Klare Pluspunkte für 05er
Mainzer in allen Mannschaftsteilen besser besetzt als der SVWW


Vom 04.04.2008

Sechs Punkte trennen Erstliga-Absteiger FSV Mainz 05 von Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden vor dem Fußballspiel der Nachbarn am Sonntag (14 Uhr) in Mainz. Die Mainzer sind Vierter, die Wiesbadener Siebter. Das 05-Team von Jürgen Klopp benötigt nach drei Remis in Serie dringend wieder ein Erfolgserlebnis, um im Aufstiegskampf nicht weiter an Boden zu verlieren. Die Hessen können ohne Druck aufspielen. Sie wollen sich allerdings für die 1:3-Vorrundenniederlage revanchieren. Die AZ vergleicht die Mannschaftsteile.


Von

Jens Grützner

Eins vorneweg: Dass der SV Wehen Wiesbaden am Sonntag ohne die gesperrten Ronny König und Marko Kopilas auskommen muss, wiegt richtig schwer. Der routinierte Innenverteidiger Kopilas sitzt das letzte Spiel nach einer Roten Karte ab, der zehnfache Saisontorschütze König kassierte beim zurückliegenden 1:1 gegen die Spvgg Greuther Fürth Gelb-Rot. Der FSV dagegen kann aus dem Vollen schöpfen.

Torhüter

Der Mainzer Schlussmann Dimo Wache kassierte zuletzt drei Treffer in Aue, eine realistische Abwehrchance besaß der 34-Jährige bei keinem. Aufgrund seiner Kniereizung schonte sich Wache zu Wochenbeginn. Nach seiner Rückkehr in die Mannschaft vor fünf Spielen in Folge einer langen Reha, gab sich der Kapitän keine Blöße, hielt aber auch keinen der begehrten, prinzipiell als unhaltbar geltenden Bälle. SVWW-Keeper Thomas Richter hat sich richtig in die Saison gebissen. Der 28-Jährige, der vorher lediglich in der Regionalliga Erfahrung sammelte, spielt mittlerweile auf hohem Niveau. Allerdings leistet sich Richter gerne einen kapitalen Fehler pro Spiel, meist beim Rauslaufen oder Flankenbällen - Bewertung: Leichtes Plus Mainz 05.

Abwehr

Zusammen mit Borussia Mönchengladbach stellt der FSV Mainz 05 immer noch die beste Abwehr der Liga (27 Gegentreffer). Die Viererketten-Mitglieder Tim Hoogland, Neven Subotic, Nikolce Noveski und Marco Rose patzten wider Erwarten in Aue. Im Kollektiv beim 1:1-Ausgleich, Rose im Alleingang vor dem Auer 3:2. Doch davon dürften sie sich nicht beeindrucken lassen. Vor allem Marco Rose war zuletzt im Aufwind, sowohl was das Tackling, als auch die Spieleröffnung anging. Tim Hoogland beeindruckte schon ein paar Mal in dieser Saison als Matchwinner mit seinen Kopfballtreffern. Der Mittelblock Nikolce Noveski/Neven Subotic ist der beste in der Liga.

An Stelle des gesperrten Marko Kopilas verteidigt Dajan Simac in der Wiesbadener Innendeckung neben Kristjan Glibo. Glibo hat sich seinen Stammplatz seit dem 1:3 im Hinspiel erkämpft. Er ist der Ruhepol im Team. Simac ist antrittsschnell, doch die Spieleröffnung ist nicht sein Ding. Auf den Außen sind Torge Hollmann und Ales Kokot solide Arbeiter, wobei Kokot in der Vorrunde wesentlich besser war als zuletzt. Insgesamt kassierte der SVWW 38 Tore - Bewertung: Dickes Plus Mainz 05.

Mittelfeld

Sommerzugang Miroslav Karhan ist seit der Winterpause die erhoffte Führungsfigur. Mit seinen beiden Treffern ermöglichte der mittlerweile um jeden Ball kämpfende Slowake den 05ern in Aue das Remis. Auch Karhans Pässe haben noch an Präzision gewonnen. Die Freistöße von Daniel Gunkel sind zurecht gefürchtet. Fünf Mal verwandelte Gunkel bisher direkt. Und mit zunehmender Fitness nach einer Pause aufgrund einer Entzündung entlang der Wirbelsäule wird der 27-Jährige auch aus dem Spiel heraus wieder effektiver. Milorad Pekovic auf der anderen Seite ist überspielt. Das Problem: Die 05er haben eigentlich keinen anderen "bällefressenden" Sechser. Markus Feulner spielt zurzeit auf einem ordentlichen Niveau - mit Luft nach oben -, soweit die Stammspieler. Von der Ersatzbank erhöht vor allem Elkin Soto den teaminternen Druck.

Die Hessen hoffen auf einen Einsatz des zuletzt verletzten Benjamin Siegert auf der rechten Seite. Siegert kann Tempo machen., doch er ist ein Stimmungsspieler. Ersatzmann ist der unerfahrene, hoch veranlagte, aber langsame Enis Alushi. Ist Siegert fit, bilden Ex-05er Sandro Schwarz und Patrick Bick den Mittelblock. Beides sind rechtschaffene Kämpfer. Bick überschreitet dabei auch gerne Mal die Grenzen erlaubter Aggressivität. Im Spiel nach vorne sind beide aber keine echten Strippenzieher. Der Mann für die Akzente ist Maximilian Nicu. Wobei der sechsfache Torschütze in der Vorrunde noch besser drauf war als jetzt. Nicu stand im Winter kurz vor einem Wechsel zu Hertha BSC Berlin - Bewertung: Dickes Plus Mainz 05.

Angriff

Die Stürmer sind die Mainzer Sorgenkinder. Felix Borja, Isaac Boakye und Srdjan Baljak bewerkstelligten in der Rückrunde lediglich drei Treffer. Borja ist mitunter zu eigensinnig, Baljak fehlt die Durchschlagskraft und Boakye zeigte insgesamt viel zu wenig seines Potenzials. Dass der genesene Petr Ruman jetzt den teaminternen Druck auf die drei erhöht, lässt hoffen. Nejmeddin Daghfous und Ranisav Jovanovic schafften es nicht. Dass Borja ein exzellenter Stürmer sein kann, bewies der Ecuadorianer ja mit neun Vorrundentreffern. Angesichts des Ausfalls von Ronny König dürfte SVWW-Coach Christian Hock auf Bakary Diakité und Dennis Schmidt setzen. Schmidt ist von Bayer Leverkusen ausgeliehen. In der Jugend setzte er Akzente, schaffte es ins U 19-Nationalteam. Doch in Wiesbaden wirkt er bisweilen etwas übermotiviert. Beim 2:2 in Jena stolperte er zumindest einen Treffer rein. Diakité ist von den 05ern an die Hessen ausgeliehen. Hock setzt ihn gerne als hängende Spitze ein, doch ohne König muss er ganz vorne ran. Diakités Bilanz ist ordentlich: sechs Treffer. Als Joker steht Valentine Atem bereit, der auch im Hinspiel traf - Bewertung: Plus Mainz 05.

Prognose

Rufen die Mainzer über 90 Minuten ihr Potenzial ab, bilden sie eine Einheit und bleiben sie über die gesamte Spielzeit konzentriert, kann der Sieger eigentlich nur Mainz 05 heißen. Aber wehe, sie präsentieren sich nachlässig, dann haben die Gäste gute Chancen - das zeigt der Saisonverlauf.