Stoffpuma, Boßeln und ein Jahrhunderttor

Von Alfons Batke, Osnabrück.

Der Präsident des FSV Mainz 05 schnaufte am Abend des 26. Oktober 2005 einmal kräftig durch. Mit 4:2 hatte der Erstligist im Elfmeterschießen (2:2 nach 120 Minuten) den Regionalligisten VfL Osnabrück besiegt und war in das Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. „Zuvor war für uns an der Bremer Brücke nie etwas zu holen“, sagte 05-Boss Harald Strutz und hatte recht: Denn in den zuvor absolvierten fünf Punktspielen auf Zweitligaebene gelang den Mainzern kein einziger Sieg in Osnabrück. Vor dem erneuten Duell am kommenden Sonntag (14 Uhr) blicken wir zurück.

2:1 am 12. Februar 1988: Beide Teams befinden sich im Abstiegskampf, mit dem von 3000 Fans beklatschten Erfolg zieht der VfL an Aufsteiger FSV vorbei. Es ist harte Arbeit, die aber sieben Minuten vor dem Abpfiff durch ein spektakuläres Kopfballtor von Stefan Holze belohnt wird. Vielleicht liegt es ja auch am neuen Maskottchen – ein lila-weiß bedresster Stoffpuma namens „OsPu“, der Betreuer Klaus Leiteritz auf einer Brillenmesse in die Arme lief –, dass die Weichen auf Klassenerhalt gestellt werden. Der freilich ist erst am letzten Spieltag perfekt, mit einem 1:1 bei den Mainzern, die absteigen müssen. Eine halbe Stunde nach Spielende erhält VfL-Trainer Hans-Werner Moors von Präsident Hartwig Piepenbrock den Laufpass.

0:0 am 17. April 1991: Während sich Mainz im oberen Drittel eingerichtet hat, kämpft der VfL erneut um den Klassenerhalt. In der torlosen und niveauarmen Partie vor 4000 Besuchern duellieren sich erstmals die heutigen Trainer Jürgen Klopp und Claus-Dieter Wollitz. Auch in diesem Duell gibt es keinen Sieger, wohingegen Wollitz am Saisonende insbesondere durch sein Last-Minute-Freistoßtor über den SV Meppen (3:2) die Liga rettet.

1:1 am 28. Februar 1993: Der VfL ist mit drei Niederlagen aus der Winterpause gekommen, der letzte Sieg datiert vom 15. November 1992 mit dem 3:2 in Oldenburg. Die Stimmung ist frostig, Coach Hubert Hüring ordnet vor der Mainz-Partie ein zweitägiges Trainingslager in der Sportschule Lastrup an und versucht sich mit Boßel-Wettbewerben im Teambuilding. Mit bescheidenem Erfolg, denn ein nervöser VfL erreicht vor 2500 Zuschauern gerade mal ein Remis. Immerhin sticht der Spieler Wollitz den Spieler Klopp aus, als er in der 76. Minute mit einem verwandelten Elfer wenigstens einen Punkt rettet. Am Ende hat es wenig gebracht, denn in der mörderischen 24er-Liga verfehlt der VfL den Klassenerhalt um zwei Zähler.

2:1 am 22. Oktober 2000: Nach dem Missverständnis Michael Lorkowski ist Lothar Gans als Trainer eingesprungen und haucht dem VfL neues Leben ein. Das 2:1 gegen Mainz ist der zweite Sieg im dritten Spiel des etatmäßigen Managers. 10000 Fans feiern besonders lautstark den zweifachen Torschützen Daniel Thioune und Sturmpartner Christian Claaßen, der beide Treffer vorbereitet. In diesem Match wird Klopp nach 15 Minuten eingewechselt und von Dennis Weiland anschließend „schwindelig gespielt“, wie sich „Kloppo“ noch heute erinnert. Im 2:0 gewonnenen Rückspiel ist er bereits Trainer und hat Weiland nicht aus den Augen verloren, den er nach dem VfL-Abstieg zu 05 holt.

2:2 am 24. August 2003: Es ist das wohl beste Spiel in der kurzen Pagelsdorf-Ära. 13000 Zuschauer sehen einen VfL mit großer Moral und viel Spielwitz – und ein Jahrhunderttor durch Anel Dzaka. Waagerecht in der Luft liegend, befördert er per Hacke eine Flanke von Guido Spork zum zwischenzeitlichen 2:1 in die Maschen. Lakonischer Kommentar des heutigen Koblenzers: „Ich hatte keine andere Chance, den Ball zu treffen.“ Die ARD-Zuschauer wählen die zirkusreife Einlage zum „Tor des Monats“. Was dem VfL allerdings nicht hilft, denn am Saisonende ist er ab- und Mainz aufgestiegen.

2:2 (2:4 im Elfmeterschießen) am 26. Oktober 2005:

Ein packendes DFB-Pokalspiel der 2. Hauptrunde. „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“ heißt es auf einem Transparent vor der Ostkurve, und der Regionalligist hat den Erstligisten tatsächlich am Rande einer Niederlage. Die Tore aus dem Spiel heraus gelingen Thomas Reichenberger und Markus Feldhoff, doch im Elfmeterschießen scheitern Andreas Schäfer und Marcus Wedau. Dennoch ist es ein Spiel, das VfL-Trainer Wollitz gut als Motivationshilfe für den nächsten Sonntag benutzen kann.