Zukunft des Erfolgstrainers offen

Jürgen Klopp wandelte gedankenverloren durch den Mittelkreis, sank erschöpft auf den Rasen und kletterte schließlich auf den Zaun vor der Fankurve. Als der Traum vom Wiederaufstieg um 15.49 Uhr geplatzt und die Ära Jürgen Klopp nach 18 Jahren beendet war, wollten die Fans ihren `Kloppo´ gar nicht gehen lassen. Mit `Jürgen, Jürgen´-Sprechchören machten die Anhänger Klopp nach dem letztlich nutzlosen 5:1 (3:0) des FSV Mainz 05 gegen den FC St. Pauli den Abschied sichtbar schwer. Erst nach einigen Minuten, die er im Stile von `Kaiser´ Franz Beckenbauer auf dem Platz verbracht hatte, stürmte Klopp auf einmal sichtlich ergriffen in die Kabine, um die Emotionen zu verarbeiten. Eine Stunde später hatte sich der Coach wieder gefangen, zeigte aber dennoch Gefühle. `Ich fürchte mich vor dem Augenblick, wo alles in mir herausbricht. Die nächsten Tage werden schwer genug´, erklärte Klopp.

Der 40-Jährige will sich trotzdem aber nicht von seinen Profis zu einem Verbleib beim selbsternannten Karnevalsverein überreden lassen. Die Entscheidung sei nach reiflicher Überlegung vor einiger Zeit gefallen: `Und man sollte so eine Entscheidung nicht aus einer Emotion heraus treffen.´ In der Stunde des Abschieds erwies sich Klopp wie so oft als fairer Verlierer. `Hoffenheim ist absolut verdient aufgestiegen. Natürlich sind wir traurig, aber ich bin stolz auf meine Jungs. Es hat nicht gereicht, das muss man akzeptieren´, sagte der Schwabe, der seine Mannschaft in den kommenden Tagen noch ein paar Mal um sich versammeln wird, um einige Trainingseinheiten zu absolvieren. Dabei wird es noch einige Überredungsversuche seiner Spieler geben. Das deutete nicht nur Kapitän Marco Rose an. `Wenn ich Jürgen wäre, meinen Abschied noch nicht verkündet und das hier heute erlebt hätte, würde ich mir meinen Abschied noch einmal überlegen´, meinte Rose, der im Saisonfinale wegen einer Knieverletzung fehlte.

Auch Manager Christian Heidel hatte seine Probleme mit dem Klopp-Abschied. `Den Nicht-Aufstieg habe ich verkraftet. Aber dass der Trainer geht, das geht mir dauernd im Kopf herum. Eine bessere Zusammenarbeit als zwischen uns gibt es gar nicht´, betonte Heidel. In der Endabrechnung fehlten den Mainzern zwei Punkte für die Rückkehr in die Eliteliga, nachdem sich der Tabellendritte 1899 Hoffenheim beim 5:0 (1:0) gegen die SpVgg Greuther Fürth keine Blöße gab. Klopp hatte bereits im April für den Fall des verpassten Wiederaufstieg seinen Abschied aus Mainz angekündigt. Der `Kultcoach´ (`Der FSV ist eine Herzensangelegenheit´) verlässt damit nach 18 Jahren - elf Jahre als Spieler, sieben als Trainer - seinen Stammklub.

Klopp, der für den FSV seit 1990 325-Zweitligaspiele (52 Tore) bestritt und im Februar 2001 das Traineramt übernommen hatte, war zuletzt als Kandidat bei Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln und bei Borussia Dortmund im Gespräch. Das abschließende Torefestival mit Treffern von Srdjan Baljak (14./28./87.), Felix Borja (10.) und Daniel Gunkel (59.) reichte bei einem Gegentreffer von Florian Bruns (86.) nicht mehr zum erhofften Wunder. Eine Abschiedsparty für Klopp hatte die FSV-Führungscrew indes nicht geplant. `Das wäre ja fast so absurd gewesen, als wenn wir schon vorher eine Aufstiegsfeier geplant hätten´, meinte Heidel. In den kommenden Tagen sollen aber noch Geschenke nachgereicht werden.