"Mit der Verjüngung geht der HSV ein Risiko ein"

Sportdirektor Frank Arnesen spricht im Interview mit "Welt Online" über den neuen Bundesliga-Spielplan, den personellen Umbruch beim Hamburger SV und die Folgen.

Welt Online: Herr Arnesen, haben Sie den Schreck schon verdaut?

Frank Arnesen: Welchen Schreck?

Welt Online: Die Bekanntgabe des Spielplans für die Bundesligasaison. Die ersten drei Auswärtsspiele finden in Dortmund, beim FC Bayern und in Bremen statt. Trainer Michael Oenning nannte es einen „Hammer-Auftakt“.

Arnesen: Das hat er positiv gemeint. Ich finde es fantastisch, dass wir die Saison beim Deutschen Meister eröffnen. Das sind die Ereignisse, bei denen die Jungs dabei sein wollen, dafür arbeiten sie. Vor mehr als 80.000 Zuschauern im Stadion, Millionen vor dem Fernseher. Ganz Europa schaut auf dieses Spiel …

Welt Online: … und den neuen HSV. Befürchten Sie, dass der Druck für Ihre neu formierte Mannschaft zu groß ist?

Arnesen: Nein, überhaupt nicht. Der Druck ist in unserem Geschäft immer da, der wird von vielen Seiten aufgebaut. Aber damit müssen wir umgehen, die Ruhe bewahren und als Team zusammenstehen. Wir freuen uns auf diese Herausforderung.

Welt Online: Am Sonntag bittet Trainer Oenning zur ersten Einheit im Rahmen der Vorbereitung. Sind Sie mit dem aktuellen Profikader zufrieden?

Arnesen: Ich bin jetzt seit vier Wochen in Hamburg, acht Spieler aus dem Aufgebot der abgelaufenen Saison haben den Verein verlassen, vier Spieler haben wir verpflichtet. Ich bin zufrieden, wir haben die Planungen aber längst noch nicht abgeschlossen. Es gibt derzeit wenig Bewegung auf dem Transfermarkt, die Periode ist noch ganz am Anfang. Schließlich endet sie erst am 31..August.

Welt Online: Sie sind also weiterhin intensiv auf der Suche nach Verstärkungen?

Arnesen: Wir halten immer die Augen offen, warten auf den richtigen Moment, um zuschlagen zu können.

Welt Online: Für welche Position?

Arnesen: Ich stehe täglich im Austausch mit Trainer Michael Oenning, und wir sind uns einig, dass uns ein kreativer Mittelfeldspieler, ein „Zehner“ fehlt. Da gibt es einige Kandidaten, bei denen ich sicher bin, dass sie dem HSV helfen würden.

Welt Online: Auf der anderen Seite wollen Sie sich von weiteren Profis trennen.

Arnesen: Es gibt Spieler, mit denen wir an Lösungen arbeiten. Das gilt allen voran für Alex Silva, der gern in Brasilien bleiben würde, bei Sao Paulo aber Probleme mit den Verantwortlichen hatte und nicht mehr zum Einsatz kommt. Das macht die Sache kompliziert. Der Leihvertrag wurde bis zum 31..Juli geschlossen, die Frist für einen Wechsel innerhalb Brasiliens endet jedoch schon am 15..Juli. Wenn sich bis dahin kein Verein entschließt, Alex Silva zu verpflichten, dann wird er wohl zunächst nach Hamburg zurückkehren. Warten wir es ab.

Welt Online: Wie sieht es bei Guy Demel aus?

Arnesen: Ich habe regelmäßig Kontakt zu seinen Beratern. Es besteht Interesse von einigen englischen Vereinen, aber es liegen uns keine konkreten Angebote vor.

Welt Online: Es heißt, dass Eljero Elia zum FC Chelsea und Jonathan Pitroipa zu Stade Rennes wechseln würden.

Arnesen: Wir wissen, dass Rennes Pitroipa gern unter Vertrag nehmen würde, sie haben uns jedoch kein Angebot unterbreitet – und das stört mich gar nicht, denn wir wollen ihn ja nicht unbedingt abgeben. Ich sehe in Pitroipa ein großes Talent. Und Elia zählt zu den Spielern, die wir unbedingt behalten wollen. Er wird sehr wichtig sein für die Entwicklung unserer Mannschaft, daran glaube ich ganz fest.

Welt Online: Sieht Elia das denn genauso? In der Vergangenheit sprach er häufig davon, lieber für einen europäischen Spitzenklub spielen zu wollen.

Arnesen: Ich habe vor der Südamerikareise der niederländischen Nationalmannschaft mit ihm telefoniert, ihn gefragt, wie er die Situation einschätzt. Elia sagte, dass er den HSV für einen fantastischen Verein halte, mit dem es möglich sei, etwas zu erreichen. Glauben Sie mir, er fühlt sich wohl in Hamburg und ist mit dem Kopf zu 100 Prozent beim HSV.

Welt Online: Spüren Sie, dass sich ein Teil der Fans nach dem Umbruch sorgt?

Arnesen: Ja, das ist schon spürbar. Die Leute beobachten das Geschehen ganz genau und fragen sich: Ist das gut? Oder ist das schlecht? Mit der Verjüngung gehen wir ein Risiko ein, keine Frage. Aber ich glaube, dass es gut ist. Wir müssen der Mannschaft Zeit geben, geduldig sein – und Fehler verzeihen, damit sie daraus lernen und besser werden kann.

Welt Online: Jedes Team benötigt eine Achse, um stabil zu sein. Welche Spieler sollen auf dem Platz dafür sorgen?

Arnesen: Wir haben Leute, die den Jungen Halt geben: Jaroslav Drobny, Mladen Petric, Heiko Westermann, David Jarolim, Dennis Aogo. Die Mischung stimmt.

https://www.welt.de/sport/fussball/bundes...Risiko-ein.html


.