Hamburg. Am Tag nach der Mitgliederversammlung machte Bernd Hoffmann einen erstaunlich aufgeräumten Eindruck. Der HSV-Chef empfing das Abendblatt im "Parlament" im Hamburger Rathaus. Bei Flammkuchen und Apfelschorle reflektierte Hoffmann die Ergebnisse der Mammutsitzung.

Hamburger Abendblatt: Herr Hoffmann, wie haben Sie nach der längsten HSV-Mitgliederversammlung aller Zeiten geschlafen?

Bernd Hoffmann: Sehr gut. Ob Sie es mir jetzt glauben oder nicht, aber ich habe mich heute Morgen wirklich gut gefühlt. Die Mitgliederversammlung war ein echtes Gewitter, aber mit etwas Abstand komme ich zu der Überzeugung, dass es ein reinigendes Gewitter war.

Das Votum für Jürgen Hunke, Manfred Ertel, Hans-Ulrich Klüver und Marek Erhardt wurde allgemein auch als Votum gegen Ihren bisherigen Kurs interpretiert. Zu Unrecht?

Hoffmann: Das Votum der Mitglieder spiegelt ganz eindeutig die Eindrücke des vergangenen Jahres wider. Für viele steht das Jahr 2010 für ein knapp verpasstes Europa-League-Finale im eigenen Stadion, für die schlechte Kommunikation rund um den Kühne-Deal, für die viel zu lange Sportchefsuche, für Indiskretionen im Aufsichtsrat und für den einen oder anderen fehlgeschlagenen Transfer. Da entsteht automatisch eine Unzufriedenheit bei den Mitgliedern, und diese Unzufriedenheit hat sich im Wahlergebnis widergespiegelt.

Vor einigen Monaten hatten Sie angedeutet, dass Sie bei einem für Sie negativen Wahlergebnis zurücktreten würden. Warum haben Sie sich nun zum Weitermachen entschieden?

Hoffmann: Ich habe nicht über Rücktritt gesprochen, sondern über Gestaltungsspielraum, und der muss natürlich auch gegeben sein. Aber ganz ehrlich: Ich habe diese Mitgliederversammlung als eine Art Befreiung empfunden. Alle politischen Spielchen dürften jetzt vorbei sein. Es ist ein richtiger Abschluss gefunden worden und ich habe das Gefühl, dass der gesamte Verein nun endlich Frieden haben will. Das gibt mir den Rückenwind, den ich brauche, um meine Aufgabe mit viel Engagement weiter auszuüben.

Ist eine Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Jürgen Hunke, der vor der Wahl offen von einer Opposition gesprochen hat, überhaupt möglich?

Hoffmann: Ich glaube fest daran. Sowohl Herr Hunke als auch ich sind uns unserer Verantwortung als HSVer bewusst. Das gilt auch für die anderen Neuzugänge im Aufsichtsrat. Wir sitzen jetzt alle in einem Boot. Die Gegner sitzen jetzt nicht mehr im eigenen Verein, sondern in Bremen und Hoffenheim.

Herr Hunke hat behauptet, dass man den Mitgliedern bewusst Informationen vorenthält und dass Sie den Kühne-Deal nur deswegen eingegangen sind, weil der Verein über zu wenig liquide Mittel verfügt.

Hoffmann: Wir werden auch weiterhin in einzelnen Sachfragen unterschiedlicher Meinung sein und auch mal streiten, aber am Ende mit Sicherheit zu einem gemeinsamen Ergebnis im Sinne des HSV kommen.

Jürgen Hunke hat Sie gestern sogar gelobt. Er sagte, dass die Zusammenarbeit mit Ihnen in den vergangenen Jahren sehr viel einfacher gewesen wäre, wenn Sie immer so kooperativ wie in den vergangenen Tagen gewesen wären. Nehmen Sie das Lob und die Kritik an?

Hoffmann: Natürlich nehme ich beides an. Alle müssen 2011 einen besseren Job machen. Das gilt für mich, das gilt aber auch für den neuen Aufsichtsrat.

Befürchten Sie nicht, dass sich die unterschiedlichen Lager nun sogar innerhalb des Aufsichtsrats bekämpfen?

Hoffmann: Nein. Im HSV gibt es viele unterschiedliche Meinungen und Gruppen. Wir haben alle gelernt, dass wir mehr aufeinander zugehen müssen, um diese unterschiedlichen Interessen zu bündeln.

Ist der Versuch mit viel Wirtschaftskompetenz und wenig Vereinsleidenschaft im Aufsichtsrat gescheitert?

Hoffmann: Es sind noch immer ausgezeichnete Wirtschaftsfachmänner im Aufsichtsrat. Genauso wie Menschen, die sich schon lange im Verein engagieren. Die Mischung macht es.

Wirklich?

Hoffmann: Nirgendwo gibt es so demokratische Strukturen wie in unserem Verein. Damit spiegeln wir auch den Zeitgeist wider. Sie können dabei Stuttgart 21 als Beispiel aus der Gesellschaft nehmen. Die Menschen wollen mitgenommen werden bei Entscheidungen, die ihnen wichtig sind.

