Das Feld ist schon bestellt
05-Manager Heidel hat Team auf Zukunft ausgerichtet / Bleibt er selbst?

Vom 19.01.2008

Von
Roland Hessel

COSTA BALLENA Zumindest in einer Beziehung verlebt Christian Heidel einen eher ruhigen Winter. Lässt man Stadionbau, Trainerfrage und die eigene Zukunft außen vor, hat der Manager des Fußball-Zweitligisten FSV Mainz 05, der in den Jahren zuvor in der Pause zwischen Vor- und Rückrunde vor allem mit Spielertransfers beschäftigt war, seine Arbeit schon erledigt.

Mit dem Wolfsburger Isaac Boakye haben sich die Mainzer in diesem Winter einen einzigen Zugang geangelt. Und selbst der war (fast) pünktlich zum Trainingsauftakt schon an Bord. Die anderen Neuen, so Heidel, rekrutieren sich in dieser Saison aus dem eigenen Kader.

"Wir haben nicht viel gemacht, gehen aber trotzdem mit einer veränderten Mannschaft in die Rückrunde", sagt Heidel und spielt dabei vor allem darauf an, dass über kurz oder lang Elkin Soto und Dimo Wache wieder voll zur Verfügung stehen und dass im Laufe der Rückrunde wahrscheinlich auch wieder mit Christian Wetklo und Petr Ruman gerechnet werden kann. Ganz abgesehen davon, dass die in der Vorrunde lange verletzten Marco Rose und Markus Feulner ebenfalls fast noch als Wiedereinsteiger gelten können.

Doch neben der wieder entspannten personellen Situation ist für Heidel natürlich wichtig, dass "wir Ruhe im Kader haben, weil vieles vertraglich über den Sommer hinaus geregelt ist." Soll heißen: Eigentlich gibt es nur einen Kontrakt, der im Sommer ausläuft, nämlich der von Damir Vrancic. "Damir wollte im vergangenen Sommer nur für ein Jahr unterschreiben, weil er sehen wollte, ob er den Sprung schafft. Wir werden uns demnächst, ganz ohne Druck, zusammensetzen und dann besprechen, wie es weiter geht."

Ansonsten muss sich der 44-Jährige, der zuletzt "auf die Schnelle" noch Felix Borja fest bis 2011 an den Verein gebunden hat, "nur" mit einigen "Options-Fällen" beschäftigen. So natürlich bei Boakye, der bekanntlich von Wolfsburg nur bis zum Saisonende ausgeliehen ist, für den Heidel aber eine Kaufoption ausgehandelt hat.

Option Soto ziehen

Gleiches gilt für den Brasilianer Wellington Santos da Silva, der ebenfalls nur auf Leihbasis bei den 05ern angeheuert hat, bei dem die Option erst nach dem Saisonende gezogen werden muss. Auch der Kolumbianer Elkin Soto ist nach dem Sommer nur noch per Zwei-Jahres-Option gebunden. "Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen würde, diese auch zu ziehen", unterstreicht Heidel, dass der 27-Jährige trotz seiner langwierigen Verletzung gute Chancen hat, am Bruchweg bleiben zu können.

Ansonsten ist das Feld bestellt. "Das Konzept ist klar angelegt. Wenn wir aufsteigen sollten, haben wir eine gewachsene Mannschaft, die dann nur noch punktuell verstärkt werden muss", betont Heidel, der auch Fälle, wie den von Innenverteidiger Bo Svensson ganz entspannt sieht. Der Däne, bisher wenig zum Zuge gekommen, will seine Situation im Sommer überdenken, sollte sie sich bis dahin nicht geändert haben.

"Svensson ist ein Beispiel, wie es laufen kann. Aber für den Verein ist es eine tolle Situation. Wir haben drei hervorragende Innenverteidiger. Und sollte mal einer ausfallen, wissen wir, dass wir uns auf Bo verlassen können." Mit der Gesamtsituation im Kader ist Heidel überaus zufrieden. "Wären wir in der Bundesliga geblieben, hätte die Mannschaft nicht viel anders ausgesehen", betont der Manager, der davon spricht, dass "wir eine so erfahrene Mannschaft wohl noch nie hatten." Aber auch die Mischung würde stimmen.

"Die Altersstruktur passt einfach." Und alle Skeptiker, die bei den Sommertransfers noch Zweifel angemeldet hätten, die einen Tim Hoogland als zu unerfahren, einen Miroslav Karhan als zu alt oder einen Daniel Gunkel als zu "durchschnittlich" abqualifiziert hatten, seien mittlerweile widerlegt.

"Ich weiß, da wurde vieles kritisch gesehen. Auch weil wir die Einnahmen nicht komplett wieder investiert haben. Aber wir haben sie nicht einfach rausgeschmissen, da wir ja andere Projekte, vor allem das neue Stadion, finanzieren müssen."

Und: Bei Mainz 05 liefen die Planungen immer schon langfristig, dies sei eine Tradition, mit der der Verein schon immer gut gefahren sei. "Wir haben von jeher dafür gesorgt, dass an einem Saisonende nicht mehr als ein Drittel der Verträge ausläuft. Diesmal ist die Situation noch besser. Wir haben jetzt wieder ein Jahr mehr Zeit", sagt Heidel, der viel und gerne von der Zukunft spricht. Auch wenn er theoretisch nicht weiß, ob diese mit ihm vonstatten geht.

"Bei allen Überlegungen, wie wir den Kader weiterentwickeln können, habe ich nie daran gedacht, dass mein Vertrag ausläuft", unterstreicht Heidel, dass alles "so ausgelegt ist, dass die Kontinuität gewahrt bleibt." Als Beispiele führt Heidel den vorzeitigen Kauf von Borja und die Kaufoption von Boakye aus. "Da habe ich nie gedacht, vielleicht ist das dann ja gar nicht mehr mein Thema." Gleiches gelte auch für Trainer Jürgen Klopp, der sich - ebenfalls nur bis Sommer unter Vertrag stehend - auch intensivst mit diesen Personalien beschäftigt habe.

Mit Klopp wird sich Heidel demnächst zusammensetzen, wie seine eigene Zukunft geklärt wird, darüber hat er sich nach eigener Aussage noch keine Gedanken gemacht. "Ehrlich, ich weiß gar nicht, wie das dann läuft. Wahrscheinlich werde ich mit Präsident Harald Strutz und Finanzchef Friedhelm Andres sprechen. Wir hatten diese Situation ja noch nicht", sagt Heidel, der erst seit zweieinhalb Jahren hauptamtlicher Manager ist.

Nur in einem ist er sich sicher. "Wenn dieses Gespräch stattfindet, wird es kaum länger als zehn Minuten dauern." Soll heißen: Dann hat er sich persönlich schon längst entschieden. Wenn er dies nicht schon lange getan hat...