Für 05-Chef fängt es erst jetzt richtig an
Präsident Harald Strutz spricht von Saisonfinale ohne Angst / "Zukunft ist gesichert"

Vom 19.04.2008

Fußball-Zweitligist Mainz 05 hat die Lizenz für die Erste und Zweite Liga ohne jegliche Nebengeräusche erhalten. Jetzt geht es um die sportliche Qualifikation, der Aufstieg ist das große Ziel. Wir sprachen mit dem Präsidenten des Vereins, Harald Strutz, über die Emotionen im Saisonfinale und die Rolle von Trainer Jürgen Klopp.


Herr Strutz, wie groß ist die Genugtuung, dass die wirtschaftliche Basis für die kommende Spielzeit von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ligaunabhängig ohne Wenn und Aber abgesegnet wurde?

Strutz: Die wirtschaftliche Entwicklung ist mindestens genau so wichtig wie die sportliche. Seit einigen Jahren haben wir auf dem diesem Sektor keine Probleme mehr. Ich glaube, das ist auch eine tolle Bestätigung für die Vereinsführung.

Jetzt geht es um die sportliche Qualifikation. Liga eins oder zwei lautet die Frage. Beginnt nun die Gänsehaut-Phase der Saison?

Strutz: Jetzt fängt es ja erst richtig an. Dieser Spannung, der kann man sich nun nicht mehr entziehen. Das ist für mich persönlich nervenaufreibend. Emotional kann und will ich mich diesem Gefühl auch nicht entziehen. Das ist doch ein besonderes Erlebnis, auch als Vereinsführung. Aber, das alles läuft alles ohne Angst vor der Zukunft ab, sollte das Ziel nicht erreicht werden. Die Zukunft von Mainz 05 ist gesichert, das Stadion kommt. Aber jetzt schon in der Ersten Liga, das wäre halt schöner.

Aber Jürgen Klopp bleibt nur beim Aufstieg. Sie hatten vor Wochen in einem AZ-Interview gesagt, es wäre wichtig den Trainer zu halten?

Strutz: Natürlich ist die jetzt getroffene Entscheidung, er bleibt nur beim Aufstieg, außergewöhnlich. Für viele ist sie auch nicht nachvollziehbar. Aber für den Verein und Jürgen Klopp ist diese Entscheidung perfekt.

Aber beim Nicht-Aufstieg, oder wie Jürgen Klopp es formuliert hat, beim "Klassenerhalt", dann steht ein großer Umbruch innerhalb weniger Wochen bevor. Ist das nicht eine unberechenbare Situation?

Strutz: Diese Art der Entscheidung zeugt von gegenseitigem Respekt. Natürlich ist das emotional eine schwierige Situation, auch zu den Mainzern und den Fans. Wenn der Aufstieg gelingt, dann wollen wir gemeinsam mit Klopp die Erste Liga noch einmal erleben. Klappt es nicht, dann ist es sachlich und fachlich, aber auch emotional nachvollziehbar, dass es ohne Klopp weitergeht. Getrennt werden Mainz 05 und Jürgen Klopp ja nie, es beginnt dann nur ein fußballerisch gesehen anderer Lebensabschnitt.

Mainz 05 im Jahre 2008. Wo steht der Klub in seiner Entwicklung?

Strutz: Beim 100. Geburtstag haben die Fans den Slogan kreiert: Unsere Zeit ist gekommen. Besser kann man es nicht sagen. Mainz 05 ist ein anderer Verein geworden, er bietet ein gemeinschaftliches Erlebnis für die Stadt, für die Mainzer. Wirtschaftlich arbeiten wir solide, und es gibt eine unglaubliche Emotionalität und Leidenschaft. Das ist das, was der Fußball leisten soll. Unser Wirken findet Anerkennung in ganz Fußball-Deutschland.

Haben Sie nicht die Befürchtung, dass dies alles nicht mehr zu steigern ist?

Strutz: Wir haben eine tolle Perspektive, unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Das gilt für das Profiteam, aber besonders für den Unterbau, die Junioren und die zweite Mannschaft, die ja wohl bald in der Regionalliga spielt. Unsere Philosophie greift, wir können immer wieder eigenen Nachwuchs nach oben heranführen. Interview

Ich nenne da nur Manuel Friedrich und Mimoun Azaouagh. Und auch Andrej Voronin hat ja nach seinem Aufbauprogramm über unsere Amateure den Weg bis zum FC Liverpool geschafft. Wir haben uns in Mainz die Akzeptanz erarbeitet. Wir sind für viele Mainzer das liebste Kind, ohne dass ich damit der Fastnacht zu nahe treten möchte. Aber das war und ist kein Selbstläufer. Es kam kein Goldengel vorbei.

Welche Prognose wagen Sie für die abschließenden fünf Spiele?

Strutz: Unsere Kraft haben wir schon immer aus der Ruhe geschöpft. Die Mannschaft kann jetzt Kraft schöpfen und jeder einzelne Spieler tankt auf. Unser Team hat die Qualität zum Aufstieg. Entscheidend wird die Kraft, die Geduld und die Überzeugung in die eigene Leistungsfähigkeit sein. Dies alles muss man sich vor dem Spiel in Osnabrück vor Augen führen. Dann werden wir aufsteigen - nur so geht es.

Das Gespräch führte

Lutz Eberhard