche überzogenen Härte die Polizei teilweise gegen zum überwiegenden Teil unschuldigen Fans vorgeht.





08. Mai 2010 Werder Bremen – Hamburger e.V.
Im Vorfeld der Partie haben sich Vertreter der Landespolizei Bremen, der beiden Fanprojekte und Fanvertreter der beiden Vereine zusammengesetzt, über die letzten Begegnungen gesprochen und darüber, wie es in der Zukunft besser ablaufen kann. Dies ist aus Sicht der Fans ein großer Fortschritt gewesen. Zitat von einem Fan, der seit Jahren zu HSV Spielen fährt: "Endlich hört uns mal jemand zu." Auf der Supporters Club Internetseite wurde ein Brief der Polizei Bremen (Direktion ZES) veröffentlicht. Der Brief beinhaltete Anweisungen, die zu einer friedlichen Stimmung beitragen sollten. Unter anderen wurde darauf hingewiesen, dass keine Hunde mehr zum Einsatz kommen werden. Bei jeglicher Art von Problemen dürfte man sich bei der Fanbetreuung der Polizei melden, die dann unter Umständen Kontakt mit der Einsatzleitung aufnimmt. Bei Störungen werde die Polizei sofort handeln und Störenfriede von den friedlichen Fans trennen. Außerdem gab es ein Flaschen- bzw. Alkoholverbot. Darunter ein freundlicher Gruß vom Leiter der Direktion ZES, Rainer Zottmann.

Im Vorfeld des Spiels wurde zudem auf der Supporters Club Internetseite zu „Fair Play" aufgerufen und in Bremen hingen Plakate in der gesamten Stadt mit der Aufschrift "seid fair". Es gab für dieses Spiel 3.500 Karten für die Gästefans aus Hamburg, von denen der Großteil aufgrund der geringen Entfernung mit der Bahn anreiste.


Bereits seit einiger Zeit hat die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH auf allen von ihr betriebenen Strecken ein Glasflaschen- und Alkoholverbot auf allen Bahnstrecken von Hamburg nach Bremen eingeführt. Der "Hauptmetronom" mit HSV-Fans ist um 11.15 Uhr ab Hamburg Hauptbahnhof losgefahren. Bereits am Hamburger Hauptbahnhof wurden viele Flaschen konfisziert und entleert. Die 15 mit der Kontrolle betrauten Polizisten haben sich sehr freundlich verhalten, als sie die Fans nach Flaschen, Waffen, Drogen, ...(verdächtige Gegenstände) durchsuchten. Während der Zugfahrt waren je Tür ca. 2-3 Polizisten mit im Zug, die friedlich und sehr defensiv agierten. Die Hinfahrt verlief friedlich, die einzige Ausnahme war, dass in Rotenburg, obwohl im Zug noch ein wenig Platz war, keine weiteren HSV Fans einsteigen durften.


Bei der Ankunft in Bremen hielten sich oben im Gleisbereich ca. 20 Beamte auf, zudem zwei angeleinte Hunde mit Maulkorb, obwohl vorab angekündigt wurde, dass keine Hundestaffeln vor Ort sein sollten. Gemeinsam mit den Fans stieg auch eine Gruppe Schwerbehinderter ,,nicht Fußballfans" aus dem Zug. Ein ungefähr 9jähriger, behinderter Junge wurde von einem Polizeihund angesprungen. Alle Fans mussten das Gleis durch einen einzigen Abgang, der mit Barrieren abgesperrt wurde, verlassen und die Fans wurden direkt auf den Bahnhofsvorplatz geleitetet. Dort waren einige Hundertschaften, die das Einsteigen der Fans in die bereitstehenden Busse überwachten. In einem Nebengebäude beobachten 5 Beamte der Polizei den Einstieg. Die Fans, die noch auf dem Bahngleis im Raucherbereich standen, wurden freundlich aber bestimmt von den Beamten weggeschickt. Von der Fanseite kamen die üblichen Schmähgesänge gegenüber den Bremer Fans und ein Böller wurde gezündet. Ansonst war nichts Auffälliges zu bemerken. Die Beamten bei den Bussen, die alle HSV Fans an den Osterdeich bringen sollten, nahmen allen Anwesenden die Getränkeflaschen ab - auch Plastikflaschen, die keine alkoholischen Getränke enthielten. Diskussionen wurden sofort mit den Worten abgeblockt, dass es eine Bestimmung der Stadt Bremen sei; andere Polizisten verwiesen Fans an die Hamburger Fanbetreuer, bei denen sie sich beschweren sollten. Der Hintergrund des Verbotes des Mitführens antialkoholischer Getränke in Plastikflaschen wurde nicht erläutert und stieß bei den Fans auf Unmut. Denn Trinken ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Die Fahrt dauerte sehr lange, da häufig an roten Ampeln gestoppt wurde. Durch die lange Fahrzeit wurden die Fahrgäste zunehmen unruhig und nervös. Vorbeigehende Bremer Anhänger trugen ihr Übriges dazu bei, eine gespannte Atmosphäre herzustellen.


