Wenn Mainz aufsteigt, dann bleibt Klopp

Von Wolfgang Langner

Das Rätselraten um die Zukunft von Jürgen Klopp ist im Falle des Bundesliga-Aufstiegs des Zweitligisten FSV Mainz 05 beendet. Manager Christian Heidel hat sich mit dem 40-Jährigen ebenso wie mit Co- Trainer Zeljko Buvac auf eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages um ein Jahr verständigt. Wir sprachen mit dem Mainzer Trainer vor dem Gastspiel am Freitag (18 Uhr) im Rosenaustadion gegen den FC Augsburg.

Was hat Sie bewogen, im Falle eines Aufstiegs in Mainz zu bleiben?

Klopp: Ich habe mir intensiv Gedanken gemacht über meine Zukunft und auch Gespräche mit anderen Klubs geführt. Die Entscheidung für Mainz 05 ist das Resultat meiner Überlegungen.

Was passiert, wenn Mainz nicht aufsteigen sollte?

Klopp: In diesem Fall wäre für beiden Seiten ein logischer Zeitpunkt, einen Neuanfang zu starten. Aber dies ist für mich kein Thema. Der Aufstieg hat für mich absolute Priorität, ich will in der nächsten Saison mit Mainz 05 in der Bundesliga arbeiten.

Aber es wird richtig eng da oben?

Klopp: Das war uns von vorneherein klar. Das stört uns nicht wirklich. Wir sind von der Qualität her keine Mannschaft, die vor der Liga herrennen müsste, sondern wir wollten uns im oberen Tabellendrittel festsetzen. Das haben wir getan, und langsam wird es etwas spannender.

In Köln sind wie zuletzt in Frankfurt Feuerwerkskörper geflogen. Nimmt das überhand oder bleiben das Einzelfälle?

Klopp: Überhand kann man noch nicht sagen. Da muss man die Entwicklung abwarten. Im Moment kann man es als Einzelfälle bezeichnen. Frankfurt gegen Nürnberg war nicht einmal ein Derby; dass es bei Köln gegen Gladbach etwas unruhiger zugeht, davon konnte man ausgehen. Es ist halt tragisch, dass so etwas derzeit im Mittelpunkt steht. Ich hoffe, dass die Bilder abschreckend wirken und dass sich das ganz schnell wieder normalisiert.

Ihre Mannschaft siegte zuletzt 3:0 in Wehen. Sie waren sicher zufrieden?

Klopp: Wir haben gegen einen disziplinierten Gegner ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir haben auch nur eine Möglichkeit zugelassen. Das war schon sehr ordentlich.

Nach dem Spiel riefen die Fans Ihren Namen. Sie kletterten mit einem Mikrofon den Zaun hoch?

Klopp: Nach einem normalen Spiel wollen die Fans auch keinen auf dem Zaun haben, aber das war ein Derby und dazu besonders emotional - da fordern die Fans einen schon mal. Ich muss aber sagen, ich habe da nichts verloren. Ich habe das schon ein paar Mal gemacht und eigentlich habe ich meine Zaunkarriere beendet, aber ich habe mich noch einmal breitschlagen lassen.

Stimmt es, dass Sie Ihren Vertrag mit dem ZDF schon gekündigt haben?

Klopp: Nein, sicher nicht. Es gab noch keinen Grund, das zu entscheiden. Die Europameisterschaft hat noch nicht einmal stattgefunden.

In den kommenden Wochen müssen Sie sich mit Teams aus dem Tabellenkeller herumschlagen. Wie gehen Sie das an?

Klopp: Indem wir diesen Aspekt komplett ausblenden. Zunächst haben wir Augsburg, und die haben in dieser Besetzung da unten eigentlich gar nichts zu suchen. Ich analysiere derzeit gerade das Spiel der Augsburger gegen Aue und wenn ich sehe, wer dort alles nachgewechselt werden kann, dann tränen mir die Augen. Wir sind uns der Qualität der Mannschaft, auf die wir treffen, durchaus bewusst. Wir wissen, was uns da erwartet. Der Druck ist auf beiden Seiten groß. Augsburg muss auch gewinnen. Das wird dem Spiel sicher guttun.

Als Michael Thurk in Mainz spielte, hatten Sie ja ein freundschaftliches Verhältnis mit dem jetzigen Augsburger. Gibt es noch Kontakte?

Klopp: Wir hatten eine sehr intensive Beziehung und sind ja damals immer zusammen von Frankfurt nach Mainz ins Training gefahren. Als ich dann Trainer wurde, hat es sich zu einem normalen Spieler-Trainer-Verhältnis entwickelt. Sein Wechsel nach Frankfurt wurde dann mit ein paar Äußerungen begleitet, die vielleicht nicht notwendig waren. Aber das ist schon so lange her und längst vergessen. Unser Verhältnis heute ist ganz normal. Ich freue mich über jedes Tor, das der Micha macht, so lange es nicht gegen uns ist.

Sie standen einige Zeit auf der Liste des FC Bayern München als Hitzfeld-Nachfolger. Wie sehr hätte Sie diese Aufgabe gereizt?

Klopp: Wissen Sie, ich bin 1967 geboren und ich bin, glaube ich, seit meinem ersten Tag Fußballfan, da ist mir die Entwicklung bei Bayern München nicht entgangen, obwohl ich von klein auf kein Bayern-Fan war, sondern für den VfB Stuttgart. Aber wenn man dann in einem Beruf arbeitet, den man als Traumberuf bezeichnet und dann beim absoluten Branchenführer gehandelt wird, macht das ein schönes Gefühl. Das ist schon eine Bestätigung. Das war auch angenehm, aber ich finde die Wahl, die Bayern getroffen hat, auch vollkommen in Ordnung.