Aufatmen!

Wir müssen uns nicht mehr mit überflüssigen Fragen beschäftigen.
Hat er sein Haus in Mainz-Gonsenheim schon verkauft?
Geht seine Uhr nach, weil er zu spät zum Training kommt, wie die Scouts des Hamburger SV ermittelt haben wollen?
Wie oft rasiert er sich?
MUSS dieser stoppelige Bart sein?
Haben seine Jeans tatsächlich modische Löcher, die zudem teuer bezahlt werden müssen, und wäre er damit vorzeigbar in besseren Hamburger Kreisen?

Und, wo wir schon beim Thema sind:
Mit welchen Klubs haben Jürgen Klopp und seine Berater eigentlich verhandelt? Und wann?
Und wie war die Gesprächsatmosphäre?
Gab es Kaffee und Kuchen? Mit welchem seiner Autos ist er angereist?
Oder ist er geflogen? War seine Frau dabei?

Es ist erstaunlich, wie geduldig die Verantwortlichen des FSV Mainz 05 die Medienhysterie rund um die Person Klopp ertragen haben in den vergangenen Wochen. Herausgekommen ist für den Fußball-Zweitligaklub letztlich eine Luxusübergangsregelung, mehr konnten sie nicht erreichen. Denn im Winter war Klopp gedanklich schon so gut wie weg. Höchstwahrscheinlich.

Die Nummer zwei beim FC Bayern München gewesen zu sein dokumentierte eindrucksvoll seinen Marktwert. Dann wurde es „der andere Jürgen", wie ihm Bayern-Manager Uli Hoeneß mitteilte. In dem Vierzigjährigen brennt der Ehrgeiz, und dass er es kann, weiß mittlerweile jeder, Klopp hat den Ruf eines Kulttrainers. Doch es tat sich keine adäquate Arbeitsstelle auf. So einfach ist das. Er muss warten auf den nächsten beruflichen Schritt.

„Karriereplanung, wer kann das schon?" Gefragt hat das Klopp selbst. Am Mittwoch, bestens gelaunt. Beinahe erleichtert. Er wird seinen Arbeitsvertrag am Bruchweg bei den Mainzern um ein Jahr verlängern -wenn die Mannschaft aufsteigt.

Ansonsten verabschiedet er sich zunächst in die Sommerfrische. Ist das jetzt ein „Rucksack", wie einige Beobachter meinen, eine Hypothek für die Mannschaft in den verbleibenden sieben Saisonspielen? Oder werden Kräfte freigesetzt?
Erstaunlich, wie geduldig die Verantwortlichen des Klubs die Hysterie um Jürgen Klopp ertragen.

Oder ist es völlig egal? Und sind das bereits wieder überflüssige Fragen? Wer weiß das schon. Es hört halt nie auf.

Und dann, in der neuen Saison, wenn Mainz nicht aufgestiegen sein sollte und der neue Trainer in der zweiten Liga keinen Erfolg hat - könnte ja passieren -, wie lange wird es dauern, bis die ersten „Wir wollen Kloppo zu-rück!"-Transparente aufgerollt werden?
Er gehört ja irgendwie zu Nullfünf wie der Dom in die Stadt; 1990 wurde er Profi in dem Klub, Ende Februar 2001 Coach. Stopp, Schluss mit der Gefühlsduselei, denn irgendwann komme der Zeitpunkt für eine Zäsur sowieso, wie der Mainzer Manager Christian Heidel sagt.

Vielleicht schon im Mai, vielleicht nicht, und das Leben wird weitergehen. So oder so. „Ich bin mir über die Wichtigkeit und Unwichtigkeit meines Berufes im Klaren", sagt Klopp. Da ist er schon sehr viel weiter als viele seiner Kollegen.