Einschweißen und schweigen
Der Mainzer Angreifer Felix Borja hat seine Torflaute überwunden und will sich durch nichts vom Ziel Bundesliga ablenken lassen
VON ANDREAS HUNZINGER

Felix Borja will momentan nicht mehr sagen als unbedingt nötig. "No talk", ließ er deshalb jüngst einen Journalisten abfahren. Immerhin ließ der Stürmer des Fußball-Zweitligisten FSV Mainz 05 dann noch wissen, wann er wieder für längere Gespräche zur Verfügung stehen will. "Wenn Bundesliga - talk", erklärte Borja in seinem putzigen Gemisch aus Englisch und Deutsch.

Der am 2. April 1983 in San Lorenzo in der ecuadorianischen Provinz Esmeraldas geborene Angreifer will erst das gemeinsame Ziel mit seinem Arbeitgeber erreichen, ehe er verbal wieder die Offensive suchen wird. "Tore statt Worte" lautet deshalb sein Credo. Genau dafür haben ihn die Mainzer im vergangenen Sommer vom griechischen Erstligisten Olympiakos Piräus ausgeliehen und im Januar dann die Kaufoption für eine Million Euro genutzt und den Spieler bis 2011 verpflichtet. Das 6:1 vorige Woche gegen den designierten Absteiger SC Paderborn hat die Rheinhessen im Hinblick auf die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse weitergebracht. Nicht unbedingt tabellarisch, denn die Mainzer sind nach wie vor Vierter. Aber fürs Selbstwertgefühl war der klare Erfolg sehr wichtig.


Zwischenstation auf der Bank

Felix Borja hat aus der Begegnung mit dem Tabellenletzten seinen persönlichen Nutzen gezogen. Gleich dreimal traf der 1,79 Meter große und 70 Kilogramm schwere Südamerikaner und zeigte dabei eindrucksvoll, warum sie ihn schon in Ecuador so riefen, wie er nun auch in Mainz genannt wird: Känguru. Bei zwei seiner drei Tore stand Borja förmlich in der Luft und wuchtete den Ball dann ins Netz. Für den Mann, der bei Nacional in Ecuadors Hauptstadt Quito 2001 sein Profidebüt gab, waren die Treffer eine Befreiung. Acht lange Woche hatte Borja zuvor nicht getroffen, letztmals am 20. Spieltag Mitte Februar beim Mainzer 1:0-Erfolg in Mönchengladbach. Und nachdem Borja - der durch Kopfballstärke, Athletik und Schnelligkeit überzeugt, aber im Kombinationsspiel deutliche Mängel aufweist - vom Mainzer Trainer Jürgen Klopp beim 1:2 eine Woche zuvor in Augsburg gar auf die Bank gesetzt worden war, kamen die drei Tore gegen Paderborn natürlich wie gerufen.

Nach dem sportlichen Ausrufezeichen war dem Mann aus Ecuador sogar nach Sprechen zumute. Das tat er allerdings äußerst zurückhaltend. Brav sagte Borja, dass "die Hauptsache ist, dass die Mannschaft gewonnen hat", er aber natürlich froh sei, getroffen zu haben. Und dass die Versetzung auf die Bank in Augsburg keine zusätzliche Motivation gewesen und er nicht sauer auf seinen Vorgesetzten sei. "Jürgen Klopp ist ein sehr intelligenter Trainer, der genau weiß, wann er einen Spieler draußen lässt", so Borja. Er sei vielmehr sauer auf sich selbst gewesen, "dass ich zuletzt meine Leistung nicht gebracht habe".

Überbewerten will Borja seine Flaute aber nicht. "Jeder Stürmer hat solche Phasen", sagt er. Borja hakt die schwierigen Wochen ab und schaut lieber in die Zukunft, die ihn ans Ziel seiner Träume bringen soll. "Seit dem ersten Tag in Mainz freue ich mich darauf, in der Bundesliga zu spielen", sagt Borja. Mit weiteren Toren will der Mann, der mit bislang 13 Saisontreffern die Erwartungen am Bruchweg durchaus erfüllt hat, dazu beitragen, dass er sein persönliches Ziel und das seines Arbeitgebers erreicht. Und dann, ja dann will Felix Alexander Borja Valencia auch ordentlich "talk" machen. Das hat er schließlich zugesagt.