05-Keeper will sich nach Comeback für den Notfall fit machen - Stephan Kuhnert: Zum Thema Sippel gibt es nichts zu sagen



Christian Wetklo ist wieder da. Nach seinem Einsatz im Test gegen Kickers Offenbach will der lange verletzte Torwart des FSV Mainz 05 bis Saisonende eine verlässliche Nummer zwei sein - und danach den Konkurrenzkampf auch gegen eine mögliche Neuverpflichtung aufnehmen.
MAINZ. Mehr als fünfeinhalb Monate lagen zwischen Christian Wetklos zweiter schwerer Schulterverletzung und seinem Comeback. Am Dienstagabend stand der Torhüter des FSV Mainz 05 erstmals wieder in einem (Test-)Spiel zwischen den Pfosten; 45 Minuten lang beim 1:2 gegen Kickers Offenbach.

Wetklos sportliche Bilanz des Abends: Beim entscheidenden Treffer von Stefan Sieger war er machtlos, ansonsten hatte er nichts zu tun. "Früher hätte ich den gehalten", witzelte Wetklo hinterher. Wichtiger war die medizinische Bilanz - und die fiel positiv aus. "Keine Schmerzen", bestätigte der Schlussmann gestern der MRZ, "ich bin wieder okay."

Am 30. Oktober vorigen Jahres war Wetklo kurz vor Schluss des DFB-Pokalspiels bei 1860 München so unglücklich gefallen, dass er sich eine Knochenverletzung am rechten Schultergelenk, Bänderrisse und einen Anriss der Bizepssehne zuzog. Mindestens vier Monate Pause hatten die Ärzte damals prognostiziert, doch als Wetklo dann wieder ins Training einstieg, trat ein Folgeproblem auf. "Bei Abwürfen, wenn es auf Schnellkraft ankam, hat der Muskel nicht mitgemacht", erzählt der 28-Jährige. "Da war ein Nerv irritiert, und es war nicht absehbar, wie lange es dauern würde, das in den Griff zu bekommen. Eigentlich musste ich davon ausgehen, dass es in dieser Saison nichts mehr werden würde."


Jetzt ist Christian Wetklo wieder da, und er versichert, nicht nur schmerzfrei zu sein, sondern auch die psychologische Blockade, die Angst vor einer erneuten Schulterverletzung überwunden zu haben. "Im Training ziehe ich vielleicht noch zurück, wenn ich sehe, dass ich kaum Chancen habe, einen Ball zu erreichen. Dann verzichte ich vielleicht mal darauf, in die rechte Ecke zu springen. Aber im Ernstfall würde ich über so etwas gar nicht nachdenken, da versuche ich, jeden Ball zu bekommen."

Dass er trotzdem bis Saisonende Daniel Ischdonat den Vorzug lassen muss, damit hat sich Wetklo offenbar abgefunden. "Ich stelle keine Forderungen", sagt er. "Dafür habe ich nach der langen Pause zu wenig trainiert, und viele Gelegenheiten, außerhalb der Zweiten Liga Spielpraxis zu sammeln, gibt es ja auch nicht mehr." Seine Aufgabe definiert der vor acht Jahren von Rot-Weiß Essen gekommene Ex-Schalker anders: "Ich will so viel wie möglich arbeiten, um bereit zu sein, falls es nötig werden würde. Wie schnell es manchmal gehen kann, haben wir ja auch in dieser Saison wieder gesehen."


Und was kommt danach? Wetklos Vertrag läuft bis 2010, gleiches gilt für die Kollegen Dimo Wache und Daniel Ischdonat. Zudem verfügen die 05er in Rainer Adolf über den überragenden Schlussmann der Oberliga Südwest, und im derzeit ebenfalls an der Schulter verletzten A-Jugendlichen Pierre Kleinheider über ein großes Talent. Doch die Spekulationen über eine mögliche Neuverpflichtung für die Torhüterposition reißen nicht ab - als heißesten Kandidaten nannte der Boulevard gestern den 20-jährigen Tobias Sippel vom 1.FC Kaiserslautern.


"Sippel ist schon ein absolut talentierter Mann", sagt der Mainzer Torwarttrainer Stephan Kuhnert. "Jemand in diesem Alter, der in einer so schwierigen Lage so hält, ist ein guter Junge, da gibt es nichts." Darüber hinaus jedoch gebe es zum Thema Sippel nichts zu sagen. Knapp vier Wochen vor Saisonende könnte Kuhnert wohl auch dann nichts anderes sagen, wenn die Verantwortlichen sich bereits auf einen neuen Keeper verständigt hätten - wer wollte im heißen Saisonfinale schon riskieren, diejenigen vor den Kopf zu stoßen, die mit ihren Paraden zum Aufstieg beitragen sollen?


Nicht geringer wäre allerdings das Risiko, im Aufstiegsfall auf die Verpflichtung einer potenziellen Nummer eins zu verzichten. Denn wer kann garantieren, dass Dimo Wache nach seiner x-ten Knieverletzung erneut ein Comeback gelingt? Oder dass Christian Wetklo verletzungsfrei bleibt und sich dauerhaft im Tor durchsetzt?

Der 28-Jährige selbst ist gewillt, sich auch einem möglichen neuen Konkurrenten zu stellen. "Früher oder später wird der Verein ganz sicher einen neuen Torwart holen", sagt Wetklo. "Das belastet mich nicht. Ich kenne meine Stärken, und ich bin davon überzeugt, dass ich, sofern ich gesund bin, genügend Qualität habe, um mich gegen jeden anderen, der aktuell in Deutschland zu bekommen wäre, auch durchzusetzen."