Beutel: Klima-Probleme bei Stadionbau beherrschbar
Bürgermeister Norbert Schüler und OB Jens Beutel sind überzeugt:
der Standort Bretzenheim für das neue 05-Stadion ist machbar.

Vom 28.02.2008
Von Monika Paul

Für Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) ist ein Stadion-Bau in Bretzenheim die letzte Chance, eine neue 05-Arena zu errichten. "Das ist der einzige Standort, der in Frage kommt. Wenn das Stadion hier nicht gebaut wird, dann gibt es kein neues Stadion in Mainz", sagte Beutel gestern der AZ.

Bei der Standortsuche sei der Stadtvorstand nicht "blauäugig" vorgegangen. Ein Neubau an dieser Stelle sei wegen der Kaltluftströme nach Bretzenheim und in die Innenstadt bedenklich, räumte er ein, dennoch sei Rechtssicherheit für die Stadt gegeben. Der Gutachter habe bei seiner ersten Einschätzung zwischen Kaltluft-Entstehung und Kaltluft-Transport unterschieden: Erstes sei "kritisch, aber beherrschbar", zweites "kritisch, aber kompensierbar". Um einen Ausgleich für die Frischluftzufuhr zu schaffen, werde auf ein Parkdeck für die neue Fachhochschule verzichtet. Das Stadion solle mit einer von 25 auf 20 Meter reduzierten Höhe möglichst niedrig gebaut werden. Auch würden auf den Parkplätzen für das Stadion keine Bäume gepflanzt.

Das klimaökologische Konzept der Stadt sieht vor, fünf Kaltluftschneisen zu erhalten, die wie fünf Finger einer Hand zur Innenstadt führen. Diese Frischluftschneisen sind zwar nicht dezidiert im Flächennutzungsplan ausgewiesen, die Stadt muss aber im Rahmen von Bebauungsplanverfahren darauf achten, dass es nicht zu schwerwiegenden Klimabelastungen kommt. Der entsprechende Nachweis für den Stadion-Neubau wird in einem Umweltbericht geführt, den ein Karlsruher Institut verfasst.

Beutel rechnet nicht damit, dass die Verkehrsbelastung am neuen Standort größer ist als bislang am Bruchweg. Es gelte das gleiche Verkehrskonzept, umliegende Wohngebiete würden also vor Heimspielen für Nicht-Anlieger gesperrt. Die geplanten 1200 Parkplätze, die vom Europakreisel her erschlossen werden, seien ausreichend. Falls sich im Rahmen der Bebauungsplanung doch noch ein größerer Bedarf ergebe, könne die Stadt jederzeit zusätzliche Grundstücke am Europakreisel erwerben.

Beutel relativierte die Aussage, das Portland-Areal sei nur aus taktischen Gesichtspunkten ins Gespräch gebracht worden. Die Weisenauer Fläche sei aber zu teuer, und die Verkehrserschließung wäre schwierig geworden, so Beutel.

Die Grünen forderten gestern Einsicht in die klimaökologische Voruntersuchung zum Standort. "Wir nehmen die Bedenken der Anwohner gegenüber dem Stadion in Bretzenheim sehr ernst", erklärte Fraktionssprecher Günter Beck. Das Stadion liege mitten in einem "Kaltluftsee von herausragender Bedeutung", ergänzt Matthias Rösch, baupolitischer Sprecher. Angesichts zunehmend warmer Sommermonate sei eine gute Frischluftzufuhr für die Innenstadt unbedingt notwendig.