Emotionen dosieren

Eigentlich sollte alles bereitet sein für ein denkwürdiges Match. Angenehme Temperaturen. Ein Spiel unter Flutlicht. Volle Ränge. Ein Derby - das Derby in Rheinland-Pfalz. Hier der FSV Mainz 05, der sich im zurückliegenden Heimspiel gegen den SC Paderborn aufgrund seiner individuellen und spielerischen Klasse 6:1 durchsetzte und beim VfL Osnabrück auch die nötige Leidenschaft an den Tag legte, um einen 2:1-Erfolg in hitziger Atmosphäre zu erzwingen: Sechs Punkte in zwei Partien auf dem Weg zum Aufstieg. Und da der 1. FC Kaiserslautern, der sich in den beiden zurückliegenden Duellen am heimischen Betzenberg 2:0 gegen den FC Augsburg und 2:1 gegen Alemannia Aachen durchsetzte. Weil er sowohl kämpferisch als auch spielerisch überzeugte. Sechs Punkte in zwei Partien auf dem Weg zum Klassenerhalt. Die Mainzer strotzen wieder vor Selbstbewusstsein, nachdem sie den 1.FC Köln auf Platz vier verdrängt haben. Die Lauterer saugen viel Kraft aus der Tatsache, dass sie unabhängig vom Schicksal der TuS Koblenz an Kickers Offenbach und den VfL Osnabrück rangesprintet sind. Hier predigt Jürgen Klopp seit Jahren unbedingte Gier in 90 Minuten Fußball. Da signalisiert jetzt der Slogan "Lautrer Herzblut", auf was es ankommt. Vor vermeintlichen Saisonhöhepunkten wie dem am Freitag geht es gerne darum, dass die Profis über die Grenzen des Normalen gehen sollen. Fußball als extreme Willensleistung, in jedem Zweikampf, in jedem Laufduell, bei jedem Torschuss, bei jeder Parade. Aber gerade in solchen Partien kommt mitunter alles anders als erwartet. Statt eines denkwürdigen Matches ein lahmer Kick. Weil der Kopf streikt, weil die Begegnung emotional zu überfrachtet ist. Also: cool bleiben. Was die individuelle Qualität betrifft, liegt der Vorteil sicher klar auf Mainzer Seite. Aber das muss in 90 Minuten nichts heißen. Das Schöne an dieser Partie: Egal, wie sie ausgeht, entschieden ist danach weiter nichts im Auf- und Abstiegskampf der Zweiten Liga.