Ex-05-Profi und Marketingmann Uwe Stöver führt den SV Wehen Wiesbaden als Manager ins nächste Profijahr

Vom 04.04.2008

grü. Der FSV Mainz 05 gegen den SV Wehen Wiesbaden: Das ist auch ein bisschen das Duell der Manager Christian Heidel und Uwe Stöver, die 1999 gemeinsam an Marketingstrategien für die Mainzer tüftelten, die dann letztlich auch Erfolg hatten.


Der direkte Weg von Fußballern vom Mainzer Bruchweg zum Wehener Halberg war in den zurückliegenden Jahren viel belaufen. Zu den bekannteren Schreitern gehörten: Guido Schäfer, Michael Müller, Thomas Zampach und Ermin Melunovic. Mit diesen Aktiven schafften die Wiesbadener zwar nicht den Aufstieg, aber sie hielten sich mit ihnen in der Regionalliga. Mit Christian Hock orchestrierte dann ein Ex-05-Profi als verantwortlicher Trainer den Sprung in den Profibereich. Im Team: Der ehemalige 05er Sandro Schwarz, der über den Umweg Rot-Weiß Essen Taunusstein erreichte. Und seit November nun arbeitet Uwe Stöver, in 45 Zweitliga-Spielen von 1995 bis 1999 in Mainz aktiv, als Manager der Hessen an der Fortsetzung der Erfolgsstory. Man kann sagen, dass sich die Nähe zu Mainz für die Wiesbadener gelohnt hat. Wobei ein Uwe Stöver auch am Aufstieg der 05er von einem No-Name-Klub zu einem Sympathieträger Anteil hat.

1999 schulte Stöver vom von vielen Knieverletzungen gezeichneten Profi zum Marketingmenschen auf der Geschäftsstelle am Bruchweg um und coachte nebenbei die Amateure-Mannschaft. Zusammen mit Manager Christian Heidel arbeitete Stöver am Image der 05er. "Unser Ziel war, den Klub für Zuschauer und Sponsoren attraktiver zu machen, um mehr Mitglieder zu bekommen", erinnert sich der Neu-Hesse. "Es war kühn damals, dies offensiv zu formulieren."

Plakate mit Hock

Im Juli 1999 stellten die Mainzer ihr Modell der Öffentlichkeit im Schloss vor. Großer Bestandteil der publikumswirksamen Arbeit waren großflächige Schwarz-Weiß-Plakate. Auf einem war Stürmer Sven Demandt zu sehen, der lässig neben einem Kühlschrank lehnte. Ein Mainzer Sportjournalist hatte dem 05-Goalgetter den Kosenamen Kühlschrank aufgrund dessen Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor verliehen. Vom anderen Plakat grüßte: Christian Hock. In alten Lederhosen und mit einem alten Lederball wirkte er auf dem Bild wie ein Flashback zu den Zeiten von Fritz Walter und Co. Uwe Stöver erinnert sich daran, dass es darüber hinaus harte Arbeit war, Tickets für Mainzer Spiele an den Mann und die Frau zu bringen. "Ich bin mit einem Mitarbeiter in die Universität rein. Beim ersten Mal habe ich 60 Tickets verkauft, beim zweiten immerhin 120, dann waren es 300." Der Ex-Profi fühlte sich für vieles verantwortlich, wollte die Chance, die ihm die 05er ermöglicht hatten, nutzen. "Eigentlich gab es seine Stellung bei uns im Verein zuvor ja gar nicht. Aber Uwe hat sich sehr gut eingebracht. Wobei er wohl auch nicht für möglich gehalten hat, ein paar Jahre später Manager eines Zweitligisten zu sein", sagt Christian Heidel. Und Uwe Stöver erklärt: "Unser Modell war auf drei bis fünf Jahre angelegt. Es war für mich spannend mit anzusehen, wie es mit den sportlichen Erfolgen einhergehend aufging."

