Das große BILD-Interview mit Trainer Klopp
Ob ich bleibe, hängt vom neuen Stadion ab
...und Ischdonat ist im Tor Nr. 1
Von MIRKO FRANK

BILD: Herr Klopp, in der letzten Saison wollten sie im Falle des Klassenerhalts drei Tage durchfeiern. Wenn Mainz aufsteigt...

Klopp: „...packen wir die drei drauf und feiern sechs Tage durch! Ich habe keinen Urlaub gebucht. Das wäre der absolute Traum.“

BILD: Wann entscheidet sich der Aufstieg?

Klopp: „In den letzten drei Spielen geht die Post ab, da sind die Paarungen so gelegt, dass man jedes Spiel hintereinander live übertragen müsste.“

BILD: Ist Gladbach schon durch?

Klopp: „Nein, wir hatten zum gleichen Zeitpunkt 2001/2002 zehn Punkte Vorsprung – hat bekanntlich auch nicht gereicht. Es wird eine völlig neue Saison. Zumal viele Vereine nachlegen werden. Es sind noch viele Spieler auf dem Markt. Wir werden aber nichts mehr machen.“

BILD: Auch nicht im Tor? Die Keeper-Seuche...

Klopp: „Nein, Ischdonat hat was an der Kapsel – das ist Kindergeburtstag. Da muss man sich keine Gedanken machen.“

BILD: Wer steht in Koblenz im Tor?

Klopp: „Dimo braucht noch Wochen! Sein Körper muss sich erst mal daran gewöhnen, dass er ein-, zweimal trainiert. Ich mache mir erst Gedanken, wenn ich sehe, dass er Normalform hat. Im Moment ist die Situation die, dass Ischdonat spielt. Passiert ihm was, spielt Rainer Adolf. So einfach ist das.“

BILD: Stolz, dass sich Ihr junger Kader durchgesetzt hat? Paradebeispiel Subotic - der Junge ist gerade mal 19 Jahre und Stammspieler!

Klopp: „Stolz ist vielleicht das falsche Wort. Es ist gut, dass es funktioniert hat, gerade bei den ganzen Verletzungen. Stolz sind wir bei Neven, dass wir nach einer Stunde Training gesehen haben, dass der Junge nicht weiter ziehen muss. Ein Wettkampftyp. Er kann noch überall draufpacken, als Gesamtpaket sieht das sehr gut auf.“

BILD: Ist das Team besser als in der letzten Saison?

Klopp: „Ja, kann sein. Wir haben eine sehr spielstarke Truppe. Der Konkurrenzkampf wird in der Rückrunde noch größer, wenn alle Verletzten zurück kommen, so wie Soto.“

BILD: Haben Sie Mitleid mit Michael Thurk? Mainz, Frankfurt, Augsburg...

Klopp: „Ich weiß nicht, ob er mein Mitleid braucht. Es freut mich nicht, wie es für ihn gelaufen ist. Man sieht, was innerhalb von eineinhalb Jahren aus einem Wunschspieler, der er in Frankfurt war, werden kann. Hätte Micha diese 18 Monate bei uns verbracht, ginge es ihm besser.“

BILD: Er wäre noch Stammspieler?

Klopp: „Ich glaube, wir wären mit ihm nicht abgestiegen. Wenn er dabei gewesen wäre, hätten wir anfangs keine Sturm-Probleme gehabt.“

BILD: Vergessen wir die Vergangenheit. Wann unterschreiben Sie den neuen Vertrag in Mainz? Vor zwei Jahren hatte Heidel ihnen eine Brief geschrieben. Und dann haben Sie verlängert...

Klopp: „Ich habe auch diesmal vorm Urlaub einen Brief bekommen – und eine CD mit einem neuen Mainz 05-Lied. Über die Vertragsverlängerung stand nichts drin.“

BILD: Also, wann unterschreiben Sie? Spätestens im März soll ja eine Entscheidung her!

Klopp: „Wir werden uns demnächst zusammensetzen. Mehr Antworten gibt es nicht. Es geht um viele Dinge.“

BILD: Ihr Boss Harald Strutz hat gesagt: Wenn das neue Stadion nicht bald kommt, geht Klopp! Hat er Recht?

Klopp: „Die Stadionfrage wird meine Entscheidung definitiv stark beeinflussen. Ohne diese Perspektive wird es schwer, dass ich bleibe. Wenn wir kein neues Stadion bauen, muss man die ganze Sache in Frage stellen. Dann quälen wir uns noch zwei Jahre durch, und dann ist Schicht im Schacht. Es geht um Perspektiven. Der große Fußball wird dort gespielt, wo die großen Stadien sind. Mit einem 20 000-Mann-Stadion spielst du in zehn Jahren in der 3. Liga. Wenn wir dort dabei sein wollen, müssen wir nichts machen.“

BILD: Wie wichtig ist der ZDF-Job für Ihre Karriere?

Klopp: „Selbstverständlich bin ich dadurch viel bekannter geworden. Ich hatte Einladungen von allen Talk- und Game-Shows, wirklich fast allen. Von „Fang den Willi“ bis was weiß ich was. Außer bei Kerner, und das ist mein Freund, war ich nirgends. Wie wichtig der ZDF-Job für mich ist, kann ich nicht einschätzen, weil ich ihn unter diesem Aspekt nie gemacht habe. Es macht mir Spaß, das war‘s. Glauben Sie mir, ich habe nichts geplant.“