"Wir sind unseren Fans einen Sieg schuldig"

Schwacher Gunkel übt Selbstkritik / Daghfous´ Traum erfüllt sich nicht

Vom 13.05.2008

grü. Neven Subotic hatte die Nase gestrichen voll. Der 19-Jährige Innenverteidiger, einer der besten 05er in einer schwachen Mannschaft und aufgrund seines Lattenkopfballs drei Minuten nach der Pause auch einer der gefährlichsten, stapfte wortlos Richtung Bus. Sauer auf sich selbst, sauer auf die Kollegen wegen des 0:2 beim FC Köln.

Daniel Gunkel war auch bedient. Der 27-jährige Mittelfeldspieler, schlechtester Profi im Mainzer Zweitliga-Team, stellte sich und redete besser als er zuvor gespielt hatte.

"Wir sind vor allem unseren Fans am Sonntag gegen St. Pauli einen Sieg schuldig. Uns fehlte der Glaube, dass Ding hier reinzumachen. Wir haben es nicht erzwungen. Wir haben zu wenig getan." Zu wenig getan?! Es bleibt ein großes Geheimnis, warum man in einem vermeintlichen Halbfinale nicht alles tut. Gunkel war außer Stande, es zu lüften. "In der Halbzeit war ich noch felsenfest überzeugt, dass wir ein Tor machen, einen Punkt holen." Dann hätten die Kölner nicht feiern können.

Aber vor allem Gunkel trat ohne Körperspannung zu seinen gefürchteten Standards an, die deswegen gefahrlos blieben, Gunkel stolperte unkonzentriert über Bälle ohne Zweikampfhektik. Ein Phänomen. "Als ich vom Platz gegangen bin, war ich total leer", so der 05er. "Ich dachte ja, dass wir schon weg vom Fenster sind. Umso schöner war es in der Kabine zu erfahren, dass wir noch eine kleine Chance haben. Dafür müssen wir alles tun." Aber diese Worte sagten die Mainzer auch schon vor der Köln-Partie...

Nejmeddin Daghfous war auch nicht bester Laune, dafür aber die Überraschung des Tages. 14 Einsätze, davon nur zwei vom Start weg - gegen die TuS Koblenz und Borussia Mönchengladbach am 18. und 20. Spieltag -, hatte er vor dem Duell in Köln aufzuweisen. Zuletzt war der 21-Jährige nur zu ganz kurzen Auftritten gekommen. Und plötzlich stand Daghfous in der ersten Elf vor 50 000 Leuten. "Am Samstagabend im Hotel fragte mich Jürgen Klopp, ob ich mich der Aufgabe stellen könnte", so der offensive Mittelfeldspieler. "Ich bin von mir selbst überzeugt, deswegen war die Antwort klar."

Und der Mainzer hatte die Vorahnung, dass er nach ein paar vergebenen Topchancen in dieser Saison sein erstes Tor machen würde. Das Gefühl trog. Immerhin prüfte Daghfous den Kölner Schlusmann Faryd Mondragon in der 64. Minute aus der Distanz. "Wir hätten öfter zum Abschluss kommen müssen", sagte er. Ansonsten kam der junge 05er nicht mit einem Dribbling an Kölner Konkurrenten vorbei, verlor er beinahe jeden Zweikampf, war er außer Stande, seine Schnelligkeit gewinnbringend auszuspielen. "Aber wir haben ja noch eine Chance." Eine letzte.