Auf dem Osterdeich warteten bereits 20 Pferde, Polizeihunde ohne Maulkorb und rund 300 Polizisten darauf, dass die Busse ankommen. Vereinzelt gab es nochmals eine Körperdurchsuchung. Vom Osterdeich aus konnten sich die HSV Fans dann auf ca. 1,5 km in der Länge und 40m Breite „frei" zum Stadion bewegen. Die Polizeipräsenz war hoch, jedoch blieben die Einsatzkräfte eher im Hintergrund und griffen kaum ein. Der Hamburger Hauptmob machte die schon fast üblichen Zick-Zack-Läufe am Deich, um die Polizei zu provozieren, allerdings reagierte die Polizei hierauf auch eher gelassen. Kritisch anzumerken ist, dass man sich trotz Glasflaschenverbot am Osterdeich mit Bier in Glasflaschen eindecken konnte. Kurz vor dem Stadion standen auf dem Deich vereinzelte Bremer Fans, die sich lautstark Gehör verschafften mit den üblichen ,,Schei... HSV" rufen, die die Menge provozierten. Dort wurde es auch alles etwas hektischer und die Polizei verhinderte das Aufeinandertreffen beider Fanlager. Bei dieser Situation vergas die Polizei, dass es nur einzelne Personen waren und nicht alle an einer Konfrontation Interesse hatten. Als sich die Beamten den Fußballfans nährten (im Laufschritt), die eben kein Interesse an Stress hatten, traten Sie denen von hinten in die Beine und schubsten Sie in einer übertriebenen Weise, obwohl die Fans schon ausweichen wollten. Auf Anfrage bei den Beamten, warum Sie nicht einfach die 10 provozierenden Bremer vom Gästebereich entfernen, kam nur die Antwort "Ich würde es auch tun, aber mein Einsatzleiter entscheidet das".

Am Stadion konnte man an verschiedenen Ständen noch ein Getränk zu sich nehmen. Die Einlasskontrollen wurden vom Hamburger Ordnungsdienst durchgeführt, welche ohne besondere Vorkommnisse abliefen. Im Block war wiederum der Hamburger Ordnungsdienst anwesend, aber nur in geringer Anzahl und im Hintergrund.


Nach dem Spiel wurden die HSV Fans beim Rausgehen von der Polizei angewiesen, den Weg am Osterdeich zurück zu gehen, um dort von den Bussen abgeholt zu werden. Generell versuchte die Polizei, die beiden Fanlager früh zu trennen. Beim Verlassen des Stadions war noch alles ruhig, doch bereits zu Beginn des Deiches war eine große Polizeikette, sowohl auf dem Deich als auch unten am Gehweg, aufgestellt worden, um die Hamburger von den Bremern zu trennen. Die Anzahl der Beamten wird auf ca. 2 Hundertschaften geschätzt. Die ersten Pöbeleien wurden von beiden Gruppen ausgetauscht, wobei die Bremer sich hinter den oben auf dem Deich befindlichen Beamten aufhielten und erste Flaschen aus diesem Bereich in Richtung der Hamburger Fans geworfen wurden. Ein Teil der Hamburger nahmen diese Provokationen dankend auf, um ihrerseits einige Sprüche loszulassen. Ein kleiner Teil versuchte, den Deich hinaufzulaufen, wurde aber souverän von der Polizei zurückgedrängt. Kurz darauf flogen wieder einige Glasflaschen aus dem Bremer Lager und einige Hamburger erwiderten dies und versuchten erneut, den Deich zu stürmen. Daraufhin attackierte die Polizei die Hamburger Fans mit Schlagstöcken und Pfefferspray und auch die Reiterstaffeln ritten in die wartende Menge. Die Polizei riegelte nun den Weg zum Osterdeich ab und auf Nachfrage, warum man nicht wie angewiesen zu den Bussen gehen dürfe, wurde nur erwidert „ihr geht da nun nicht mehr hin".

