Nach dem 1:1 der 05er in München: Abwehr bleibt Prunkstück, Gegenzüge werden im Training überarbeitet

Vom 18.03.2008

Das 1:1 des FSV Mainz 05 im Zweitliga-Fußballspiel beim TSV 1860 München lässt sich aus mehreren Blickwinkeln betrachten.


Von

Jens Grützner

Das Positive: Die Abwehrarbeit. "Es ist immer ein guter Hinweis, wenn Dimo Wache nicht viel zu tun hat", sagt 05-Trainer Jürgen Klopp. Aus dem Spiel heraus musste der Mainzer Torsteher nicht einmal richtig sein Können demonstrieren. Dabei stand die Viererkette des FSV in der Münchner WM-Arena unheimlich hoch, mitunter nur zehn Meter von der Mittellinie entfernt. Klopp: "Es wäre ja verrückt, wenn die Jungs aufgrund der zurückliegenden Spiele nicht selbstbewusst auftreten würden. Wir müssen die Defensive auf diesem hohen Niveau bis zum Saisonende halten." Mit nur 23 Gegentreffern kassierten die 05er bislang die wenigsten Tore.

Das Negative: Die Durchführung der Konter. Dass die Mainzer beim zurückliegenden Heimspiel gegen Kickers Offenbach und jetzt in München zahlreiche Konterchancen ausließen, "bereitet mir grundsätzlich keine Sorgen", sagt der 40-jährige Coach. "Wichtig ist erst einmal, dass wir mit vier, fünf Männern nach vorne rücken, dass auch der zweite Block gut nachschiebt." In dieser Häufigkeit war das vor der Offenbach-Partie kaum der Fall. Nun gehe es darum, die Räume besser zu nutzen. Klopp: "Das üben wir."

Der ideale Konter sieht wie folgt aus: Der Angriff muss breit angelegt sein, "denn normalerweise formiert sich der Gegner zentriert", so der FSV-Trainer. Deswegen sei es auch wenig sinnvoll, den Ball in irgendwelche Schnittstellen spielen zu wollen. Klopp: "Es sollte bis zur Grundlinie über die Flügel gehen. Dann sollte der Pass in den Rücken der Abwehr folgen." Gewollt ist, dass die gegnerischen Verteidiger mit dem Gesicht zum eigenen Tor agieren. "Denn das tut niemand gerne", weiß Jürgen Klopp. Eine solche Situation ergab sich durch die gute Pressingarbeit von Markus Feulner vor dem 1:0 gegen die "Löwen". Feulner hatte anschließend die Top-Gelegenheit, einen 5:2-Konter einzuleiten, "Aber da hat er zu lange gebraucht, um sich zu orientieren", sagt Klopp. Wichtig sei, dass die Gegner Respekt vor der grundsätzlichen Mainzer Qualität hätten. "Und ich habe auch noch kein Spiel auf der Welt gesehen, in dem jeder Konter gesessen hat."

Das Normale: Einwechslung von Damir Vrancic. In der 82. Minute schickte Jürgen Klopp Damir Vrancic an Stelle von Miroslav Karhan aufs Feld. Ein Mittelfeldspieler für einen Mittelfeldspieler. Auf der Bank blieb Stürmer Isaac Boakye. Der Grund: "Ich wollte Miro in einer Phase, in der die Münchner noch stark waren, eins zu eins ersetzen. Ich wollte auch noch einen Mann auf dem Platz haben, der defensive Präsenz zeigt, auch beim Kopfballspiel", erklärt der Mainzer Coach. Außerdem hofften die 05er ja auch noch auf eine gute Standardchance, die dann aber nicht kam.

Das Kuriose: Busfahrt ohne Neven Subotic. Dass der 19-jährige Innenverteidiger Neven Subotic in der Vorrunde zu spät zum Abschlusstraining vor der Partie gegen den SC Paderborn gekommen war, kostete den Amerikaner damals einen Platz in der Startelf. Dass der starke Subotic nun nach Spielschluss am Rande der WM-Arena mit Bekannten in ein Gespräch vertieft war, während der 05-Bus sich zum Flughafen aufmachte, kostet den Mainzer nur die fällige Taxifahrt aus der eigenen Tasche. "Normalerweise ist es so, dass Teammanager Axel Schuster die Spieler im Bus durchgezählt hat, bevor ich einsteige und wir losfahren", sagt Jürgen Klopp. "Am Sonntag war Axel aber schon am Flughafen, als wir abfahrbereit waren." Niemand vermisste den Abwehrspieler.

Die Zukunft: Topspiel am Bruchweg gegen 1899 Hoffenheim. Dass Aufsteiger 1899 Hoffenheim am Sonntag gegen den FC Erzgebirge Aue bereits den siebten Sieg in Serie landete, ist für Jürgen Klopp "natürlich ein echtes Brett." Der Mainzer Trainer hat registriert, dass die zweitplatzierte Konkurrenz ihr Spiel umgestellt hat, nach Integration der millionenschweren Zugänge von langen Bällen aus der Abwehr zu einem Kombinationswirbel mit Kurzpässen gekommen ist. "Das ist dem Spiel von Werder Bremen nicht unähnlich", so der 40-Jährige. Darauf muss Klopp die 05er nun einstellen.