Mainz 05 bezieht Trainingslager / Klopp: "Perspektive ist glänzend"

Vom 31.03.2008

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Jens Grützner

Dass Fußball-Zweitligist FSV Mainz 05 vor dem Duell am nächsten Sonntag gegen den SV Wehen Wiesbaden ein Trainingslager bezieht, ist klar. Heute stellt sich heraus, wohin es Trainer Jürgen Klopp und die nur noch viertplatzierten Profis wohl von Dienstag bis Donnerstag verschlägt. Acht Spieltage vor Saisonende benötigen die 05er wieder einmal eine - im übertragenen Sinne - Kopfwäsche.

Die Situation im Aufstiegskampf: Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach ist nach dem gestrigen 1:0 gegen die TuS Koblenz acht Punkte besser als der FSV Mainz 05 - der Mitabsteiger kann wieder für die Eliteklasse planen. 1899 Hoffenheim ist vier Punkte voraus - und zeigt seit Rückrundenbeginn keine Anzeichen von Schwäche. Und nach dem 3:1 bei Kickers Offenbach liegen nun auch die Kölner zwei Zähler vor den 05ern. Der SC Freiburg ist punktgleich mit dem FSV auf Rang fünf, zwei Zähler dahinter rangiert Greuther Fürth auf Platz sechs. Dass die Mainzer in neun Rückrundenspielen nur zwölf Punkte holten, ist Grund für das Herausrutschen aus den Aufstiegsrängen.

"Jetzt geht es darum, die letzten acht Spiele einzuläuten", sagt Jürgen Klopp. Dass die Spieler das vergangene 3:3 beim Abstiegskandidaten FC Erzgebirge Aue durchaus selbstkritisch betrachtet hätten, sei gut und schön, so der 40-Jährige, "aber wer kann es denn nur besser machen: Die Jungs in kurzen Hosen und Trikots." Weil einige von Konzentrationsproblemen berichteten, folgt nun die Fahrt in die Abgeschiedenheit, um das Wesentliche wieder in den Blickpunkt zu rücken. "Und die Perspektive ist absolut positiv", sagt Jürgen Klopp. Manager Christian Heidel pflichtet dem Coach bei: "Wir sind die einzige Mannschaft im Aufstiegskampf, die noch fünf Heimspiele und nur drei Auswärtsspiele vor sich hat." Die anderen müssen jeweils vier Mal in fremden Stadien ran. Aber: Die 05er haben in den Heimpartien der Rückrunde nur eine Bilanz von einem Sieg, zwei Remis und einer Pleite.

"Ich kann mich eigentlich an keine Saison erinnern, in der wir kein Trainingslager zwischendurch bezogen haben", sagt Christian Heidel. "Wir wollen einfach jede Möglichkeit ausschöpfen. Und jetzt müssen die Kräfte wieder gebündelt werden. Das hat viel mit Motivation, mit Konzentration zu tun." Und Heidel abschließend: "Nach Urlaub wird das ganz bestimmt nicht aussehen." Es geht wohl ins Badische.

Die Mainzer müssen auch spielerische Defizite beheben. Die Punkteteilung im Erzgebirge hatte Klopp zufolge ihren Grund weniger in mangelnder Einstellung, denn in einer falschen Reaktion auf das System des Gegners. "Wir waren in der ersten Hälfte viel zu breit aufgestellt gegenüber dem 3-5-2 der Auer", so der 40-Jährige noch einmal. "Darauf kann man besser reagieren." Schon vor der Pause, beim Stand von 1:2, stellte Klopp das eigene 4-4-2-System auf ein 4-3-3 um. Aber erst nach dem Seitenwechsel klappte es besser.

Zu den Problemen der 05er zählen aber auch fehlende Stürmertore. Felix Borja, Srdjan Baljak und Isaac Boakye trafen jeweils nur einmal in der Rückrunde. "Eine Sache ist natürlich, wie wir die Bälle vorne reinspielen", sagt Jürgen Klopp. Aber es ist auch offensichtlich, dass Baljak trotz besserer Form im Vergleich zur Vorrunde die Konsequenz abgeht, Borja keine Durchschlagskraft mehr besitzt und Boakye von der Bank überhaupt keinen Gewinn darstellt. Deshalb verfolgten die 05er auch ganz genau den Auftritt des ab Oktober verletzten Petr Ruman im Amateure-Spiel gegen Worms. Klopp: "Wir hatten eine Ruman-Web-Cam installiert." Im Saison-Schlussspurt gehe es darum, wer die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wieder Tore fallen. "Vergangene Taten zählen nicht" - eine Warnung an den zehnfachen Torschützen Borja. Klopp: "Es tut gut, dass Petr wieder da ist."