Fünf Tore in neun Rückrundenspielen
Benjamin Auer: "Mainz steigt auf"Bochum - Vier Jahre hat Benjamin Auer das Trikot des FSV Mainz 05 getragen. 2006 wechselte der Mittelstürmer zum Bundesligisten VfL Bochum. Dort hat der 27-Jährige nach einer Durststrecke von eineinhalb Jahren gerade eine überragende Phase: fünf Tore in neun Rückrundenspielen. Die MRZ sprach mit dem Torjäger auch über die aktuelle Aufstiegskampfsituation am Bruchweg.
Benjamin Auer, bis 2006 Torjäger beim FSV Mainz 05, hat gerade eine überragende Zeit im Trikot des VfL Bochum: fünf Tore in neun Rückrundenspielen. Dennoch wird der 27-Jährige im Sommer den Klub wohl wechseln.
Benjamin Auers Rückruf erreichte den MRZ-Redakteur gestern auf dem Trainingsgelände am Bruchweg im Gespräch mit dem 05-Manager. "Bestellen Sie Christian Heidel mal einen schönen Gruß", sagte der Mittelstürmer des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum bestens gelaunt und lachend. "Und sagen sie ihm, dass im Sommer mein Vertrag ausläuft..." Heidel, ebenfalls lachend: "Alles klar, da denken wir mal drüber nach." 15 Tore in 56 Zweitligaspielen und 15 Tore in 60 Bundesligaspielen, Auer hatte beim FSV Mainz 05 keine schlechte Zeit.
# Herr Auer, wollen Sie denn weg aus Bochum, es läuft doch gerade glänzend für Sie?
Mein Vertrag läuft im Sommer aus und ich werde mir alles anhören. In meine Entscheidung werden auch die letzten eineinhalb Jahre einfließen, und die waren grausam. In der Vorrunde war ich in Bochum sogar schon abgeschrieben. Da kamen in der Öffentlichkeit Aussagen von Manager Stefan Kuntz und von Trainer Marcel Koller, dass eine Trennung vielleicht besser wäre für alle Seiten. Das war keine schöne Situation für mich. Und das habe ich, auch wenn es jetzt gerade super läuft, auch nicht vergessen. Wenn jeder dich abschreibt, dann bleibt da immer etwas hängen.
# Wäre denn eine Rückkehr nach Mainz, sofern dort überhaupt Interesse besteht, tatsächlich eine Option?
Ich würde mir das auf jeden Fall anhören. Ich habe gerade in Anweiler mein drittes Fitnessstudio aufgemacht nach Pirmasens und Landau, wenn ich da in der Nähe sein könnte, das wäre nicht schlecht. Und meine Freundin hat sich in Mainz auch immer überragend wohlgefühlt. Aber auch das Ausland würde mich mal reizen. Mal abwarten, was so reinkommt an Angeboten.
# Warum sind die eineinhalb Jahre so schlecht gelaufen bis zu dieser tollen Rückrunde?
Da waren natürlich meine Verletzungen. Erst die Virus-erkrankung, die mich zweieinhalb Monate gekostet hat. Dann ein Muskelfaserriss, da waren drei Wochen in der Vorbereitung weg. Und als ich nach Kaiserslautern ausgeliehen war das halbe Jahr, da musste ich mit einer angerissenen Patellasehne drei Monate aussetzen. In der Vorrunde jetzt war ich fit, ich habe gut trainiert, ich hatte das Gefühl, eine Chance verdient zu haben, aber der Trainer hat mich nicht aufgestellt. Da hatte ich die Sache in Bochum eigentlich schon abgehakt.