Gibt es eine Grenze für zu viel Basisdemokratie im Profifußball?

Hoffmann: Es gibt eine Grenze für Einflussnahme auf operative Entscheidungen. Wir müssen eine Balance finden.

Sie haben zugesichert, die Mitglieder im Falle eines erneuten Kühne-Deals zu informieren. Ist das keine operative Entscheidung?

Hoffmann: Die Mitglieder wollen bei derart fundamentalen Entscheidungen informiert werden. Wir werden das tun und uns dabei die Meinung der Mitglieder sehr zu Herzen nehmen. Die Entscheidung muss dann am Ende aber der Vorstand treffen, weil der Vorstand auch die Verantwortung trägt.

Zum Vorstand gehört auch Bastian Reinhardt. Bleibt er der alleinverantwortliche Sportchef über die Saison hinaus?

Hoffmann: Die Besetzung von Vorstandspositionen ist die Zuständigkeit des Aufsichtsrates. Ich bin sehr froh, dass Bastian Reinhardt da ist. Für die Herausforderungen, die vor uns stehen - erfolgreiche Rückrunde, 20 Personalentscheidungen für die Saison 2011/12 und die mittelfristige Umsetzung unseres Konzepts -, brauchen wir sportliche Exzellenz in allen Bereichen. Das gilt für den Fitnesstrainer bis zu Bastian Reinhardt, der dabei eine ganz entscheidende Rolle spielt.

Damit haben Sie die Frage noch nicht beantwortet. Bleibt Reinhardt der alleinverantwortliche Sportchef?

Hoffmann: Die Frage ist beantwortet.

https://www.abendblatt.de/sport/fussball/...-Befreiung.html



Nun, man merkt, dass Hoffmann nun nicht mehr der "Alleinherrscher" (ja ich denke man kann es wirklich so ausdrücken) ist und auf Schmusekurs geht mit allen Leuten, die irgendwo was mit dem Verein zu tun haben. Solche Aussagen wie er selbst müsse einen besseren Job machen hat man vorher nie zu hören bekommen von ihm. Er versteht es gut den Leuten das zu sagen was man hören will und ihnen Honig um den Mund zu schmieren, aber ich bin mir recht sicher, dass die Hoffmann-Kritiker sich nicht so leicht täuschen lassen werden.

Immerhin hat er jetzt 4 ausgesprochene Gegner im Rat und es wird längst nicht mehr so leicht sein seine Pläne durchzubringen, angefangen bei der in Kürze ausstehenden Entscheidung zu seiner Vertragsverlängerung.

Gepunktet hat er sicherlich mit dem Versprechen die Mitgliedschaft über anstehende wichtige Entscheidungen zu informieren, was zwingend notwendig ist, aber ich frage mich dann auch, was bringt das wenn es so einen Vorfall nun schon gegeben hat, das Kind quasi schon in den Brunnen gefallen ist und man nun einen solchen Investor an Bord hat, allein um die Jahresbilanzen zu beschönigen?

Durch den Gegenwind den er erhalten hat nach der Anstoß3 - Geschichte weiß er auch ganz genau, dass er sich ein solches Ding nicht mehr erlauben darf, von daher ist dieses Versprechen einfach nichts wert.


Nun gibt es auch Leute, die die Wahl Hunkes als sehr kritisch sehen, insbesondere im Hinblick auf seine Präsidentschaftszeit in den 90ern. Ihm wird vorgeworfen aus dem HSV eine AG machen zu wollen, was unter Umständen wohl ein ziemliches Risiko gewesen wäre und den HSV wohl in die Insolvenz getrieben hätte. Aber er hat es auch geschafft den HSV durch den damaligen Verkauf von Thomas Doll zu retten und die Schulden mit dem Transfererlös (anfangs sollen wohl 6 Millionen geboten worden sein, aber Hunke hat es geschafft den Preis so weit hochzutreiben, dass es für die Sanierung ausgereicht hat) eben den HSV zu retten.

Klar, diese Zeit habe ich nicht miterlebt, da mag sicherlich noch einiges mehr vorgefallen sein, aber ich denke eine deutlich kritische Stimme kann diesem AR nur gut tun, das ist jetzt keine Gruppe von Abnickern mehr, sondern die älteren Mitglieder sind nun gezwungen Themen kontrovers zu diskutieren und eine Entscheidung im Sinne des HSV zu treffen.


Ich bin froh über den Wahlausgang und habe ein gutes Gefühl für die Zukunft nod





Ich frag mich allerding, was Dennis Aogo geritten hat da den ganzen Tag im CCH auszuharren. Er blieb als Einziger noch da, obwohl die Mannschaft bereits nach ner halben Stunde oder so wieder abgezischt ist. laughing

Ich war selbst über 11 Stunden da, glaubt mir, es gibt angenehmere Sachen crazy


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