Labbadia, Kramny, Schupp und Sander

Heidel muss nach sieben Jahren wieder einen Trainer suchen

Vom 19.05.2008

grü/utz. Nun muss sich Christian Heidel also erstmals seit dem 28. Februar 2001 wieder auf Trainersuche begeben. Es gilt jemanden zu holen, der zumindest ähnliches Fachwissen wie Jürgen Klopp hat, der systemsicheren, offensiven Fußball spielen lässt und der zum Lachen nicht in den Keller geht, wie Heidel betont. An die Schlagfertigkeit eines Klopp kommt in dieser Branche keiner heran, auch dessen direkter Draht zu den Fans ist wohl Einzigartig. Das hat Christian Heidel im Sinn, wenn er sagt, dass es nicht darum gehe, eine Kopie des charismatischen Coaches zu verpflichten. "Das wäre auch insofern dumm, weil wir das Original hatten."

In spätestens 14 Tagen will der Mainzer Manager denjenigen präsentieren, der am Bruchweg in große Fußstapfen tritt. Obwohl Heidel auch erklärte: "Wir lassen uns nicht unter Druck setzen." An der Suche nach seinem Nachfolger ist Klopp nicht eingebunden.

Eine kleine Auswahl möglicher Kandidaten:

Bruno Labbadia. Der Darmstädter, noch ein Jahr bei Greuther Fürth unter Vertrag, lässt offensiv und strukturiert spielen. Auf die gestrige Frage, ob er in Franken bleibt, sagte der 42-Jährige: "Das wird sich zeigen, das weiß man heutzutage nie." Fürth ist die erste Profi-Station als Coach. Doch der 325-malige Erstliga-Spieler (103 Tore) macht keinen Hehl daraus, dass ihn die bestehenden Strukturen bei den Greuthern dauerhaft nicht zufriedenstellen. Und angesichts des großen Nachbarn 1. FC Nürnberg dürfte sich an diesen nicht allzu viel ändern. Labbadia führte Fürth auf Platz sechs in dieser Zweitliga-Saison.

Jürgen Kramny:Der Ex-05-Profi hatte am Bruchweg bei der Anmeldung zum DFB-Trainerlehrgang den Vorzug vor Peter Neustädter erhalten - etwa im Hinblick auf die Zukunft? Der Coach der Bundesliga-A-Junioren hat in den zurückliegenden beiden Jahren seine Tauglichkeit als Pädagoge und Trainer demonstriert. Kramny spielte in 217 Erst- und Zweitliga-Spielen für die 05er. Der 36-Jährige lässt offensiver agieren als er selbst auftritt. Was letzteres betrifft, würde er sich also vom einstigen Zimmernachbarn Jürgen Klopp abheben. Die Strukturen am Bruchweg kennt Kramny, der 1997 vom 1.FC Saarbrücken kam, bestens. Es wäre die zweite interne Lösung in Serie.

Markus Schupp: Der 42-Jährige war von 2004 bis 2006 für den SV Wacker Burghausen verantwortlich, führte die Bayern auf die Plätze neun und acht, bevor er am 14. Dezember entlassen wurde. Vom 1. Februar bis jetzt war er Co-Trainer von Huub Stevens beim Hamburger SV. Schupp absolvierte zu seiner Aktivenzeit 351 Bundesliga-Spiele, unter anderem für den 1. FC Kaiserslautern, den FC Bayern München und den HSV. Allerdings hat Schupp, der aus Idar-Oberstein stammt, wohl eine Menge Defensivgeist von Stevens eingehaucht bekommen.

Petrik Sander: Sander legt viel Wert auf die Defensive, hatte aber einen Riecher für die Top-Stürmer Radu und Munteanu. Der 47-Jährige war am 23. November 2004 Cheftrainer des damaligen Zweitligisten Energie Cottbus und damit Nachfolger von Eduard Geyer geworden. Nach sieben Jahren als dessen Assistent. Sander verhinderte mit nur einem Tor Unterschied, den Abstieg in die Regionalliga. 2006 gelang ihm mit Cottbus der Erstliga-Aufstieg, dann den Klassenverbleib. In dieser Saison, am 23. September wurde Sander, dessen Sohn in Mainz studiert, in Cottbus entlassen. Sander und Schupp wären sofort verfügbar.

Nun noch zu ein paar anderen Namen: Klopp-Freund Jürgen Seeberger wäre sicherlich ein Kandidat, hätte er in der Rückrunde bei Alemannia Aachen weniger Erfolg gehabt. Und die Aachener dürften einer der ganz großen Konkurrenten der 05er in der Saison 2008/09 sein. Dass der beim FC Schalke 04 gefeuerte Mirko Slomka in die Zweite Liga geht, ist unwahrscheinlich, obwohl es bei ihm nicht am Gehalt scheitern dürfte. Großverdiener war er auf Schalke nicht. Spätestens seit Dag Heydecker Marketingleiter am Bruchweg ist, könnte man sich die Verpflichtung von Hans Flick vorstellen. Die beiden sind gute Freunde. Doch Flick, früher in Hoffenheim Chefcoach, als Heydecker dort Geschäftsführer war, strebt erst einmal einen Erfolg als Co-Trainer der Nationalmannschaft in Österreich und der Schweiz an. Nach dem Abstieg von Kickers Offenbach könnte auch Jörn Andersen Thema sein.

Beim AZ-Sporttalk vergangene Woche schloss Christian Heidel eine Rückkehr von Ex-05-Coach Wolfgang Frank (Wuppertaler SV) und eine Verpflichtung des Ex-Freiburgers Volker Finke aus. Claus-Dieter Wollitz bleibt wohl in Osnabrück, und bei Wolfgang Wolf (Nürnberg, Wolfsburg) gibt es eben eine FCK-Vergangenheit ...