# Wie kam es jetzt zu der überraschenden Wende?
In der Winter-Vorbereitung war ich gut drauf. In den Testspielen habe ich schon gemerkt, dass ich beim Trainer plötzlich wieder eine Rolle spiele. Ich war in vielen Testspielen in der A-Elf und habe auch meine Tore gemacht. Und dann stand ich beim ersten Rückrundenspiel in der Startelf. Obwohl das in Bremen war, hatte ich innerlich überhaupt keinen Druck, ich hatte überhaupt keine großen Erwartungen an mich. Das war nur alles besser als in der grausamen Zeit vorher. Hauptsache spielen. Und dann habe ich sofort ein Tor gemacht, und seitdem läuft es einfach perfekt.
# Am Samstag haben Sie beim 3:3 gegen Borussia Dortmund zwei Klassetore gemacht, eines hat Ihnen ein ehemaliger 05-Kollege perfekt vorgelegt. Sind Sie noch eingespielt mit Mimoun Azaouagh aus den alten Mainzer Zeiten?
Dass Mimoun nach Bochum gekommen ist im Winter, das war für mich ein Volltreffer. Er hat mich mit seiner positiven Art sofort aufgebaut, er hat mir ständig Mut gemacht und gesagt, dass wir bald zusammen auf dem Platz stehen. Das hat mir total geholfen. Klar, Mimoun kennt mich, er kennt meine Laufwege, er sucht mich. Das funktioniert super, und das hat auch damit zu tun, dass wir schon in Mainz zusammengespielt haben. Das war für uns ja auch eine gute Zeit in Mainz. Jetzt habe ich in neun Rückrundenspielen fünf Tore gemacht, wir haben 14 Punkte geholt in der Zeit, in der gesamten Vorrunde waren es nur 19. Ich denke, Mimoun und ich haben unseren Anteil daran.
# Mainz 05 steckt im Aufstiegskampf. Jürgen Klopp hat seine Mannschaft gerade zu einem Kurz-Trainingslager zusammengezogen. Sie kennen diese Besinnungstage aus Ihrer Zeit am Bruchweg. Was wird da passieren?
Viele Einzelgespräche, viele Gruppengespräche, viele Mannschaftssitzungen. Kloppo wir jeden Einzelnen noch mal beschwören und einschwören. Er wird auch bestimmt wieder eine Idee haben, wie sich die Mannschaft auf das große Ziel gemeinsam einschwören, fokussieren kann. Das macht Kloppo überragend. Ich bin überzeugt davon, dass Mainz 05 den Aufstieg schafft. Und ich wünsche das dem Klub auch.
# Torjäger Felix Borja trifft gerade nicht. Sie kennen das ja nur zu gut. Was können Sie ihm raten?
Keine Zeitung lesen, ruhig bleiben und einfach weitermachen. Wenn er weiter hart arbeitet, rennt und kämpft, dann fällt ihm schon bald wieder ein Ball vor die Füße und das Ding ist drin. Und dann läuft es wieder. Auch bei Torjägern ist es meistens so, dass Fleiß irgendwann belohnt wird. Borja ist ein guter Fußballer, ich habe ihn ein paar mal gesehen, er wird bald wieder treffen.
# Sie sind mit Mainz 05 im Jahr 2003 in Braunschweig trotz Ihrer vier Treffer nicht aufgestiegen, ein Jahr später hat es mit viel weniger Punkten geklappt. Was raten Sie dem Klub in der aktuellen Situation, wie bekommt man die Nervenanspannung am besten in den Griff?
Weniger mit den anderen Klubs beschäftigen, nur auf sich schauen. Nur der nächste Gegner zählt. Ein Spiel nach dem anderen abhaken, nicht drei, vier Wochen vorausschauen. Wer sich mit anderen Dingen als mit dem nächsten Spiel beschäftigt, von mir aus mit dem Restprogramm der Gegner, der wird nur abgelenkt, das stört die Konzentration. Aber was erzähle ich, das habe ich ja alles in Mainz gelernt. Kloppo hat das immer genau so gepredigt, und das werden die auch jetzt wieder so durchziehen. Mainz 05 steigt auf, sie haben wirklich genug Qualität dafür.