Mit vollem Einsatz und Gottes Hilfe
Beim ersten Heimsieg 2008 wirkt Mainz nicht souverän
VON DANIEL MEUREN

An der Kabinentür hatte Jürgen Klopp vor dem Zweitligaspiel gegen die Offenbacher Kickers ein großformatiges Papier aufgehängt, auf dem alle Spieler beim Rausgehen den Satz "Ich gebe heute 100 Prozent für meine Mannschaft" unterschreiben sollten. Felix Borja fügte noch auf Spanisch den Satz "Alles, was wir können, kommt von Gott" hinzu. So war es vermutlich die Addition aus hundertprozentigem Einsatz und göttlichem Beistand vor allem in der ersten, von den Gästen dominierten halben Stunde, die den Mainzern den ersten Heimsieg in der Rückrunde bescherte. "Wir waren der verdiente Sieger gegen starke Offenbacher", sagte Klopp.

Seinen Spielern fiel die Bewertung der 90 Minuten schwerer. "Auf der einen Seite hatten wir zehn hundertprozentige Chancen", sagte Daniel Gunkel. "Auf der anderen Seite hatten wir katastrophale erste 20 Minuten, in denen wir richtig Glück hatten, dass die Kickers nicht schon 2:0 führten." Gunkel beschränkte sich in seinem abschließenden Urteil deshalb darauf, von einem Big Point im Aufstiegsrennen zu sprechen, wie ihn die Mainzer in den kommenden elf Spielen bis zum Saisonende noch oft landen müssten. An einem Wochenende, an dem die ersten Fünf der Tabelle alle siegten, haben die Mainzer dank des vierten Saisontreffers von Tim Hoogland erneut den Aufstiegsplatz verteidigt. "Schön, dass wir mitgezogen haben", sagte Klopp. "Vor allem die Gladbacher werden sich als Tabellenführer vermutlich totärgern, dass sie das ganze Wochenende nach ihrem Freitagssieg auf Ausrutscher warteten, aber letztlich doch wieder nur vier Punkte Vorsprung haben."


Während die Zuversicht in Mainz wieder Einzug hält, sucht der Bundesligaabsteiger noch immer die in der Winterpause abhanden gekommene Form aus den Heimspielen der Vorrunde. "Uns fehlt diese Souveränität sicherlich noch", sagte Kapitän Dimo Wache. "Das liegt auch daran, dass es einige bei uns derzeit nicht schaffen, sich 90 Minuten zu konzentrieren." Aus dem Grund vergaben die Mainzer in der Schlussphase etliche Überzahlsituationen kläglich. Immerhin stand dafür die Hintermannschaft gegen das starke Offenbacher Sturmduo Aristide Bancé und Suat Türker meist souverän, die Umstellung von einer Raumdeckung auf eine kombinierte Mann-Raum-Deckung bei den Standards sorgte zudem nach den zahlreichen Gegentreffern der vergangenen Wochen nach Eckbällen und Freistößen für neue Sicherheit. Die Null steht also womöglich derzeit recht sicher in Mainz. Und vorne hilft vermutlich der von Borja angerufene liebe Gott.