Gunesch ohne Groll vor Treffen mit dem Mainzer Trainer Klopp

St. Paulis Verteidiger spielt gegen ehemaliges Team

Bereut hat er seinen Wechsel nie, auch wenn er sich insgeheim mehr Spiele gewünscht hätte. Aber als Rückkehrer Ralph Gunesch im Sommer beim FC St. Pauli vorgestellt wurde, war in seinen Worten kein Hauch von Reue über sein Jahr beim 1. FSV Mainz 05 zu spüren. Im Gegenteil: Der Verteidiger wies auf die tollen Erfahrungen in der Ersten Liga hin, betonte mehrmals, dass es sich lohnen würde, alles, aber auch alles zu investieren, um in die Stadien der höchsten Spielklasse einlaufen zu können.
Gunesch war nach drei Jahren in der Regionalliga im Sommer 2006 vom FC St. Pauli zum Bundesligisten gewechselt. Die Braun-Weißen waren zu Zeiten von Ex-Trainer Andreas Bergmann nur ein durchschnittlicher Drittligist. Umso größer war der Sprung für den vielseitigen Defensivspieler, als er in Mainz ankam.

Der Profi wusste, dass die Aufgabe schwierig sein würde. Trotzdem folgte der antrittsschnelle Abwehrspieler dem Ruf des Mainzer Trainers und ZDF-Experten Jürgen Klopp, den er nach wie vor schätzt: "Er ist ein authentischer Trainer, der das vorlebt, was er von seinen Spielern verlangt. Er ist so, wie ihn die Öffentlichkeit wahrnimmt, und er versucht zu vermitteln, dass Leistung nur möglich ist, wenn man mit Freude zur Arbeit geht." Gunesch bestätigt in dieser Hinsicht Parallelen zum Teammanager St. Paulis, Holger Stanislawski, der, so Ralph Gunesch, "ebenfalls lebt, was er einfordert".

Am Freitag um 18 Uhr nun trifft Gunesch am Millerntor auf seine ehemaligen Kollegen, die die Spiele in den vergangenen zwei Wochen in Aachen (3:0) und zu Hause gegen Köln (1:0) positiv gestalten konnten. "Wir werden auf eine selbstbewusste, zielstrebige Truppe treffen. Ich erwarte ein schnelles, munteres und schweres Spiel", sagt Gunesch. Die Mainzer gelten in dieser "besten Zweitligasaison aller Zeiten" als Mitfavorit auf den Aufstieg. Trainer Klopp kann mit seiner Mannschaft die Erwartungen erfüllen und steht derzeit mit vier Punkten Vorsprung auf die viertplazierten Kölner auf dem zweiten Tabellenplatz.
In seiner Saison bei Mainz brachte es "Felgen-Ralle", wie Gunesch in Anlehnung an seine Liebe zu Autos genannt wird, auf neun Einsätze, acht davon von Beginn an. Zu den Höhepunkten zählte dabei das 2:2 beim HSV. Eine Partie, an die er sich gern erinnert: "Es war mein bestes Spiel im Mainzer Trikot. Die Stimmung in der vollen Arena hat mich beeindruckt."

Gunesch betont, dass Mainz und der FC St. Pauli eine ähnliche Fangemeinde hätten, die sich durch ihre positive und unterstützende Art von Anhängern anderer Klubs unterscheiden würde. Mainz 05 gilt als Karnevalverein. Die treuen Anhänger feiern, bemalt oder unbemalt, im Mainzer Bruchwegstadion über die Karnevalszeit hinaus. "Nicht umsonst sind sie zu Hause nur schwer zu bezwingen. Aber auch auswärts haben sie sich zuletzt stark verbessert", weiß Gunesch, der den Verantwortlichen der Mainzer dankbar ist: "Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, Erfahrungen auf höchstem Niveau zu sammeln."
Eine lehrreiche und ebenso schmerzliche Lektion erlebte der 24-Jährige im Heimspiel gegen Werder Bremen, als er mit Mainz 1:6 verlor und im Bremer Angriffwirbel unterging. "Das ging ein bisschen schnell", sagt er schmunzelnd.

Gern will er nun am Freitagabend seinem ehemaligen Trainer zeigen, was er bei seinem einjährigen Gastspiel gelernt hat. Den Traum, in der Ersten Liga zu spielen, hat Gunesch keineswegs aufgegeben. Der Hunger ist größer denn je, zumal er schon ein ganzes Jahr lang am Kuchen riechen durfte.