Einige Hamburger, die die Beamten als Störenfriede ausmachten, wurden auf dem Boden festgehalten und später abtransportiert. Hier muss man sagen, dass die Brutalität, mit der manche zu Boden gedrückt wurden (nachdem man sie gefesselt hatte), übertrieben war. Das Filmen mit Handys sowie fotografieren wurde untersagt mit der Drohung, die Handys zu konfiszieren. Unter den rd. 300 Personen, die sich in dem abgesperrten Bereich am Deich befanden, waren Familien, Kinder und sogar ein junger Mann auf Krücken. Einige Hamburger lagen auch verletzt von Schlagstöcken, Pfefferspray und Tritten der Beamten am Boden. Auf die Frage an einige Beamte, ob sie den Verletzten nicht Hilfe leisten können, antworteten einige Beamte, dies sei nicht ihr Verantwortungsbereich. Durch den Einsatz des Pfeffersprays bzw. des Tränengases und der Schlagstöcke wurde zwei Personen schwer verletzt. Einer von ihnen muss den Symptomen nach einen Schlag auf den Kopf und auf dem Bauch bekommen haben, denn lt. Aussage des Einsatzleiters der Feuerwehr wurde ein Verdacht auf Gehirnerschütterung und ein akutes Abdomen (nach Ausschüttung eines bestimmten Hormons, brettharter Bauch) diagnostiziert. Doch bis dieser mit seinen Helfern zu den Verletzten vordringen konnte, hatte es mehrere Anrufe durch umstehende HSV Fans beim Notruf bedurft und Androhungen von Anzeigen wegen unterlassener Hilfeleistung gegenüber den Beamten. Auch der Versuch des Hamburger Fanbetreuers, sich den 11 am Boden liegenden Verletzten zu näheren und erste Hilfe zu leisten, wurde durch Beamte unterbunden und er wurde mit den Worten „Verpiss dich" von den Polizisten weggeschubst. Als der Fanbeauftragte wiederholt versuchte, erste Hilfe zu leisten, wies er sich ohne Aufforderung als Fanbeauftragter aus, woraufhin Polizeikräfte die Hände an den Schlagstock rissen und ihn mit den Worten „jetzt wird es Zeit für dich zu gehen" drohte. Es hat mindestens 15 Minuten gedauert, bis die Feuerwehr zu den verletzten HSV Fans durchgelassen wurde und den Verletzten geholfen werden konnte. In dieser Zeit hatte sich der Zustand eines Verletzten stark verschlechtert. Er hatte zum Zeitpunkt des Eintreffens des Notarztes bereits das Bewusstsein verloren. Ein Verletzter wurde mit Verdacht auf innere Blutungen ins Krankhaus geflogen.


Erst nach gut 45 Minuten schaffte es die Polizei, die provozierenden Bremer Anhänger vom Osterdeich zu entfernen um deeskalierend einzuwirken. Eingeleitet wurde dieses durch einen Hamburger Polizisten, der veranlasste, dass die oben genannten Bremer Fans den Ort verlassen mussten. Dieser Polizist handelte zwar nicht in seinem eigenen Aufgabenbereich (laut eigenen Angaben), erkannte aber die Situation. Erst danach beruhigte sich die ganze Lage. Nach weiteren 30 Minuten wurden die HSV Fans dann per Ansage darüber informiert, dass die Busse nun direkt zum Stadion fahren und dort die HSV-Fans einsammeln. In 50´er Gruppen
wurden die HSV Fans dann von ca. 30 sehr unfreundlichen Polizeibeamten in den Bus geleitet. Nach insgesamt 90 Minuten saßen die meisten Fans in den Bussen zum Bahnhof. In den Bussen herrschte Sitzplatzpflicht. Begleitet von 10 Polizisten je Bus und außerhalb der Busse von 10 Einsatzwagen ging es dann ohne Halt zum Bahnhof.


Am Bremer Bahnhof waren einige Hundertschaften anwesend und die gespannte Atmosphäre blieb bestehen. Dort konnten die HSV Fans sich jedoch zu Beginn frei bewegen und sich Getränke und Essen kaufen. Auf dem Weg zum Bahnsteig wurden die HSV Fans jedoch erneut durchsucht und Alkohol wurde konfisziert. Der nächste abfahrende Metronom wurde dann sinnbildlich „vollgestopft". Hier hatte man den Eindruck, dass alle HSV Fans in diesen Zug müssen, egal ob ausreichend Platz vorhanden ist oder nicht. Die Beamten, die den Zug begleitet haben sich während der Fahrt ruhig verhalten.


Die Bilanz des Spiels ist für beide Fanszenen erschreckend. Es gab mindestens 11 Verletzte HSV Fans und zahlreiche Festnahmen von HSV Fans. Trotzt der Absprachen zwischen den Einsatzkräften der Polizei und Fanvertretern konnten keine Verbesserungen zu den letzten Spielen in Bremen wahrgenommen werden. Insbesondere die Tatsache, dass die Polizeibeamten sich nicht an vorherige Abmachungen, wie z. B. den Verzicht auf den Einsatz von Hunden, hielten, hat nicht zu einer Verbesserung des Verhältnisses Fans und Polizei beigetragen.

Für weitere / abweichende Beobachtungen, Ergänzungen etc. sind wir an HSVFansbeobachtenPolizei@web.de dankbar.

https://hsvfansbeobachtenpolizei.jimdo.com/







Ich hab selbst wie schon gesagt von diesen Ereignissen selbst nichts mitbekommen, da wir nach Abpfiff sehr zügig weg sind, aber das was hier berichtet wird, habe ich auch so von diversen unabhängigen Quellen gehört... so traurig es auch ist.

Zuletzt bearbeitet von Hamburger; 12/05/2010 12:00.

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