Es ist die richtige Zeit für eine Zäsur
05-Manager Christian Heidel spricht von Trainingslager vor Spiel gegen SV Wehen Wiesbaden

Vom 29.03.2008

Von
Roland Hessel

Die Contenance verliert Christian Heidel wirklich nur selten. Doch in der Pause war der Manager des FSV Mainz 05 richtig angefressen. Nach gespielten 45 Minuten und dem hoch verdienten 1:2-Rückstand der Mainzer beim FC Erzgebirge Aue sprach der 44-Jährige von schülerhaftem Verhalten, davon, dass seine Mannschaft überhaupt nicht auf dem Platz sei. Eine Halbzeit später war der Ärger noch nicht verraucht, die Stimmung nicht wirklich gut. Aber immerhin konnte Heidel dann wieder ein einigermaßen positives Fazit ziehen.

"Mit dem einen Punkt müssen wir natürlich insgesamt einverstanden sein. Auch wenn mehr drin war - aber nicht mit der Einstellung der ersten Halbzeit." Diese, so Heidel weiter, hätte eine Mainzer Mannschaft gezeigt, wie er sie in dieser Saison noch nicht gesehen hätte. "Da hat die Ordnung nach der frühen Führung überhaupt nicht gestimmt. Da wurde nur diskutiert, lamentiert, nicht mehr gespielt. Wir können von Glück sagen, dass der Rückstand nicht höher war." Die Mannschaft habe zwar dann nach dem Seitenwechsel eine Reaktion gezeigt und auch nur noch eine Chance der Gastgeber zugelassen, dennoch sei dieses Spiel die richtige Zeit für eine Zäsur. "Wir dürfen uns keine weiteren unnötigen Punktverluste mehr erlauben. Keine Frage, jetzt zählen bald nur noch Siege", unterstrich der Manager, der ein Kurz-Trainingslager vor dem wichtigen Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den SV Wehen Wiesbaden nicht ausschließen wollte. "Ich habe da nur ganz kurz mit Trainer Jürgen Klopp drüber gesprochen. Es ist noch nichts entschieden. Aber von Vereinsseite wäre es kein Problem", führte der 05-Manager weiter aus. "Und wir haben das ja in dieser Saison noch nicht gemacht", meinte er lächelnd. In den vergangenen Jahren war es fast schon zu einer lieb gewonnenen Tradition geworden, dass sich die 05er immer dann für ein paar Tage zurückziehen, wenn es den Anschein hatte, dass eine Neujustierung nötig sei.

"Passivität abstellen"

Dies scheint nun nach nur zwei Siegen in neun Rückrundenspielen mal wieder der Fall zu sein. Die Spieler werden wohl nicht drum herum kommen. Auch wenn sie sich mehr als einsichtig zeigten. "Wir haben nach dem 1:0 aufgehört, Fußball zu spielen", gab Mittelfeldmann Markus Feulner unumwunden zu. "Diese Passivität müssen wir abstellen, sonst kommen wir nicht zu den Siegen, die wir unbedingt brauchen", meinte Feulner weiter. Und: "Nur Mannschaften, die auch solche Spiele gewinnen, steigen auch auf."

Mittelfeld-Kollege Daniel Gunkel ging sogar noch einen Schritt weiter und sprach davon, dass "wir in den entscheidenden Momenten zu phlegmatisch" waren. "Man schießt in Aue nicht einfach so drei Tore. Und dann nehmen wir trotzdem nur einen Punkt mit. Das ist zu wenig. Absolut zu wenig. Das brauchen wir gar nicht zu diskutieren", ärgerte sich der Torschütze zum 1:0. Und da sich dies wie ein roter Faden durch die Rückrunde ziehe, "müssen wir von Spieltag zu Spieltag um Platz drei beißen".

In der Kabine hätte sich die Mannschaft zunächst selbst wachgerüttelt. "Wir haben erst einmal unter uns aufgeräumt", erzählte Gunkel. Dabei wäre es nicht um Schuldzuweisungen gegangen, sondern darum, "dass wir wieder von vorne beginnen", wie Kollege Feulner unterstrich. Immerhin, so Feulner weiter, hätten die 05er dann Moral gezeigt. Eine Moral, die Gunkel allein freilich nicht reicht. "In der jetzigen Phase der Saison gibt es kein Taktieren mehr, jetzt müssen wir Punkte holen. Gegen Wiesbaden zählt nur der Dreier."

Was Heidel natürlich gerne hört. "Wir werden in Ruhe darüber nachdenken, was wir in den nächsten Tagen machen werden", versprach der 05-Manager abschließend, bevor er sich auf den langen Heimweg zurück vom Erzgebirge ins Rheinhessische machte. Dass diese Gedanken - zumindest von seiner Seite - in Richtung Trainingslager gehen, dies schien am Freitagabend festzustehen...