Harter Kampf um Jürgen Klopp
von Daniel Meuren (Mainz)
Ende der Saison läuft der Vertrag von Jürgen Klopp in Mainz aus. Er könnte dort bleiben, klar. Aber bei einigen großen Klubs wächst der Wunsch, den Trainerstar zu verpflichten.

Am vergangenen Freitag war Jürgen Klopp in Hamburg. Im Stadtteil St. Pauli kassierte der 40 Jahre alte Fußballlehrer mit seinem FSV Mainz 05 eine 0:1-Niederlage zum Abschluss der Zweitliga-Hinrunde. Klopp und sein selbst ernannter Karnevalsverein haben mit der durch eigene Schlampigkeit herbeigeführten Niederlage eine deutlich bessere Ausgangsposition im Kampf um die Rückkehr in die Bundesliga verpasst - sie beenden die Saison-Hinrunde dennoch auf Aufstiegsrang zwei. Anschließend wurde Klopp ein bisschen was zum Spiel gefragt und ein wenig bezüglich der Aussichten im Kampf um den sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga. Den wirklich interessanten Fragen, ob sich der Zweitligatrainer denn ab dem kommenden Sommer einen Arbeitsplatz im wenige Kilometer vom Millerntor entfernten Hamburger Volkspark vorstellen könne, wich Klopp indes mit den beiden Worten "kein Kommentar" aus.

So wird das Frage-Antwort-Spiel wohl in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen. Denn Klopp hat noch keinen Arbeitsvertrag für die Zeit nach dem 30. Juni 2008. Sorgen über den Absturz in die Arbeitslosigkeit muss man sich nicht machen, in Mainz würden sie ihrem Trainer wohl sogar gestatten, den Vertrag selbst aufzusetzen. "Die Jahreszahl fürs Vertragsende dürfte er in jedem Fall wieder selbst eintragen", sagt Klubmanager Christian Heidel.

Unkonventioneller Vertragsschluss

Vor zwei Jahren hatten die Mainzer tatsächlich so unkonventionell das Arbeitsverhältnis verlängert, Klopp hatte zum Leidwesen der Mainzer indes lediglich eine 2008 statt einer 2010 oder gar 2020 eingetragen. Und deshalb ist er vermutlich der derzeit begehrteste Trainer mit deutscher Staatsangehörigkeit. Seine stets überzeugenden Auftritte als ZDF-Nationalmannschaftsexperte dürften ihren Teil dazu beitragen, außerdem die Gewissheit für jeden Klub, neben dem kompetenten Fußballlehrer auch noch einen hochtalentierten Öffentlichkeitsarbeiter engagieren zu können. Klopps Name steht deshalb mit ziemlicher Sicherheit auch auf der Kandidatenliste des HSV, die "Süddeutsche Zeitung" hat sogar gemutmaßt, dass Klopp ein aussichtsreicher Anwärter für den FC Bayern wäre. Bei Onlineumfragen zählten ihn die Fans beider Klubs zu ihren Wunschkandidaten für die Nachfolge von Huub Stevens und Ottmar Hitzfeld.

Dabei ist Klopp nur Trainer einer Zweitligamannschaft, Titel hat er sowieso noch nicht errungen. All das schadet Klopps Reputation indes ebenso wenig wie der Abstieg seines Teams aus der Bundesliga in der Vorsaison. Der Niedergang der Mainzer Fußballkultur wurde in allen kritischen Betrachtungen immer wieder auf die finanziellen Grenzen eines Klubs aus der Fußballprovinz und das dadurch arg begrenzte Spielermaterial zurückgeführt.

Selbst in den Medien kamen nur vereinzelte wie verhaltene Hinweise auf mögliche Fehler Klopps zur Sprache. Stattdessen sind sie in Mainz noch immer uneingeschränkt stolz auf ihren "Kloppo", der 2001 mitten in der Saison vom Posten des rechten Verteidigers auf die Trainerbank gewechselt war. Jetzt loben sie vor allem seinen Neuaufbau nach dem Abstieg, wodurch Mainz 05 trotz des Abgangs von mehr als einem Dutzend Kickern im Sommer zu einem ernsthaften Kandidaten für den Wiederaufstieg wurde. "Das bestätigt nur, dass er ein großes Trainertalent ist. Jürgen hat ohne jeden Zweifel das Zeug zu einem ganz großen Trainer bei einem großen Verein", sagt Manager Heidel. "Aber ich werde darum kämpfen, dass er das erst in ein paar Jahren zeigt."

Während der Manager schon seit Wochen Überlegungen anstellt, wie er Klopp in Mainz halten kann, behauptet der Umworbene, dass "ich mir noch überhaupt keine Gedanken über meine Zukunft gemacht habe, weil ich neben meiner Arbeit für Mainz 05 keine Zeit dafür habe". Bis Silvester will Klopp nun beim Skifahren abschalten, dann irgendwann im Verlauf von Januar und Februar über seine weiteren Pläne entscheiden. Für diese Entscheidungsfindung lässt er immerhin sondieren, ob er schon bei einem guten Klub in einer der Topligen im Ausland vermittelbar wäre.

Derweil zieht sich Klopp außer bei seinen Auftritten im ZDF immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. "Ich lehne sicher deutlich mehr Interviewanfragen ab als noch zu Bundesligazeiten", sagt Klopp. "Man lernt mit der Zeit. Zu Anfang meiner Trainerkarriere hatte ich noch zwei Handys und habe in beide gleichzeitig gesprochen, weil ich dachte, dass man diesen Anforderungen genügen müsse." Mittlerweile hat Klopp nur noch ein Telefon zur Hand. Die Rufnummer dieses Mobiltelefons dürfte umso höher im Kurs stehen bei Managern der deutschen Topklubs.