Der Beginn einer neuen Mainzer Welt

Heidel will sich bei Trainer-Suche Zeit lassen, Feulner am liebsten noch mal mit Klopp reden

Vom 19.05.2008

Es war die Zeit, als in Hoffenheim Tor um Tor die Mainzer Hoffnungen schwanden und sich die 05-Fans noch einmal aufrafften, um in den letzten zehn Minuten für Gänsehautstimmung im einmal mehr ausverkauften Bruchweg-Stadion sorgten. Zunächst wurde die Zweite Liga besungen, dann die Mannschaft. Und mit einem schallenden "Jürgen, Jürgen" wurde die Ehrung des scheidenden Coaches eingeleitet. "You´ll never walk alone" - dargeboten aus 20000 Kehlen und ausschließlich an Jürgen Klopp gerichtet.

Es war aber auch die Zeit, in der sich der Mainzer Manager klar wurde, dass mit dem gestrigen Tag eine Ära beendet wurde. Christian Heidel hatte es nach der Halbzeit des Spieles gegen St. Pauli nicht mehr in den Innenraum gezogen. Der 44-Jährige blieb in der Trainerkabine und schaute sich das Spiel in Hoffenheim auf der Mattscheibe an. Spätestens mit dem 3:0 war ihm klar: "Jetzt beginnt in Mainz eine neue Welt, eine, die wir uns nicht gewünscht haben." Die Enttäuschung sei jetzt nicht klein, die finale Hoffnung sei aber auch nicht so groß gewesen, betonte Heidel, der in der Niederlage an den Sieger dachte. "Glückwunsch nach Hoffenheim. Wer 60 Punkte holt, hat es verdient."

Auf der Bank erlebt hat die Hoffenheimer Torflut nach der Pause der verletzte Linksverteidiger Marco Rose. "Nach dem 2:0 wusste ich schon, dass es kaum noch klappen kann", berichtete der 31-Jährige der sich auf Krücken durch die Katakomben des Bruchweg-Stadions bewegte. "Wir haben unser Ziel nicht erreicht, aber wenn man das hier heute erlebt, wie es gerade abgeht, dann gibt es genug Gründe, voraus zu schauen", zeigte der Ersatzkapitän in Richtung Innenraum, wo die Fans die Mannschaft weiter feierten. "Man bekommt große Lust auf das, was nun kommt." Dass dies mit einem neuen Trainer passieren muss, ist für Rose noch keine abgeschlossene Sache. "Wir haben keinen Trainer, Kloppo hat keinen Verein. Warum sollten wir also nicht so weiter machen wie bisher?", fragte der Linksfuß.

Mittelfeld-Akteur Markus Feulner schlug in die gleiche Kerbe. "Vielleicht sollte die Mannschaft sich zusammen tun, beim Trainer aufschlagen und ihn gemeinsam davon überzeugen, doch noch hier zu bleiben", schlug der gebürtige Bamberger vor. "Ich glaube, dass Klopp sehr an diesem Verein hängt."

Für den Manager gibt es indes kein Zurück. "Zu diesem Thema ist doch alles gesagt. Wenn Jürgen jetzt kommen würde, wäre die Tür ja nicht zu. Aber: Das wird nicht passieren." Christian Heidel muss nun also einen neuen Trainer suchen (siehe auch nächste Seite), will sich dabei aber die Zeit lassen, die es braucht. "Wir lassen uns da überhaupt keinen Druck aufbauen", betonte der 44-Jährige, der immer wieder beteuert, dass es noch keinerlei Kontakt zu möglichen Klopp-Nachfolgern gegeben hat. "Es ist definitiv noch nichts entschieden." Sicher sei nur: "Wir haben hier hervorragende Strukturen geschaffen. Es gibt nur wenige Trainer, die nicht hier arbeiten wollten."

Gleiches gilt auch für das Gesicht der Mannschaft in der kommenden Runde. "Weil wir ja wussten, dass der direkte Wiederaufstieg kein Selbstläufer wird, haben wir unser Konzept auf zwei Jahre ausgelegt. Aber in diesem Geschäft gibt es ja keine Garantien", weiß Heidel, dass andere Vereine durchaus einen 05er im Fokus haben könnten. "Es ist jetzt sicherlich der falsche Zeitpunkt, aber die Vertragssituationen sind alle klar. Aber wenn einer anruft und an einem unserer Spieler interessiert ist, werde ich mit ihm auch sprechen. Dann sehen wir ja, was dabei dann rauskommt."

So schlecht haben die Mainzer, die als Vierter durchs Ziel gegangen sind, nicht abgeschlossen, um nicht Begehrlichkeiten anderer Klubs, vor allem aus der Ersten Liga, zu wecken. So soll bekanntermaßen der Karlsruher SC an Markus Feulner interessiert sein. Also geht die Frage an den Mittelfeldspieler, was mit seiner Zukunft sei. "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aber es sieht ganz danach aus, dass ich bleibe." Christian Heidel muss also auf jeden Fall einen neuen Trainer suchen. Ob und wie viele neue Spieler er suchen muss, ist derzeit freilich noch offen...