Kölner Zuspruch in der Straßenbahn

Mitgereiste 05-Fans schwanken nach Niederlage zwischen Enttäuschung und Hoffnung

Vom 13.05.2008

Aufstieg oder nicht? Bleibt Klopp oder geht er? Und wie wird das begangen? Nachdem der 33. Spieltag für 05 in Köln keine Entscheidung brachte, entscheidet sich all das erst am kommenden Sonntag. Einige Tausend Mainzer erlebten das Spiel live in Köln - und waren enttäuscht.

Von Mara Braun

Der Nullfünfer an sich liebt es spannend bis zur letzten Spielsekunde. Ein vorzeitiger Klassenerhalt oder ein frühzeitiger Aufstieg unterfordert die Fans, bringt sie um die vertrauten Herzschlagfinales im Entscheidungsmonat Mai. Die Anspannung geht meist sogar über die eigene Partie am letzten Spieltag hinaus, denn erst, wenn in allen Stadien abgepfiffen ist, endet die Saison. Und erst dann geht am Bruchweg kollektiv der Puls runter.

Soweit die Theorie der letzten Jahre. Das Problem mit Herzschlagfinales ist nur, sie wirken speziell im Rückblick wundervoll, wenn man weiß, am Ende ging alles gut. Als am Sonntag im Rhein-Energie-Stadion die Anhänger der Geißböcke nach dem 2:0 über Aufstiegskonkurrent Mainz 05 "nie mehr zweite Liga" schmetterten, waren die Gäste von dieser Gewissheit so weit weg wie vom Glück der Kölner. Der eigene Aufstieg schien plötzlich unerreichbar.

"Wir gewinnen!", war Nullfünfer Ludwig Wolf vor dem Spiel noch zuversichtlich. Reinhard Bliwier rechnete, "Hoffenheim verliert und uns reicht ein Unentschieden. Nächste Woche schlagen wir Pauli und sind aufgestiegen." Auch im Fanzug von Mainz nach Köln herrschte am Morgen inmitten wehender Schals und Fahnen rot-weiße Zuversicht und auf den letzten Metern wurden gut gelaunte Schlachtgesängen angestimmt.

Nun aber - Leere in den Gesichtern der Anhänger, ungläubige Blicke auf die Kölner, die teils jubeln, teils hämisch johlend die Nullfünfer verspotten. Das "Frühlingsmärchen", wie der Stadionsprecher den Aufstieg genannt hatte, ist wahr geworden, nur aus Mainzer Sicht fürs falsche Team. "Der Märchen-Begriff ist voll überstrapaziert", schimpft eine Rot-Weiße, die Augen tränennass. Vor dem Stadion herrscht Fassungslosigkeit. Zumal einige Fans rausgestürmt sind, als die Endergebnisse der anderen Partien noch offen waren. "Wir sind traurig", gesteht Roswitha Wallenstein. "Sch...!", flucht Sohn Jonas über den vermeintlich verpassten Aufstieg. Als sie hören, dass Offenbach gegen Hoffenheim noch der Ausgleich gelungen ist, glimmt Hoffnung auf - aber nur kurz. "Ich glaube, wir schlagen Pauli, aber den Aufstieg schafft Hoffenheim", vermutet Jonas.

In der Straßenbahn solidarisieren sich Kölner mit den Mainz-Fans. "Ihr schafft das noch", muntert der Fanclub "Reissdorf Crew" die niedergeschlagenen Nullfünfer auf. Helmut Stättler lächelt über so viel Sympathie. "Ich bin ja auch hoffnungsloser Optimist", gibt er zu. Doch das Spiel sitzt ihm in den Knochen. "Ich konnte auch die Aufstellung heute nicht nachvollziehen", schüttelt er den Kopf und nennt Soto und Karhan als zwei Spieler, die er vermisste.

Mit etwas Abstand beginnt am Gleis des Fanzugs erneut das Aufstiegseinmaleins. "Mir geht es gerade beschissen, aber ich habe noch Hoffnung", gesteht Horst Pullmann. "Was mit den Buben heute los war, weiß ich nicht, aber wenn wir Pauli am Sonntag schlagen, kann es ja noch klappen." Und Jens Pfeiffer grinst, als er sagt, "dass wir heute verlieren, war ja fast klar, so ist es immer".