Deutschland gegen Hoffenheim

VON JAN CHRISTIAN MÜLLER

Mentales Training (dpa)

Natürlich haben die Mainzer Macher sich nach dem stark ernüchternden 0:2 beim 1. FC Köln nicht die Blöße gegeben, keine Zuversicht für das Saisonfinale mehr zu verbreiten. "Es ist kurios. Wir haben das Halbfinale verloren und stehen trotzdem im Endspiel", redete Christian Heidel die Situation schön, derweil ein vor Freude grölender Kölner Stürmer Patrick Helmes sich hinter dem Mainzer Manager den Weg in die Kabine bahnte. Das muss weh getan haben. Einem Endspiel haftet in der Regel die Chance an, aus eigener Kraft gewinnen zu können. Die Mainzer müssen am kommenden Sonntag aber nicht nur ihre Aufgabe gegen den FC St. Pauli lösen, sie müssen zudem darauf hoffen, dass die Spielvereinigung Greuther Fürth gleichzeitig einen Punkt bei den Neureichen in Hoffenheim holt. "Die Fürther haben uns gegenüber noch etwas gut zu machen", sagte 05-Manager Christian Heidel über den Mainzer Angstgegner, gegen den es zuletzt sechs Niederlagen in Folge gab. Er habe "keine Bedenken", so Heidels Zweckoptimismus, "dass Fürth sich abschlachten lässt. Die stehen schließlich deutschlandweit unter Beobachtung." Zumal in Hoffenheim, wie Präsident Harald Strutz messerscharf folgerte: "Ganz Fußball-Deutschland wünscht sich Mainz 05 in der Bundesliga." Wahrscheinlich hat Strutz Recht.

Eine halbe Stunde zuvor, als das Spiel in seine Schlussphase gegangen war, hatte Jürgen Klopp in einem Anflug von Resignation einen Sitzplatz auf einer Gefriertruhe neben der Trainerbank gefunden. Gerade war dem Mainzer Trainer von Heidel mitgeteilt worden, dass Hoffenheim in Offenbach 1:0 führt, Klopp wähnte sich nur Minuten vor dem Vollzug des Abschieds nach 18 Jahren. Doch dann informierte Heidel ihn ein zweites Mal, Offenbach hatte den Ausgleich geschafft. Man konnte sehen, wie in Klopp die Lebensgeister wieder erwachten, aber er sah auch, dass in seinem Team weit und breit keine Profis von der Qualität der beiden Kölner Stürmer Helmes und Novakovic zu finden sind, auch keine Mittelfeldspieler, die zügig den Weg in den gegnerischen Strafraum finden.


Offensivspieler lahmen

Zudem ist es Klopp nicht gelungen, sein Team für den Endspurt auf Spur zu bringen. Stürmer Felix Borja und die gesamte Offensive dahinter läuft nun bereits seit drei Spielen im Zuckeltrab ihrer Form meilenweit hinterher. "Wer soll denn da vorne eigentlich ein Tor schießen", fragte sich nicht nur der Präsident, der zudem den Ausfall von Kapitän Marco Rose mit Innenbandanriss beklagt.

Klopp stellte derweil klar, dass seine Entscheidung, die Mainzer im Fall des Nichtaufstiegs zu verlassen, unumstößlich ist. Heidel will dennoch mit Klopp reden ("Ich wäre ja bescheuert, wenn ich das nicht täte") und eine Woche abwarten, ehe er sich auf Nachfolgesuche begibt: "Ich werde jetzt bestimmt nicht in Deutschland rumfahren und einen Trainer suchen. Was soll ich dem denn sagen, wenn wir doch aufsteigen sollten? Tut mir leid, aber wir haben es doch noch geschafft?" Gespräche mit potenziellen Neuzugängen wird es aber geben. In Anwesenheit von Klopp übrigens, denn, so der Trainer: "Es gibt viele Gründe, nach Mainz zu wechseln, unabhängig von meiner Position." Was allerdings noch zu beweisen wäre.