1,48 Millionen – Eine Zahl für das Geschichtsbuch

Mit dem Spiel gegen Köln stellt der HSV einen Vereinsrekord auf: Nie zuvor kamen mehr Besucher in einer Saison ins Stadion. Nun beginnen die Planungen für die kommende Saison. Im Werben um Nationalspieler Marko Marin scheint der HSV den Kürzeren gezogen zu haben. Angeblich wechselt der 20-Jährige zu Werder Bremen.

Für den ersehnten Titelgewinn haben Qualität und Kraft auf der Zielgeraden nicht ausgereicht. Doch das aktuelle Personal des Traditionsvereins um Trainer Martin Jol geht dennoch in das Geschichtsbuch ein. Die 57000 Karten für das letzte Heimspiel dieser Serie gegen den 1. FC Köln am Sonnabend (15.30 Uhr, Premiere live) wurden allesamt im Vorverkauf abgesetzt, damit steigt die Besucherzahl auf 1,48 Millionen. Nie zuvor lockte eine HSV-Mannschaft innerhalb einer Saison mehr Fans an.

Allein in der Bundesliga ist zwar im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Abwärtstrend zu erkennen – zu den 17 Partien im Volkspark kamen im Schnitt 54774 Zuschauer (statt 55502) –, doch das Losglück bescherte den Hamburgern im DFB-Pokal gleich vier weitere Spiele in der Nordbank-Arena. Hinzu kamen sieben Heimauftritte im internationalen Wettbewerb. So konnte der Rekord aufgestellt werden.

„Wir wissen, dass unsere Fans absolut einmalig sind. Aber dieser Wert ist wirklich sehr beeindruckend“, sagte Trainer Jol, der mit seiner Mannschaft nur vier der 27 Heimspiele in drei Wettbewerben verlor. „Insgesamt haben die Jungs das gut gemacht“, bilanzierte der Niederländer, „sehr schmerzhaft“ seien jedoch die Niederlagen im Halbfinale des DFB-Pokals nach Elfmeterschießen sowie in der Vorschlussrunde des Uefa-Pokals gegen Werder Bremen gewesen.

„Natürlich ist es hart, wenn man zwei Mal nur noch einen Schritt vom Finale entfernt ist und dann den großen Rivalen im eigenen Wohnzimmer feiern sieht“, blickte Jol auf die beiden bitteren Nackenschläge im eigenen Stadion zurück. „Trotzdem haben uns die Anhänger auch gegen Bochum unterstützt. Ich betone es ein weiteres Mal: Wir wissen das sehr zu schätzen.“

Trainer und Mannschaft haben sich fest vorgenommen, die Zuschauer im letzten Heimspiel der Saison mit einem Sieg zu belohnen. „Das ist das Mindeste, was wir machen können. Wir hätten viel lieber mit unseren Fans einen Titel oder den Einzug in die Champions League gefeiert, aber das haben wir in den vergangenen Wochen vergeigt. Jetzt gilt es, einen positiven Schlusspunkt zu setzen“, sagte Nationalspieler Piotr Trochowski.

Eine ganze Reihe seiner Kollegen nimmt mit der Partie gegen Köln Abschied vom Hamburger Publikum – allen voran Ivica Olic, der in der kommenden Saison für den FC Bayern auf Torejagd geht. „Zum letzten Mal trage ich in diesem Stadion das Trikot des HSV. Dieser Gedanke spukt mir seit Tagen im Kopf herum“, sagte Olic, der seine Wehmut nicht versteckt: „Vor zweieinhalb Jahren bin ich zu diesem Klub gekommen. Das war die beste Entscheidung in meiner Karriere. Ich hatte eine tolle Zeit.“

Der kroatische Auswahlstürmer hat sich in die Herzen der Fans gekämpft. Im aktuellen Kader ist er der unumstrittene Publikumsliebling, selbst nach der Bekanntgabe seines Transfers zum ungeliebten Rekordmeister wurde Olic von den Zuschauern weiterhin mit „Ivica, Ivica?“-Sprechchören gefeiert. „Der HSV hat die besten Fans der Welt. Es ist der Wahnsinn, was ich hier erlebt habe. Sie haben Verständnis gezeigt, dass ich mir mit dem Wechsel nach München einen Traum erfüllen konnte.“

Ebenso wie Olic werden auch die im Winter auf Leihbasis verpflichteten Albert Streit (Schalke 04) und Marcel Ndjeng (Borussia Mönchengladbach) ihre Abschiedsvorstellung geben. Beide konnten sich nicht durchsetzen. Michael Gravgaard (FC Nantes) und Thimothee Atouba (Vertragsende) dürfen sich Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit machen.

„Wir werden uns nach Saisonende zusammensetzen, analysieren und Entscheidungen treffen“, sagte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Das gelte auch für mögliche Zugänge. Im Werben um Nationalspieler Marko Marin scheint der HSV dabei den Kürzeren zu ziehen. Der 20-Jährige, so wird gemunkelt, hat sich anderweitig entschieden – ausgerechnet für Werder Bremen.

HSV: Rost – Benjamin, Demel, Mathijsen, Atouba – Jarolim, Aogo – Streit, Jansen – Guerrero, Olic.

1. FC Köln: Kessler – Brecko, McKenna, Geromel, Matip – Petit, Pezzoni – Sanou, Vucicevic, Ehret – Ishiaku.

Schiedsrichter: Rafati (Hannover)


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