Nach 0:1-Heimpleite gegen Aachen kommt es zum "Aufstiegs-Halbfinale" in Köln

MAINZ Herber Rückschlag für Fußball-Zweitligist FSV Mainz 05 im Aufstiegskampf: Das Team von Jürgen Klopp kassierte eine 0:1 (0:0)-Niederlage am heimischen Bruchweg gegen Alemannia Aachen und purzelte vom zweiten auf den vierten Platz.


Von

Jens Grützner

Am Sonntag kommt es zum Duell mit dem neuen Zweiten, dem 1. FC Köln, der den 05ern zwei Punkte voraus ist. "Das ist ein echtes Halbfinale", sagte Jürgen Klopp. "Wenn wir das gewinnen, kriegen wir noch unser Finale."

Im Zweitliga-Aufstiegskampf der Saison 2002/03 musste der FSV Mainz 05 am 30. Spieltag zu Alemannia Aachen. Die 05er kamen als Drittplatzierter zum Tivoli. Die Aachener Anhänger empfingen die Mainzer mit einem Transparent auf dem stand: "Wir spucken euch in die Aufstiegssuppe." Tatsächlich kassierten die Mainzer eine 0:3-Pleite und fielen auf Rang vier zurück - den sie auch am Saisonende belegten, weshalb sie noch eine weitere Saison in der Zweiten Liga verbrachten. Gestern Abend hatten die Alemannia-Fans kein Plakat mitgebracht. Doch sie riefen Ende der zweiten Hälfte bestens gelaunt: "Wie ist das schön, euch wieder zu sehen" - in Liga zwei.

Doch so weit ist es nach dem Treffer von Daniel Brinkmann in der 75. Minute zum 0:1 noch nicht. Noch haben die 05er eben zuvorderst in Köln die Chance, mit einem Sieg am 1. FC vorbeizukommen, wieder Herr des eigenen Geschicks zu werden. Bei einem Remis oder einer Niederlage den Rhein abwärts sind die Mainzer dann aber vor allem auf die Ergebnisse der drittplatzierten Hoffenheimer angewiesen - bei einer Pleite könnte der Nichtaufstieg sogar schon besiegelt sein und damit die Ära Klopp als Trainer nach sieben Jahren. "Eine gewisse Agonie ist da. Und wenn wir die nicht abschütteln können, haben wir ein ernstes Problem", sagte 05-Präsident Harald Strutz.

Die Mainzer Anhänger hatten den handfesten Rückschlag relativ schnell verdaut. Mit Rufen nach einem "Auswärtssieg" schickten sie die 05-Profis in die Kabine. Und auch Jürgen Klopp hatte sich nach einer kurzen Besinnungsphase schnell wieder im Griff. "Wir haben noch eine sehr gute Chance. Man muss blind sein, wenn man die nicht erkennen will. Wir werden jetzt regenerieren. Und dann fahren wir nach Köln zu einem Fußballspiel, in dem zwei Mannschaften nach vorne spielen, in dem es Räume gibt."

Am Bruchweg war das gestern anders. Alemannia Trainer Jürgen Seeberger, ein guter Freund Klopps, hatte die Aachener, für die es um nichts mehr geht in dieser Saison, perfekt defensiv eingestellt. "Ich will eine Willensleistung sehen", hatte der 43-Jährige vor dem Spiel betont. Er bekam sie geliefert. Die Aachener rannten und kämpften bei warmem Wetter, als würde es für sie noch um Alles gehen." Keiner gab ein direktes Duell verloren. Der 05-Chefcoach hatte seine Profis zwar darauf vorbereitet und die Mainzer verausgabten sich komplett gegen diesen Gegner, doch sie waren außer Stande, spielerische Mittel gegen das Bollwerk zu finden. Unter dem Druck der Tabellensituation missrieten im Laufe der Zeit einfachste Zuspiele. Deswegen hielten sich die Chancen auch in engen Grenzen. Chadli Amri schlenzte in der 38. Minute an die Latte, Daniel Gunkel köpfte fünf Minuten vor Schluss aus sechs Metern übers Tor. Ansonsten gab es nur Distanzschüsse, die Alemannia-Keeper Thorsten Struckmann locker parierte. Dafür gelang Daniel Brinkmann eine Viertelstunde vor Schluss ein echtes Pfund mit dem Vollspann.

Als die 05er in der Saison 2003/04 den Aufstieg packten, sprangen sie am letzten Spieltag von Platz vier auf drei. Jetzt sind sie wieder in der Rolle des Verfolgers.