Europakreisel oder Portland
Gerüchte und Fakten zum Stadionstandort

Vom 19.01.2008

Von
Michael Erfurth

Die Diskussion um den Stadion-Standort Europakreisel wird immer skurriler. In Gonsenheim kursiert jetzt das Gerücht, die Stadt plane auf den Flächen neben dem Stadion einen großen Sportpark mit Hotel, Kartbahn, Gastronomie und sonstigem zur Coface-Arena passendem Gewerbe. Alfred Zimmer, Landwirt aus Gonsenheim, der seine Grundstücke an der Saarstraße nicht verkaufen will, berichtete der AZ von einem anonymen Anruf, den er zu diesem Thema erhalten habe.

Dieser Anrufer habe von dem Sportpark-Vorhaben gesprochen und dabei hohe Grundstückspreise genannt, die die Stadt dann kassieren wolle. Bürgermeister Norbert Schüler (CDU) indes versicherte auf AZ-Anfrage, dass es keinerlei Pläne für einen gewerblichen Sportpark am Europakreisel gebe: "Da ist null und nichts dran", sagte Schüler. Als für die Stadtplanung zuständiger Dezernent müsse er über solche Vorhaben Bescheid wissen.

Hintergrund

Obwohl weiterhin mehrere Eigentümer nicht bereit sind, ihre Grundstücke südlich der Saarstraße zu veräußern, wird die Stadt sich weiter um diese Flächen bemühen und dies im neugegründeten "Arbeitsstab Stadion" besprechen. Dieses Vorgehen wurde bei der Sitzung des Haupt- und Bauausschusses am Donnerstag mit 05-Präsident Harald Strutz und Manager Christian Heidel so vereinbart (die AZ berichtete). Beide sehen weiterhin eine Chance für diesen Standort.

Dafür muss es der Stadt gelingen, etwa fünf Hektar zusammenhängende Fläche für den Baukörper des Stadions zusammenzubekommen. Hinzu kommen rund zehn Hektar für Verkehrsflächen wie Straßen und Parkplätze. Im November 2006 hatte der Stadtrat den Bebauungsplan "Neues Stadion am Europakreisel (G144)" aufgestellt. Rund 190 Eigentümer teilen sich die 280 000 Quadratmeter Ackerland auf einem etwa 300 Meter langen Streifen entlang der Saarstraße zwischen Europakreisel und Bahnlinie Mainz-Alzey.

Laut dem in Absprache mit Mainz 05 erstellten Masterplan durch die Büros "frankundfeil" aus Bad Kreuznach und dem "Institut für Sportstättenberatung GmbH" (ISB) von Dr. Claus Binz ist ein leicht verschiebbarer Standort direkt am Europakreisel vorgesehen, um so den Flächenverbrauch für die Verkehrserschließung möglichst gering zu halten. In diesem Kerngebiet liegen aber die fünf Sperrgrundstücke. Womöglich wird nun bei der Stadt überlegt, den Stadionbau stadtauswärts in Richtung Bahngleise zu verschieben, um so die Grundstücksfrage zu lösen. Aber auch hier gibt es offensichtlich eine Reihe von Eigentümern, die bislang nicht veräußern wollen.

Das Land versicherte gestern auf AZ-Anfrage, dass das gemeinsam mit der Stadt und dem Verein festgezurrte Finanzierungskonzept über 60 Millionen Euro unabhängig vom Europakreisel sei. "Die Entscheidung über den Standort ist Sache der Kommune", sagte Eric Schaefer, Sprecher des Innenministers.

Damit käme also auch ein Stadionbau auf dem Portlandgelände in Frage, sollte der Europakreisel scheitern und die offenen Fragen wie Kosten und Verkehrserschließung dem Projekt in Weisenau nicht entgegenstehen. Nähere Informationen über den Sachstand der Gespräche mit der Heidelberg Cement AG und zu den Untersuchungen für das ehemalige Werksgelände in Weisenau gibt die Stadt derzeit nicht preis. Im "Arbeitsstab" sollen all diese Infos gebündelt werden.

Ein Gedanke drängt sich nunmehr auf: Womöglich hat der anonyme Anrufer einfach den Standort verwechselt. Denn die Etablierung eines Sportparks mit gewerblichen Angeboten, die bei der Finanzierung des Stadionprojekts und der Verkehrserschließung helfen könnten, wäre auf dem als Gewerbefläche ausgewiesenen Areal der alten Werksanlagen an der Wormser Straße - in der Nachbarschaft zum renaturierten Steinbruch - durchaus eine Überlegung wert.