Jubel und Schwermut

Von Roland Hessel

Vom 19.05.2008

Der FSV Mainz 05 bleibt Zweitligist, verliert seinen Kulttrainer Trainer Jürgen Klopp und trägt Trauer. Der 1. FC Kaiserslautern bleibt Zweitligist, bejubelt seinen Retter Milan Sasic und darf eine Horror-Saison froh gelaunt zu den Akten legen. Pfälzer Erleichterung und rheinhessische Schwermut prägten den letzten Spieltag in der Zweiten Fußball-Bundesliga, an dem sich der FCK aus dem selbstverschuldeten Schlamassel zog und die 05er das zweite Aufstiegswunder verpassten, weil Emporkömmling 1899 Hoffenheim die Nerven nicht verlor. Mit Gladbach, Köln und eben den Hoffenheimern gehen die drei Teams in Liga eins, die nicht nur die meisten Punkte angesammelt haben, sondern auch den wirtschaftlich besten Hintergrund vorweisen - aus welchen Gründen auch immer. Mainz kommt einmal mehr als Vierter ins Ziel, darf sich damit trösten, dass die Perspektiven durchaus gut sind, muss aber nun eine Entscheidung treffen, die dieser Verein seit siebeneinhalb Jahren nicht mehr treffen musste. Jürgen Klopp, der personifizierte Mainzer Aufschwung, wird den Klub verlassen. Sein Nachfolger will wohl überlegt ausgesucht sein, sein Erbe kann schnell zur Last werden. Dies wissen die Verantwortlichen, die sich deshalb auch Zeit lassen wollen und müssen. Keine Zeit hat indes Kaiserslautern. Hier muss die Aufräumarbeit direkt beginnen. Wie übrigens auch in Offenbach. Die Kickers freilich müssen dies in Liga drei tun, der hessische Traditionsverein startet einmal mehr einen Neuanfang. Dies zumindest bleibt den rheinland-pfälzischen Klubs erspart...

Hitzfelds emotionaler Abgang

Auch in Liga eins war´s am Tag zuvor ein Tag der Abschiede. In München wurden Meister-Macher und Torwart-Titan verabschiedet. In Dortmund mit Christian Wörns der letzte Manndecker der alten Waldhof-Schule. In Hamburg ein Trainer, dessen private Geschichte in so vielen Gazetten so viel Raum einnahm und der sich (mal wieder) in seine holländische Heimat zurück zog. In Leverkusen der Traum vom internationalen Geschäft. In Stuttgart, beim Meister der Vorsaison, der Glaube daran, dass man Wunder wiederholen kann. Und in Nürnberg, beim Pokalsieger 2007, die Bundesliga. Wobei die Geschichte der Franken am tragischsten anmutet, aber doch bekannt vorkommt. Schon einmal, nämlich 1969, musste der "Club", damals sogar Meister, das Oberhaus verlassen. Diesmal hat es den neunmaligen Titelträger als Pokalchampion erwischt.

Ansonsten hat die Spielzeit 2007/2008 wenig wirklich Überraschendes geboten. Die aufgerüsteten Bayern wurden mal wieder Meister, die Bremer mal wieder Vize. Mit Duisburg und Rostock mussten zwei Aufsteiger direkt wieder runter. Auch das überrascht nicht. In Frankfurt feiert man sich ob der besten Punktausbeute seit vielen, vielen Jahren. Dass sich die Eintracht durch eine extreme Durststrecke, die erst im letzten Spiel beendet wurde, um durchaus mögliches Mehr gebracht hat, sei verziehen.

Was bleibt also am Ende der 45. Bundesliga-Saison? Mit Sicherheit die Bilder des Tages. Aufgenommen kurz vor dem Anpfiff des finalen Spieltages. Ein hemmungslos heulender Ottmar Hitzfeld leistete sich einen emotionalen Abgang, der sogar den von Oliver Kahn in den Schatten gestellt hat.