"Verkaufsbereite" sind verärgert

Stadion-Grundstücke entzweien Eigentümer

Vom 10.01.2008

Von

Michael Erfurth

Bei den Grundstückseigentümern am Europakreisel stößt die sich zuspitzende Diskussion über den möglichen Stadion-Standort Portland auf ein geteiltes Echo: Während viele der über 120 verkaufsbereiten Eigentümer verärgert sind, dass sie womöglich auf fünfstellige Euro-Beträge verzichten müssen, halten einige der Eigentümer, die ihre Flächen nicht vermarkten wollen, einen Stadionbau in Weisenau für die bessere Lösung.

Hintergrund

Mehr als 140 Eigentümer verfügen über das rund 28 Hektar große Areal südlich der Saarstraße zwischen Europakreisel und Bahnlinie. Viele Grundstücke sind schmale Streifen von nur drei bis vier Meter Breite und 300 Meter Länge. Etwa fünf bis sechs Landwirte haben große Teile des Geländes gepachtet. Rund 15 Hektar benötigt die Stadt für den Bau der 05-Arena, für Parkplätze und Verkehrsflächen. Die verbleibenden Äcker will die Stadt kaufen, um Tauschgrundstücke für die vom Stadionbau direkt betroffenen Landwirte zu erhalten.

Fünf Eigentümer, die über Sperrgrundstücke im zentralen Bereich in unmittelbarer Nähe zum Europakreisel verfügen, wollen weiterhin nicht veräußern - und verhindern somit die Umsetzung der städtischen Pläne für den Bau der Coface-Arena. Auf dem gesamten 28-Hektar-Areal sind es über 20 Eigentümer, die einen Verkauf unter den von der Stadt genannten Bedingungen mit einem Quadratmeter-Preis von 35 Euro weiterhin ablehnen.

Alfred Zimmer, Landwirt aus Gonsenheim, besitzt Grundstücke in Randlage, an der die Stadt Interesse hat. Doch verkaufen will er nicht. Er hält die jetzt diskutierte Portland-Lösung für die bessere Variante. "Dort sind die Flächen bereits versiegelt." Auch städtebaulich sei ein Stadion an der Stadteinfahrt in Weisenau von Vorteil. Das Argument der schwierigeren Verkehrsanbindung lässt Zimmer nicht gelten. "Dies ist lösbar, wenn man es wirklich will." Am Europakreisel indes würde wertvolles Ackerland geopfert.

Ähnlich sieht es eine andere Grundstückseigentümerin: "Ich bin keine Gegnerin eines neuen Stadions, will es aber nicht an dieser Stelle." Sie befürchtet erhebliche Nachteile für die verbleibende Landwirtschaft, sollte am Europakreisel gebaut werden. Bauern müssten sich bei der Ernte nach den Jahreszeiten richten und nicht nach dem Spielplan von Mainz 05. Außerdem sei davon auszugehen, dass durch die Menschenmassen, die zu den Spielen ins Stadion kommen, die benachbarten Felder erheblich beschädigt würden. Die Eigentümerin, die aus Angst vor Repressalien durch erregte 05-Anhänger nicht namentlich genannt werden will, kritisiert, dass die Stadt einen Quadratmeterpreis von 35 Euro festgezurrt hat, an anderer Stelle im Stadtgebiet aber höhere Beträge zahle. Da der Stadionbau einem Profiverein zu Gute komme, der Millionensumme erwirtschafte, müsse das Gelände als Gewerbegebiet eingestuft werden und sei daher mehr wert. Auch das Angebot von Mainz 05, Vereinen und sozialen Institutionen in Gonsenheim 250 000 Euro als "Dankeschön" zur Verfügung zu stellen, kann die Verkaufsunwilligen offensichtlich nicht umstimmen.

August Werum indes, der seine Äcker veräußern will und sogar angeboten hat, in diesem Fall 1000 Euro für einen guten Zweck in Gonsenheim zu spenden, sieht die Sache anders. Eine Minderheit verhindere, dass das Gros der Grundstückseigentümer von dem städtischen Angebot profitieren könne, ärgert sich der Finther. Schließlich würden die meisten Eigentümer nur eine geringe Pacht erzielen, in seinem Fall seien es netto nur 22 Euro im Jahr. Da das Gelände südlich der Saarstraße, sollte das Stadionprojekt scheitern, in absehbarer Zeit landwirtschaftliche Fläche bleibe und nicht in ein Baugebiet verwandelt werde, entgehe den Eigentümern viel Geld. "Darunter sind auch viele ärmere Leute, denen die Chance zum Verkauf genommen wird."