Stadt will unwillige Grundbesitzer am Europakreisel umstimmen/Gestern Treffen im Rathaus
Vom 20.12.2007
Wirtschaftsdezernent Franz Ringhoffer (FDP) hat gestern Abend im Rathaus nochmals versucht, verkaufsunwillige Grundeigentümer am Europakreisel umzustimmen. Nach AZ-Informationen bleiben Besitzer weniger Sperrgrundstücke beim "Nein".
Von
Monika Paul
Es war eine Doppelstrategie, mit der die Stadt vorging. Hinter verschlossenen Türen baten Ringhoffer und 05-Manager Christian Heidel um Unterstützung für ein Stadion am Europakreisel. Dabei bot Ringhoffer neue Optionen: Erbbaupacht oder Tauschgelände - Bauerwartungsland in Ebersheim.
Bereits am Morgen veröffentlichten Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD), Bürgermeister Norbert Schüler (CDU), Umweltdezernent Wolfgang Reichel (CDU) und der Wirtschaftsdezernent eine gemeinsame Erklärung: Wenn am Europakreisel kein Stadion gebaut wird, bleibt das Areal landwirtschaftliche Nutzfläche: "Stadion oder Acker - nichts anderes", heißt es in der Erklärung.
Im AZ-Gespräch ging Ringhoffer auf Befürchtungen ein, die Stadt biete am Europakreisel 35 Euro pro Quadratmeter und werde später ein Gewerbegebiet ausweisen, dessen Fläche ein Vielfaches wert sei: "Wir werden an dieser Stelle nur ein Stadion bauen. Wir haben in Mainz genügend Gewerbegebiete." Als Absicherung bietet die Stadt eine 15-jährige Nachzahlungsverpflichtung für den Fall an, dass es doch eine "höherwertige Nutzung" gebe. Alternativ könnten sich Eigentümer auch ein Rückerwerbsrecht eintragen lassen. Beide Angebote dienten "ausschließlich zur Sicherheit der Eigentümer". Die Stadt schließe eine "andere bauliche Nutzung" aus.
Die städtische Grundstücksverwaltungsgesellschaft (GVG) hat inzwischen mit Eigentümern von 126 Parzellen Vorverträge über eine Fläche von 174844 Quadratmetern geschlossen. Für Stadion plus Umbauten wäre eine Mindestfläche von 185 mal 216 Metern nötig, Zufahrt und Parkplätze nicht mitgerechnet. Rein rechnerisch lässt sich die Fläche südlich der Saarstraße zwischen Europakreisel und Bahngleisen hin- und herschieben. Je nach Standort fehlt für das Stadion weiter die Einigung mit fünf bis acht Eigentümern, die über acht bis zehn Grundstücke verfügen. Der komplizierte Einzelfall eines Sperrgrundstücks existiert weiter: Ein Grundstück hat acht Eigentümer, davon sind fünf einverstanden, drei nicht. Rechnet man die Parkplätze hinzu, kommt man nach AZ-Informationen auf 24 fehlende Grundstücke.
Ringhoffer wies Vorwürfe zurück, es sei unklug gewesen, allein auf den Europakreisel zu setzen und nun kurz vor Toresschluss den Aufstellungsbeschluss für das Portland-Areal auf den Weg zu bringen. "Es wäre unehrlich, so zu tun, als würden wir an mehreren Orten gleich intensiv verhandeln."
Auch verwahrte er sich dagegen, für den Fall eines Scheiterns am Europakreisel den "schwarzen Peter" bei einem Mitglied des Stadtvorstands zu suchen. "Das Projekt Stadion ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Profilierungsversuche sind genauso wenig hilfreich wie Schuldzuweisungen". Noch sei er optimistisch, dass es bis zu dem "von Mainz 05 gesetzten Termin 31. Dezember" eine Lösung am Europakreisel gebe. "Wir sind jeden Tag ansprechbar, die Hotline 124444 ist auch außerhalb der Dienstzeiten geschaltet." Dass ein Fehlschlag am Europakreisel Notarkosten von 500 000 Euro verursache, kommentierte er nicht. Der erstellte Masterplan sei in vielen Eckpunkten auch für einen anderen Standort, etwa das Portland-Areal, nützlich. Nachdem gestern die Besitzer wesentlicher Sperrgrundstücke nicht vor Ort waren, scheint Vieles nach Weisenau zu weisen. Noch hat die Stadt dort keinen K.o.-Faktor entdeckt.
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