Feilschen um Klopp

Auf dem Trainermarkt hat sich ein munteres Bieterverfahren um den Mainzer Coach Jürgen Klopp entwickelt. Zu den Teilnehmern gehören unter anderem Hamburg, Schalke und eine österreichische Vereinigung.
Von Philipp Selldorf

Hätte nicht jemand die Regelung mit dem Schaltjahr erfunden, wäre der gregorianische Kalender ständig in Bewegung, und in 350 Jahren würden Frühlingsanfang und Weihnachten auf einen Tag fallen. Das kann niemand wollen. Allerdings hat sich jetzt gezeigt, dass das Jahr 2008 für einen verlängerten Februar besonders ungünstig ist: Da sich Jürgen Klopp in Mainz bis Ende März Bedenkzeit über seine Trainerzukunft ausbedungen hat, müssen die Fans seiner künftigen Vereine noch einen weiteren unerträglichen Tag warten.

Zwar könnte Klopp seinen Vertrag beim Zweitligisten Mainz 05 mit beliebiger Dauer verlängern, doch konkurriert der FSV mit vielen anderen Bewerbern. Namentlich ermittelt wurden bisher der Hamburger SV, Stuttgart, Schalke 04, der 1. FC Köln sowie eine Vereinigung namens Red Bull Salzburg. Ferner soll es eine hohe Dunkelziffer weiterer Angebote geben. Durch einen Anruf von Uli Hoeneß hat sich außerdem der FC Bayern München das Vorkaufsrecht auf Klopp gesichert, der damit als Nachfolger für Jürgen Klinsmann bereits feststeht.

Klopp hat diesen irritierenden Zustand bisher unverletzt verkraftet. Die Gedanken an seine persönliche Zukunft und die aktuelle Arbeit beim FSV könne er "sensationell gut voneinander trennen", erklärte er während dieser Woche im sympathischen Mainzer Dialekt. Dennoch wird eine Lösung gesucht, damit die Fans der um ihn werbenden Vereine nicht zu sehr enttäuscht werden. Zuschriften von Anhängern des HSV, Schalke und anderer Klubs auf Klopps persönlicher Homepage lassen Szenen der Verzweiflung befürchten, sobald er über den nächsten Vertrag entscheidet.

Da es dem Trainer trotz seiner energetischen Natur nicht möglich ist, mehrere Teams gleichzeitig zu trainieren, wird nun ein Bieterverfahren organisiert. Anwärter können bis Ende März in speziell eingerichteten Datenräumen Klopp-Unterlagen sichten, historische Taktiktafeln und Videos einsehen sowie Zeugenaussagen von Klopp-Spielern wie Manuel Friedrich hören. Volle Diskretion wird zugesichert. Die höchste Offerte entscheidet. Die nächsten unterlegenen Bieter sollen Entschädigungen erhalten: Wahlweise wird ihnen Urs Meier oder Johannes B. Kerner zur Verfügung gestellt.