Aogo klagt an: Werden nicht immer als Deutsche gesehen!


Im Sommer war Dennis Aogo noch U21-Europameister mit Deutschland.

Jetzt rückt sein Wechsel zum Fußball-Verband Nigerias immer näher.

Schuld daran ist ein wohl unbegründeter Angriff von zwei deutschen Polizisten auf seinen Vater Samuel (57). Vor dessen Haus in Karlsruhe wurde der nur 1,67 Meter große Mann von den Beamten des Personenschutzes, die das gegenüberliegende türkische Generalkonsulat bewachen sollten, erst auf die Motorhaube eines Fahrzeugs gedrückt, dann auf den Boden. Dabei stürzte er mit dem Gesicht auf den Beton, seine Brille zerbrach. Durch den Polizeigriff wurde ihm noch die Schulter ausgekugelt.


Viel schlimmer aber sind die seelischen Narben. „Meinem Vater wurde die Würde genommen“, sagt HSV-Star Dennis Aogo zu SPORT BILD online. „Mein Vater lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Er ist der fröhlichste Mensch der Welt.“ Aber nach dem Angriff der Beamten habe sein Vater „am Telefon geweint.“

Gegen einen der Beamten wird jetzt Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Für den Übereifer gab es anscheinend keinen Grund. Aogo sagt: „Wir haben einen deutschen Pass. Aber häufig werden wir auf Grund der Hautfarbe nicht so gesehen.“

Dieser Vorfall macht es dem Außenverteidiger noch schwerer, weiterhin für Deutschland zu spielen. Derzeit buhlt das Heimatland seines Vaters um ihn. Aogo soll für Nigeria bei der WM 2010 in Südafrika auflaufen. Noch im Dezember wird es ein Treffen mit Verbandsbossen und dem Trainer Nigerias in Frankfurt geben (SPORT BILD berichtete exklusiv).

Aogo sagt jetzt zu SPORT BILD online: „Ich sollte für das Land spielen, in dem ich mich emotional zu Hause fühle.“

Zwar wuchs er in Karlsruhe auf. Nach den Attacken von deutschen Polizisten gegen seinen Vater entfernt er sich emotional eher von Deutschland. Immerhin kam es zu diesem Übergriff nur deshalb, weil Samuel Aogo am Montag auf seinem Privatparkplatz (!) parken wollte. Der war aber durch ein anderes Fahrzeug blockiert. Papa Aogo wollte im türkischen Konsulat fragen, ob einer der Besucher auf seinem Platz stehe.

Die Polizisten glaubten ihm nicht – und gingen zum Angriff über. Harald Martin, Fachanwalt für Strafrecht und Verteidiger von Samuel Aogo, sagt zu SPORT BILD online: „Ich frage jetzt nach dem ausufernden, unangemessenen Maß der polizeilichen Mittel. Davon muss ich nach den Schilderungen und Verletzungen von Herrn Aogo ausgehen.“

Mehr noch! „Ob es einen fremdenfeindlichen Hintergrund gibt, weiß ich nicht“, so der Anwalt. „Herr Aogo meint, dass er mit weißer Hautfarbe so nicht behandelt worden wäre.“

Der zuständige Polizei-Hauptkommissar war zu einer Stellungnahme für SPORT BILD online noch nicht zu erreichen. Er sei erst ab seinem Schichtbeginn am Abend zu sprechen, so die Auskunft der Polizei in Karlsruhe.


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