Nun kann Uwe Stöver auf einem wesentlich höheren Ausgangsniveau als dem damaligen der Mainzer zeigen, was er kann. "Ich kann jetzt schon sagen, dass ich den richtigen Schritt hierher getan habe", sagt der 41-Jährige. Zwischen Mainz und Wiesbaden lagen sieben Jahre beim 1.FC Kaiserslautern, in denen Uwe Stöver zuletzt für das Nachwuchsleistungszentrum verantwortlich war, sprich: für alles von der Amateure-Abteilung der Pfälzer hinab bis zu den jüngsten Talenten. Er wechselte aus einem laufenden Vertrag beim FCK heraus. "Ich bin nicht im Groll gegangen. Ich hatte die Chance der Weiterentwicklung. Nachdem ich mir in Wiesbaden alles angeschaut habe, wollte ich sie nutzen."

Schon bevor Uwe Stöver beim Klub des Wasserfiltermillionärs Heinz Hankammer anheuerte, entwickelte sich der SV Wehen Wiesbaden rasant. Rasanter, als es viele für möglich gehalten haben. Im Schnitt werden die Hessen zum Saisonende über 9000 Zuschauer begrüßt haben. In der Aufstiegssaison auf dem Halberg tauchten durchschnittlich nur 900 Anhänger auf. "Für mich ist besonders spannend, dass die Strukturen im Verein zwar schon gelegt, aber noch veränderbar sind", sagt der Manager. Die großen Ziele der Stöverschen Arbeit sind: Aufbau eines Jugendleistungszentrums mit hauptamtlichen Kräften, Etablierung der zweiten Mannschaft in der Regionalliga, um den bestmöglichen Unterbau für die Profimannschaft zu haben, und natürlich die Etablierung der ersten Mannschaft im Lizenzfußball. Die Wehen-Wiesbadener Amateure steigen als derzeitiger Oberliga-Zweiter locker in die neue Regionalliga auf. Und Stöver kann jetzt schon das zweite Jahr der Profis in der Zweiten Liga planen. "Deswegen verdient das Trainerteam großen Respekt", sagt Uwe Stöver. "Unsere Spieler rekrutierten sich fast ausschließlich aus dem Bereich Regionalliga und von Zweitliga-Absteigern. Christian Hock als Verantwortlicher hat eine harmonische Einheit geschaffen." Eine, die mit 37 Punkten als Siebter nur sechs Zähler unterhalb den Mainzern rangiert. Dass Hock, mit dem Stöver einige Spiele am Bruchweg die linke Seite bearbeitet hatte, Trainer ist, trug auch zur Entscheidung Pro-Wiesbaden bei. Nicht, dass Stöver und Hock beste Kumpels wären. "Aber man kennt den Charakter des anderen. Das macht die Sache einfacher", so der Manager. Zu Hock fällt ihm folgendes ein: "Christian ist sehr umgänglich, leistungsorientiert und ehrlich - das sind Attribute, die ich auch für mich in Anspruch nehme."

Stöver hat alle Leistungsträger bis auf einen längerfristig an den Klub gebunden. Der eine: Bakary Diakité, der vom FSV Mainz 05 an den Aufsteiger ausgeliehen ist. "Aber ich denke, dass wir gute Möglichkeiten haben, ihn zu verpflichten." Der Angreifer, der Probleme mit 05-Trainer Jürgen Klopp hatte, avancierte zwischenzeitlich zum Nationalspieler von Mali. Die Grundlagen sind also vorhanden, um aus Wiesbaden tatsächlich auch eine Fußballstadt zu machen. Dass Stöver irgendwann die Arbeit eines Managers mit der eines Trainer wieder tauschen könnte, will der 41-Jährige nicht ausschließen, "aber im Moment sieht es nicht danach aus."

Seit seinem Amtsantritt an der Mainzer Straße in Wiesbaden hat Uwe Stöver ein, zwei mal mit Christian Heidel telefoniert. "Er hat mir viel Glück gewünscht", sagt der Wehen-Wiesbadener Manager. "Wir haben ein gutes, freundschaftliches Verhältnis."