Ex-Mainzer greift heute im Trikot des FC Augsburg an / Kuhnert fragte direkt wegen Rückkehr nach / Frankfurter Traum schnell geplatzt


Vom 11.04.2008

Michael Thurk ist mit 60 Treffern in 184 Erst- und Zweitliga-Partien des FSV Mainz 05 Rekordtorschütze des Klubs - und der Frankfurter Bub schoss den FSV 2004 mit seinen beiden Treffern gegen Eintracht Trier in die Bundesliga. Am Freitag kann der 31-Jährige im Trikot des FC Augsburg, für den er seit der Winterpause spielt, den Mainzern im diesjährigen Aufstiegskampf einen schweren Schlag versetzen.

Bei den Mainzer Fans ist Thurk wegen seines im Sommer 2006 erzwungenen Wechsels zum damaligen Erstliga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt in Ungnade gefallen. Die AZ sprach mit Michael Thurk nach dessen Autogrammstunde in Augsburg.

Spüren Sie Angst oder Wut der Fans, weil die Abstiegsränge nahe sind? Der FCA ist nur Zwölfter.

Thurk: Nein. Die Fans sind hier grundsätzlich ähnlich drauf wie die in Mainz. Sie verzeihen auch Fehler, üben nicht so viel Druck aus. Und niemand denkt, dass wir etwas mit dem Abstieg zu tun haben werden. Dafür ist die Mannschaft auch viel zu gut.

Trotzdem sind es nur sechs Zähler Abstand nach unten. Warum?

Thurk: Wir haben uns zuletzt viele Großchancen erspielt, sie aber auch nicht genutzt. Ich kann bei mir anfangen. Am Sonntag gegen Aue habe ich einen Elfmeter drüber geschossen und am Ende aus kurzer Distanz ein Riesending vergeben. Wir hatten ansonsten Pfosten- und Lattentreffer, haben beinahe den Tormann abgeschossen. So ist es halt, wenn man weiter unten drin steckt.

Es hätte schon ein besonderes Geschmäckle, würden Sie es zusammen mit dem ehemaligen 05er Imre Szabics gegen Mainz hinkriegen. Schließlich sind Sie ja im Streit aus Mainz weg...

Thurk: Ich will den 05ern aber deswegen keinen einschenken oder so. Ich laufe nicht mit der Faust in der Tasche rum. Ich hatte eine schöne Zeit in Mainz, habe guter Erinnerungen. Das Ende, tja, ich wollte mir einfach einen Traum erfüllen mit dem Wechsel nach Frankfurt, nachdem ich vorher schon den Traum vieler Fans mit den Aufstiegstoren erfüllt hatte. Dass Fans, die alles durch die Vereinsbrille sehen, mich anders beurteilen, das ist halt so.

Jürgen Klopp sagt, dass er Sie im Winter gerne zurückgeholt hätte. Gab es tatsächlich Gespräche?

Thurk: Ich habe vergangenen November das Team besucht, und dabei lange mit den Co-Trainern Stephan Kuhnert und Zeljko Buvac gesprochen. Interview

Als Kuhni einfach so fragte, ob ich nicht zurückkommen wollte, da dachte ich mir schon, dass die Frage einen konkreten Hintergrund hatte. Aber das kam für mich nicht in Frage, aufgrund der Gesamtsituation.

Der Traum bei der Eintracht ist dann aber schnell geplatzt. Warum?

Thurk: Ich hatte von Anfang an keinen Kredit bei den Fans. Auch nach meinen drei Treffern im Uefa-Pokal nicht. Und dann ist es schwer, Selbstvertrauen zu haben.

Die Fans sind eine Sache, Trainer Friedhelm Funkel eine andere. War das Verhältnis zu ihm nicht wie erhofft?

Thurk: Funkel hat mir viele Chancen gegeben. Ich muss so selbstkritisch sein zu sagen, dass ich sie nicht genutzt habe. Es war deshalb schwer für ihn, mich nicht irgendwann fallen zu lassen. Aber er hat mich auch in einer Situation hängen lassen. Im Trainingslager in Österreich bin ich fast von einem Fan attackiert worden. Da hätte ich mir schon gewünscht, dass er öffentlich erklärt, dass so etwas nicht geht. Aber er hat es nicht getan. Er hat geschwiegen. Trotzdem war mein Schritt nach Frankfurt richtig gewesen. Ich wollte mir diesen Traum erfüllen.

Vor dem Weggang in der Winterpause von Frankfurt nach Augsburg sind Sie Vater geworden. Haben Sie sich dadurch verändert?

Thurk: Auf dem Platz nicht. Aber ich bemühe mich natürlich, ganz viel Zeit mit dem acht Monate alten Leon David zu verbringen.

Wie läuft die Partie am Freitagabend?

Thurk: Mainz ist natürlich Favorit. Die 05er steigen am Ende auch mit Gladbach und Hoffenheim auf. Ich weiß natürlich mit am besten um ihre Kampfkraft. Wir haben ein paar angeschlagene Spieler. Ich selbst nehme nach einer Grippe noch Antibiotika und habe wohl Imre Szabics etwas angesteckt. Es wird schwer für uns. Aber ich hoffe auf Punkte.

Das Gespräch führte

Jens Grützner