"Das intensivste Spiel in meiner Karriere"
Mittelfeldmann Damir Vrancic muss Zukunft überdenken


Vom 22.02.2008

Von
Jens Grützner

Damir Vrancic muss nicht lange überlegen: "Das war das intensivste Fußballspiel in meiner bisherigen Karriere", sagt der 22-jährige Mittelfeldspieler des FSV Mainz 05 zum vergangenen 1:0 bei Borussia Mönchengladbach. 90 Minuten voller Leidenschaft, davon 87 Minuten meist im Rückwärtsgang gegen den wild anrennenden Spitzenreiter. Das schlauchte Körper und Geist. "Das frühe 1:0 war natürlich gut, weil wir anschließend nicht das Spiel machen mussten", sagt Vrancic. Dafür war die Leidenszeit aber umso länger. "Und ich haben schon ziemlich oft gezittert. Denn man konnte ab einem gewissen Punkt als Mittelfeldmann gar nichts mehr machen. Da haben die Gladbacher unglaublich viele Flanken in den Strafraum geschlagen." Laut Statistik waren es 54. Der 22-Jährige weiter: "Da blieb einem gar nichts anderes übrig, als auf Nikolce Noveski und Neven Subotic zu vertrauen. Sie haben ihre Arbeit in der Innenverteidigung gegen die kopfballstarken Borussen perfekt gemacht." Die Mainzer waren auf ein Kampfspiel eingestellt gewesen. "Aber dass der Druck dann so groß werden könnte, habe ich dann doch nicht geglaubt", so Vrancic. Als Schiedsrichter Knut Kircher letztmal in die Pfeife blies, "war die Erleichterung unglaublich groß. Denn wir hatten ja vorher nur einen Punkt aus drei Spielen geholt." Auf der zweieinhalbstündigen Heimreise guckte Damir Vrancic dann etwas Video, plauderte mit den Kollegen und las in einem Buch. "Schlafen kann ich im Bus leider nicht." Das holte er dann in Mainz nach.

Damir Vrancic ist der einzige 05-Profi, dessen Vertrag nach der laufenden Saison ausläuft. Seit 2002 ist der frühere Jugendspieler von Eintracht Frankfurt am Bruchweg aktiv. In dieser Spielzeit kam der Techniker bislang auf 14 Spiele, neun Einwechslungen und zwei Tore in den Vorrundenspielen gegen die TuS Koblenz und den SV Wehen Wiesbaden. "Noch ist mein auslaufender Vertrag kein Thema für mich", sagt er. "Noch konzentriere ich mich voll und ganz auf die Saison." Doch Damir Vrancic weiß natürlich auch, dass er sich demnächst mit seiner Zukunft beschäftigen muss. "Ich bin in einem Alter, in dem man sich bei dem Verein, bei dem man aus der Jugend kam eigentlich durchgesetzt haben sollte", sagt er. Diese Zweitliga-Runde ist aber von einem gehörigen persönlichen Auf und Ab gekennzeichnet. Alleine der Rückrundenverlauf: Beim 1:1 in Koblenz wurde der Mainzer in der 85. Minute eingewechselt. Gegen die Spvgg. Greuther Fürth blieb er draußen. In Gladbach stand Damir Vrancic jetzt wieder in der Startformation. Vor dem Auftritt am Niederrhein sagte Trainer Jürgen Klopp seinem Schützling: "Geh einfach mit soviel Selbstvertrauen in die Partie wie ich es früher gehabt hätte, wäre ich ein so guter Fußballer wie du gewesen." Der 22-Jährige ist ein glänzender Techniker. "Aber wenn man nicht spielt, fehlt einem natürlich auch das nötige Selbstvertrauen", sagt er. "Und bei mir gibt es noch eine Menge Luft nach oben." Nur stellt sich eben die Frage, ob Damir Vrancic nicht vielleicht fern des Bruchwegs häufigere Einsätze erhalten könnte. "Als Fußballprofi fühlt man sich wohl, wenn man spielt. Wenn man nicht spielt, ist das der häufigste Grund für einen Wechsel", sagt er. Sollten die Mainzer tatsächlich den Aufstieg packen, würde die Luft für Damir Vrancic noch dünner. Obwohl er in der Eliteklasse für die Mainzer auch schon sechs Mal zum Zug kam. "Ich schaue jetzt einfach noch ein bisschen, wie sich alles entwickelt." Dass Vrancic nach vier Knieoperationen, gravierenden Knorpelglättungen überhaupt noch professionellen Fußball spielen kann, ist eine Überraschung.

Schwerer Bruderkampf

Noch wohnt Damir Vrancic im Elternhaus. Das gleiche gilt für Bruder Mario. Der noch etwas talentiertere 18-Jährige besitzt einen Kontrakt über die nächsten drei Jahre am Bruchweg. In dieser Spielzeit kam Mario Vrancic auf fünf Spiele, vier Einwechslungen. "Mario hat sich sicherlich auch schon etwas mehr von dieser Saison erhofft", sagt der ältere Bruder. "Aber auch bei ihm fehlt das Selbstvertrauen, weil die Spielpraxis fehlt." Zuletzt weilte der ebenfalls im Mittelfeld tätige jüngere Bruder im Trainingslager der U19-Nationalmannschaft. Damir Vrancic: "Es ist natürlich auch keine leichte Situation für uns, dass wir in einem Klub um die gleiche Position konkurrieren."