HSV lehnt Experiment mit Klinsmann ab


Nach Jols Abgang braucht Hamburg schnell einen Nachfolger - Schweizer Gross möglicher Kandidat


Ein rasches Comeback des vermeintlichen Chefreformers schließen sie beim Hamburger SV gleich aus. Dabei wäre der in München geschasste Jürgen Klinsmann sicher ein Trainer mit jeder Menge Strahlkraft, und das Sonnyboy-Image würde passen zum glamourösen Selbstverständnis des Klubs. Doch Vorstandschef Bernd Hoffmann findet wenig Gefallen an einem Engagement von Klinsmann. "Das wäre dann doch ein zu großes Experiment", sagte der HSV-Boss.

Statt neuer Wagnisse bevorzugen sie in Hamburg nach dem gescheiterten Projekt mit Martin Jol in der Trainerfrage eine bodenständige Lösung. Mirko Slomka gilt als Kandidat, dazu der noch bei Bayer Leverkusen beschäftigte Bruno Labbadia. Und seit gestern ist auch ein dritter Anwärter auf dem Markt: Beim FC Basel wurde Christian Gross entlassen. Er stand schon vor einem Jahr auf der Wunschliste der Hamburger.

Die jähe Fahndung nach Mister X steht symbolisch für das Übel des Klubs: Der HSV hat keinen Kapitän auf der sportlichen Kommandobrücke, und auch der Kader wartet nach etlichen Abgängen noch auf namhafte Verstärkungen. Die kommenden Wochen dürften mithin wegweisend werden für den Traditionsklub. Wie schon so oft in der Vergangenheit.

Gestern waren Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer und Hoffmann auf Reisen, um den neuen Kandidaten von einem Engagement in Hamburg zu überzeugen. Zu gute kommt dem Duo, dass die Trainersuche vor einem Jahr schon unfassbare 177 Tage andauerte, ehe Jol als Nachfolger für Huub Stevens gefunden war. Aus jener Zeit existieren noch etliche Unterlagen, die die neue Fahndung erleichtern dürften. Denn diesmal muss eine sehr viel schnellere Entscheidung greifen, in rund einem Monat schon beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison. "Wir werden keine Namen kommentieren", sagte Hoffmann. "Das ist uns vor einem Jahr über Monate gelungen, und wird uns auch jetzt über einige Tage gelingen." Der HSV sei nach wie vor ein attraktiver Verein.

Trotzdem birgt die Personalie Risiken. Sollte tatsächlich Slomka in Hamburg anheuern, stünde erst einmal ein klärendes Gespräch mit Frank Rost bevor. Bei Schalke hatte Slomka den Torhüter vor zweieinhalb Jahren aussortiert. "Das war eine Demontage", sagte Rost damals - und flüchtete zum HSV. Auch Labbadia gilt nicht als unbescholten, seit er eine enttäuschende Rückrunde mit Bayer Leverkusen hingelegt hat und sich Teile des kickenden Personals gegen ihn aufgelehnt haben sollen. Verliert Bayer Samstag das Pokalfinale gegen Bremen, muss der Trainer um seinen Verbleib in Leverkusen bangen. "Es gibt keinen Treueschwur", sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.

Erst wenn der neue Heilsbringer gefunden ist, können sich Beiersdorfer & Co. an die längst überfällige Verpflichtung neuer Spieler machen. Dabei wollen die Hamburger auch wieder Kontakt zu Mönchengladbachs Marko Marin aufnehmen, dessen Transfer bislang am Veto von Jol gescheitert war - woraufhin sich Marin Richtung Bremen orientierte. Es gilt als sicher, dass der HSV einen neuen Vorstoß unternimmt, das 20-jährige Talent zu verpflichten.


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