Wir alle sind Mainzer
Ich hab Lauter Fans




Von

Sven Hieronymus

So, das war es dann mal wieder... nicht. Aber so ist es doch auch am Sonntag viel lustiger. Wir müssen auf Fürth hoffen, denen es wahrscheinlich viel lieber wäre, wenn Hoffenheim aufsteigt, denn von uns bekommen sie ja immer sechs Punkte geschenkt. Und ich lade mir doch auch lieber Freunde ein, die Geschenke mitbringen. Aber egal, was da passiert, wir müssen ja erst mal gegen Pauli ein Tor schießen. Und das ist ja momentan nicht gerade unsere Stärke.

War das Spiel unserer Buben gegen Köln bei Ihnen auch sooo schlecht, oder hat es in Berlin, durch den langen Übertragungsweg des Fernsehsignals, nur so gewirkt? Ja, ich war in Berlin. Ich bin geflüchtet vor lauter Fans... nee, vor Lauterer Fans, so. Denn nach meiner letzten Kolumne bin ich jetzt quasi der Salman Rushdie der Pfalz. Drohmails, Gästebucheinträge mit schönen Beschimpfungen, dumme Sprüche auf der Straße...

Als Kolumnist lebt man gefährlich und macht trotzdem alles möglich, um ja jedes Spiel mitzubekommen. In der Schöneberger Kneipe "Graffiti" also traf ich dann auch so ungefähr 20 Fans, Exil-Meenzer, Urlauber, eingeflogene Portugiesen, und einen zufällig in Berlin weilenden alten Kumpel. Mit ihnen habe ich nach kurzer Vorstellung untereinander - das war wichtig, denn welcher Vollidiot hockt sich bei 28 Grad im Schatten, mittags in eine Berliner Spelunke? - das Spiel geschaut.

Alleine die Aufstellung hat für Gelächter und endlose Diskussionen gesorgt. Wir waren uns einig, froh zu sein, dass nicht Herzberger und Grevelhörster in der Anfangself standen, aber das hätten wir wahrscheinlich noch eher verstanden. Dann die Tonspur von Premiere. Unschlagbar. Ein kölscher Fanreporter und neben ihm babbelte Bodo Illgner. Beide wirklich erfrischend objektiv. Und ich weiß jetzt zwar, warum der fußentzündete Geißbock nicht im Stadion war - das wurde ja immerhin 13 Mal erklärt - aber warum Soto, Karajan und Ballack nicht spielten, weiß ich bis heute nicht. Ich kenne zwar jetzt jede Schuhgröße Kölner Spieler, weiß, welche Unterhose Bodo Illgner beim WM-Finale getragen hat, wie Wolfgang Overath mit Vornamen heißt, aber warum Kloppo in Köln ein Haus gekauft haben soll, weiß ich nicht. Was man da so alles liest und hört, wo Kloppo wann Häuser kauft, lässt ja vermuten, dass er jetzt in Immobilien machen will.

Apropos Kloppo. Stellen wir uns mal nächsten Sonntag vor. Wir führen klar gegen Pauli und in Hoffenheim steht es bis zur 93. Minute 0:0. Dann schießt ein Hoffenheimer - quasi mit Abpfiff - den Ball gegen die Unterkante der Latte, von da springt er an Innenpfosten und dann... ja, und dann? Springt er raus, bleibt Kloppo, rollt er rein, geht er? Lieber Kloppo, das verstehe ich nicht. Rollt er raus, ist alles gut und rollt er rein, ist es Zeit für einen Neuanfang? Kapier ich nicht, das kann mir - glaube ich - auch keiner erklären. Höchstens Lautern-Fans.