Hamburg: Interview mit Zé Roberto
"Bayern bleibt der Topfavorit"

Seine Verfassung erinnert an den brillanten Saisonstart vor einem Jahr, in nur acht Partien bereitete Zé Roberto schon fünf Treffer vor, unter anderem die spielentscheidenden gegen Schalke, Frankfurt, Kaiserslautern und Mainz. Vor dem Duell mit seinem Ex-Klub nennt der Brasilianer Gründe für sein Hoch und untermauert seine Absicht, bis 40 spielen zu wollen.



kicker: Der HSV siegte zuletzt gegen Kaiserslautern und in Mainz, die Bayern gewannen gegen Hannover und Cluj - zeigt sich am Freitag, wer wirklich die Trendwende eingeleitet hat?

Zé Roberto: Ja, das Spiel am Freitag ist ein ganz entscheidendes. Vor allem auch für die Vergabe der Meisterschaft.

kicker: Weshalb?

Zé Roberto: Weil die Bayern gefährlich sind, wenn sie erst mal ins Rollen kommen, das weiß jeder. Wir müssen es verhindern. Wir haben schließlich selbst große Ziele.

kicker: Den Titel?

Zé Roberto: Ja, natürlich ist das auch unser Anspruch. Im Moment stehen wir drei Punkte vor den Bayern. Es wäre richtungsweisend, wenn wir den Vorsprung am Freitag ausbauen können.

kicker: Überraschen Sie die Probleme der Münchner?

Zé Roberto: Nein. Schauen Sie sich die Verletztenliste der Bayern an! Und dann erinnern Sie sich, was letzte Saison bei uns passiert ist, als nach dem guten Start viele Leistungsträger ausgefallen sind. Aber: Bayern kann dies sicher besser kompensieren als jeder andere Verein in Deutschland, es stehen ja trotz der vielen Ausfälle fast nur Nationalspieler auf dem Platz.

kicker: Sehen Sie in Ihrem Ex-Klub immer noch einen Titelfavoriten?

Zé Roberto: Eindeutig. Die Bayern sind trotz des Rückstandes nicht nur ein Favorit, sondern immer noch der Topfavorit. Deshalb müssen wir sie unbedingt stoppen.

„ Die Bayern sind trotz des Rückstandes nicht nur ein Favorit, sondern immer noch der Topfavorit. Deshalb müssen wir sie unbedingt stoppen. “ Zé Roberto

kicker: Mit einem Zé Roberto in Topform? Oder hindern Sie die Adduktorenprobleme vom Wochenanfang?

Zé Roberto: Nein, die behindern mich nicht. Ich bin fit. Und selbst wenn nicht - gegen Bayern würde ich auch mit einem Bein spielen.

kicker: In der Vorsaison kamen Sie nicht mehr in Tritt nach Ihrer Verletzungspause, viele rechneten mit Ihrem Abschied Richtung New York. Jetzt wirken Sie wieder wie ausgewechselt.

Zé Roberto: Es zeigt sich einfach, dass ich im Sommer die beste Entscheidung getroffen habe. Das Ja zum HSV war richtig. Ich habe wieder Spaß in Hamburg, will Erfolg mit dem Verein haben.


kicker: Ist mit zwei Siegen nach vier sieglosen Spielen die Wende schon geschafft?

Zé Roberto: Die kommende Woche wird entscheidend sein für uns: Im Anschluss an den Freitag müssen wir im Pokal nach Frankfurt, dann nach Köln. Sind wir dann oben dabei und im Pokal in der nächsten Runde, sage ich: ja.

kicker: Armin Veh hatte nach vier sieglosen Partien im Training den Ton verschärft. Das richtige Signal?

Zé Roberto: Ja, es war richtig. Armin Veh ist ein sehr erfahrener Trainer. Er weiß genau, wann er Ruhe ausstrahlen muss und wann es gilt, die Zügel anzuziehen.

kicker: Veh schwärmt von Ihrer vorbildlichen Einstellung und sagt, Sie könnten bis 40 auf hohem Niveau spielen. Ist das eigentlich wirklich Ihr Ziel?

Zé Roberto: Ja, ich habe das nicht aus Spaß gesagt. Ich lebe für den Fußball. So, wie ich mich derzeit fühle, denke ich, dass ich auch mit 40 noch spielen kann.

kicker: Was ist Ihr Antrieb?

Zé Roberto: Ich will nicht zu früh aufhören und dann irgendwann feststellen: Mensch, hätte ich doch bloß noch weitergemacht. Es macht einfach noch Spaß, ich habe das Gefühl, ich muss weiterspielen. Vielleicht ändert sich das auch bald. Aber im Moment denke ich: Wenn ich ohne größere Verletzung bleibe, spiele ich, solange ich Spaß habe.

kicker: Auch beim HSV über 2011 hinaus?

Zé Roberto: Ich denke, das Frühjahr ist ein guter Zeitpunkt darüber zu reden, dabei bleibe ich. Dann können wir abschätzen, wo es mit dem HSV hingeht. Und wir sehen, wie es mir geht.

Interview: Sebastian Wolff

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