Mainzer Ausrufezeichen
VON ANDREAS HUNZINGER


Am Ende war das Ergebnis deutlich. So deutlich, wie es wahrscheinlich nur wenige der 19 000 Fans im Bruchwegstadion zu Beginn der Partie des FSV Mainz 05 gegen den SC Paderborn hätten vorhersagen wollen. Als Schiedsrichter Christian Bandurski jedoch um 19.18 Uhr gestern Abend abpfiff, stand ein klares 6:1 (2:0) gegen den Tabellenletzten der Zweiten Fußball-Bundesliga. Der Pflichterfolg war dringend nötig - gleichzeitig gewann auch der Rivale 1. FC Köln, so dass die Rheinhessen weiter auf dem undankbaren vierten Rang verweilen. "Das Glas ist wieder halb voll", konstatierte Trainer Jürgen Klopp.

Nach dem Kantersieg hatte es anfangs allerdings nicht ausgesehen. "Wir sind schwer ins Spiel gekommen", umschrieb Aushilfskapitän Marco Rose sehr moderat das, was die Gastgeber zu Beginn geboten hatten. Nach einer Großchance für den nach einer Magen-Darm-Grippe ins Team zurückgekehrten Tim Hoogland (4.) und einem Abseitstor von Angreifer Felix Borja (6.) erlahmte das Mainzer Spiel vollends, die Aktionen wirkten schwerfällig und statisch.


Da aber die Ostwestfalen keinen Deut besser waren, sahen die Zuschauer zunächst sehr mäßigen Fußball. Immerhin erwiesen sich die Gastgeber als äußerst effizient. Mit ihrer dritten Torchance gingen sie durch Srdjan Baljaks schönen Schlenzer in Führung (28.), "das war der Dosenöffner", erklärte Klopp später. Schon elf Minuten später sorgte Borja mit seinem Kopfballtor zum 2:0 für die Vorentscheidung. Spätestens nach dem 3:0 durch Markus Feulner, der nach einem Solo von Borja einschoss (60.), war die Partie gelaufen, "weil meine Mannschaft zusammengebrochen ist", wie Paderborns Trainer Pavel Dotchev kritisierte. Gegen eine desolate Gäste-Mannschaft legte die Klopp-Elf durch Borja (62./83.) und Chadli Amri (90.) bei einem Gegentreffer des eingewechselten Jovan Damjanovic (64.) nach und feierte schlussendlich gar den höchsten Saisonsieg.

Präsident Strutz versöhnt

Entsprechend erleichtert waren alle Mainzer hinterher. "Jetzt können wir alles ein bisschen gelassener sehen", sagte beispielsweise Mittelfeldspieler Daniel Gunkel, während Klopp der Ansicht war, "dass wir die Leute wieder auf unsere Seite gezogen haben".

Und auch Präsident Harald Strutz, der den Auftritt der Mannschaft beim 1:2 in Augsburg noch "schockierend" genannt hatte, war ebenfalls wieder versöhnt. "Bei dem Ergebnis muss man zufrieden sein. Da gibt es nichts zu kritisieren."

Bei aller Freude und Erleichterung über den klaren Erfolg waren sich alle am Bruchweg aber im Klaren: Ein Feuerwerk hatte Mainz 05 mitnichten abgebrannt. "Es hat nicht alles gut ausgesehen", sagte Daniel Gunkel, und auch Trainer Klopp hatte erkannt: "Wir haben sicher nicht die Sterne vom Himmel gespielt." Aber "ein Ausrufezeichen gesetzt" (Gunkel) und der Konkurrenz gezeigt, dass mit dem FSV Mainz 05 im Aufstiegsrennen zu rechnen ist. Möglicherweise wieder in einem Drama bis zum letzten Spieltag.