Wir alle sind Mainzer! Ich sehe nichts!


Vom 10.03.2008

Von Sven Hieronymus

Wissen Sie wie das ist, wenn man sich für Fußball interessiert, sich aber niemand dafür interessiert, dass man das tut. Also für Fußball grundsätzlichen schon, aber nicht für meinen Verein. Ich bin gerade unterwegs auf Tour mit einem Köln-Fan, einem Schalke-Fan und einem... ich traue mich kaum es auszusprechen... einem Fan der Oberliga Südwest... also Kaiserslautern. Mit solchen Typen bin ich seit Wochen in der Republik unterwegs und bekomme nur am Rande mit, wie unsere Buben kicken.

Beim Koblenz-Spiel war ich im ICE, Fürth habe ich live erlebt, Gladbach am Fernseher, gegen Jena wurde ich informiert per SMS von meiner Frau und beim Freiburg-Spiel war ich in Herford: In einem eiskalten Bahnhof, mit dem Handy ins Internet und dort kurz vor der Zugabe mitbekommen, dass Freiburg führt. Auf die Bühne, runter von der Bühne und "aktualisieren" gedrückt und siehe da 1:1.

Dann liest du, dass Klopp geht, nicht geht, vielleicht geht, Bretzenheimer keine Frischluft mehr bekommen und Amri nur noch jammert wegen Rückenschmerzen. Die Buben steigen vielleicht auf und ich bekomme es nicht mit. Und die DFL legt die Spieltermine so, dass ich auch ja am falschen Tag am falschen Ort bin. Habe ich montags frei, spielen die freitags, habe ich sonntags frei, spielen die montags und bin ich Freitag zu Hause, kicken die sonntags. Hätte ich nur in der Schule aufgepasst, dann hätte ich einen anständigen Beruf erlernt und könnte den Buben beim Kicken zuschauen.

Doch gestern war es mal wieder so weit. Ich war da und unsere Jungs auch. Der Vorort von Frankfurt machte richtig Druck und unsere Buben spielten so, als wollten sie Lautern folgen. Dann bekommen wir es in den Griff und die "Großmäuler" ohne eigene Vorwahl retten ein paar mal auf der Linie. Pause. Stundenlanges Anstehen am Toilettenhäuschen und am Bierstand und wieder hoch. Hoogland köpft irgendwie, irgendwann ein Tor und wir gehen in Führung. Der Vorortstürmer Türker hat sich anscheinend beide Beine gebrochen, denn er fällt ständig hin. Zwischendrin weist Klaus Hafner drauf hin, dass das Spiel unterbrochen ist, auf den Schiri hört eh keiner mehr und Amri zeigt uns, dass man auch aus kurzer Distanz das Tor nicht treffen kann. Wenn du früher im Schulhof so ein Ding versemmelt hättest, wärst du noch Wochen später beim "Tipp-Topp" am Schluss gewählt worden. Aber bei uns darf das jeder, denn kontern können wir ja gar nicht. Da laufen wir zu fünft auf einen Verteidiger und den Torwart zu (der sich gerade die Schuhe bindet und seine Haare föhnt) und machen... nichts draus. Wie sagte eine Freundin zu mir: "Wenn ich so Haare schneiden würde, könnte ich meinen Laden dicht machen!" Wir aber machen noch bis Mitte Mai weiter und dann schauen wir mal.

Also mit "wir" meine ich Sie, denn wer weiß, was ich noch zu sehen bekomme. Aber wenn ich nichts sehen kann, muss ich wenigstens nicht beim Pinkeln anstehen und bekomme mein Bier pünktlich. Wir alle sind Mainzer... und mir derfe des!