Manager Heidel bezieht bei AZ-Sporttalk Stellung zur Zukunft von Mainz 05 / Bei Misserfolg schnelle Trainerentscheidung

Vom 16.05.2008

Von

Jens Grützner

Christian Heidel meisterte gestern Abend einen Spagat in der "Alten Patrone". Der Manager des Fußball-Zweitligisten FSV Mainz 05 sprach im AZ-Sporttalk mit Lutz Eberhard, Sportchef der Allgemeinen Zeitung, über die Auswirkungen eines erfolgreichen kommenden Sonntags, der dem Bruchwegklub den direkten Wiederaufstieg bringt, und denen eines trübseligen Nachmittags, dem Verbleib im Unterhaus.

"Wenn wir scheitern sollten, haben wir die drei wirtschaftlich großen Mannschaften vor uns. Dann sind wir zwar nicht glücklich, aber dann ist die Runde trotzdem anständig verlaufen", so der 44-Jährige. Schließlich habe man nach dem Erstliga-Abstieg nicht vom sofortigen Sprung zurück ausgehen können. "Wir haben einen Zweijahresplan aufgestellt, weil uns klar war, dass die Umbaumaßnahmen nicht einfach werden." Dass die Leistungskurve der Mainzer zu Saisonende nach unten zeigt, wurmt den Manager natürlich. "Zumal ich vor ein paar Wochen noch gesagt habe, dass man zur richtigen Zeit eine Serie laufen haben muss", wie Heidel betonte. "Wir haben in der Vorrunde 31 Punkte erspielt, in der Rückrunde sind es bislang 24. Wir müssen feststellen, dass die Mannschaft vor allem zu Hause nicht so aufgetreten ist wie erwünscht. Da werden wir nach dem Saisonende Ursachenforschung betreiben."

Spielerische Mittel fehlten

Das zurückliegende 0:1 gegen Alemannia Aachen war unter Umständen entscheidend. "Denn dadurch sind wir gegen Köln ins Hintertreffen geraten, deswegen war der Druck für uns gegen den FC am Sonntag größer." Da hätten den 05ern einfach die spielerischen Mittel gefehlt. "Für eine Spitzenmannschaft war das schlecht, keine Frage." Dass die Aufstellung von Jürgen Klopp in dieser Partie, die Nichtberücksichtigung von Miroslav Karhan, Elkin Soto und Srdjan Baljak, für Gesprächsstoff sorgt, kann Heidel verstehen. "Man macht es sich aber zu einfach zu sagen, dass es anders besser gelaufen wäre. Klopp wollte elf fitte Spieler bringen. Der Trainer will immer den größtmöglichen Erfolg. In Köln hat´s nicht funktioniert." Dass Karhan seinen Unmut in der AZ äußerte, kann der Manager auch verstehen. "Ich habe mit Miro gesprochen. Die Sache ist erledigt."

Und nun gäbe es ja noch die Möglichkeit des Aufstiegs. Wie 2004. "Aber da war die Stimmung in der Stadt eine andere", so Heidel. "Da haben alle fest daran geglaubt, dass wir das schaffen. Diese Stimmung hätte ich am Sonntag gerne wieder. Denn Fürth ist für Hoffenheim mindestens so unangenehm, wie es Karlsruhe 2004 für Aachen war."

Sollte es jedoch schief gehen, muss sich Heidel bekanntlich nach siebeneinhalb Jahren wieder nach einem neuen Coach umgucken. Heidel: "Stand heute ist, dass wir noch mit keinem anderen Trainer Kontakt haben." Sicherlich habe man schon überlegt, wer passen könnte. "Aber die Entscheidung fällt erst nach persönlichen Gesprächen. Die Einstellung, die Philosophie, die Chemie müssen stimmen." 05 könne niemanden gebrauchen, der zum Lachen in den Keller gehe. "Wir hatten mit Rene Vandereycken ein Problem. Wir können keinen Kulturschock gebrauchen." Der Prozess der Trainersuche würde in acht bis 14 Tagen über die Bühne sein. Heidel: "Wir schicken keine Scouts los wie der HSV." Dass Wolfgang Frank, wie "Reviersport" meldet, wieder am Bruchweg anheuern könnte, schließt Heidel aus. "Wir haben einen guten Draht zueinander, mehr nicht."

Wenn sich Christian Heidel die Zusammensetzung der Zweiten Liga in der Saison 2008/09 anschaut, kommt er zu dem Schluss: "Rostock und Duisburg sind sicher. Die Duisburger sind wirtschaftlich etwas stärker als wir, die Rostocker etwas schwächer. Kommt noch Bielefeld runter, sind wir in einer Preisklasse." Aus den Regionalligen kommen wohl LR Ahlen, Oberhausen, FSV Frankfurt und Ingolstadt hoch. Heidel: "Da kommt kein Hoffenheim." Womit der Manager sagen wollte: Die Mainzer wären wieder ein Favorit - trotz lediglich zweier sicherer Aufstiegsplätze.

"Vier Jahre Erfahrung"

Im Erfolgsfall am Sonntag "hilft uns, dass wir die Erfahrung von vor vier Jahren haben". Da verzichtete Jürgen Klopp auf die Verpflichtung von fertigen Bundesliga-Spielern. "Vor vier Jahren ist die Truppe draufgegangen wie die Stiere. Wir werden wieder dafür was tun, junge Wilde zu holen, Leute, für die die Bundesliga das größte ist." Das wäre eine ideale Ergänzung zu spielerisch guten Profis wie Daniel Gunkel und Miroslav Karhan, die vor dieser Saison kamen. Die 05er werden weiter keine teuren Stars holen. Kontakt zu einem Mann wie Mohamed Zidan bestehe zwar, "aber der ist wegen seines Gehalts nie mehr darstellbar". Einer wie der Auer Adam Nemec sei "sicherlich ein interessanter, guter Fußballer". Aber es gebe keinen direkten Kontakt. Heidel: "Wir haben bei einigen den Fuß in der Tür. Und die warten auch noch eine Woche."